Das jameda-Interview: 11 Fragen an Herrn Kramer

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellte jameda Herrn Kramer interessante Fragen über kritische Patienten, Neuerungen in der Zahnmedizin und Defizite im Gesundheitssystem.

jameda: Herr Kramer, warum sind Sie Zahnarzt geworden?
Herr Kramer: Ich bin Zahnarzt geworden, weil dieser Beruf eine gelungene Mischung aus geistig anspruchsvoller Tätigkeit und gleichzeitig ein großes Maß an handwerklicher Tätigkeit darstellt. Außerdem hat man mit Menschen zu tun und es ist immer wieder mit jedem Patienten spannend eine individuelle Betreuung, Beratung und Lösung zu finden.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Kramer: Die größte Freude im Praxisalltag stellt für mich das Finden individueller Lösungsansätze dar. Die größten Herausforderungen sehe ich in der Problemlösung manchmal nicht ganz so einfacher Fälle und darin einen gelungenen Mittelweg zu finden zwischen der klassischen Zahnmedizin und individuellen Lösungen.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Kramer: Zu den häufigsten Vorurteilen gehört sicher, dass die zahnärztliche Behandlung Schmerzen bereitet, unangenehm und kostspielig ist.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen? 
Herr Kramer: Bezogen auf die lange dauernden Behandlungsverläufe versuche ich den Patienten diesen Zeitraum, von z.B. einem halben Jahr, im Verhältnis auf das gesamte Leben zu betrachten, und ganz wichtig den Blick auf das Ziel nicht zu verlieren. Mit dem ersehnten Ziel vor Augen, mit der Vorfreude auf einen beispielsweise besseren Kaukomfort schwindet die Zeit bis dahin schon deutlich schneller. Außerdem versuche ich, den Patienten auch gut provisorisch zu versorgen. Wichtig ist außerdem, den Patienten auf die kleinen Erfolge und Schritte in Richtung Behandlungsziel aufmerksam zu machen.

jameda: Was denken Sie, wenn ein Patient Ihre Ratschläge nicht befolgt?
Herr Kramer: Ganz ehrlich?!? Zunächst versuche ich so etwas nicht persönlich zu nehmen, und frage mich dann, was den Patienten vielleicht bewegt nicht meinem Ratschlag zu folgen, und/oder, ob mein Ratschlag unter Umständen gerade in dem individuellen Fall nicht wirklich geeignet war.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Kramer: Änderung des Gesundheitssystems? Im Großen und Ganzen haben wir ein sehr gutes und gerechtes Gesundheitssystem und das auf hohem wissenschaftlichem Niveau.  Die Neuerungen und medizinischen Fortschritte sollten früher in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden, da ist mir das System zu träge und unaufgeschlossen. Es müsste etwas mehr Spielraum auch für individuelle Lösungen und Erstattungen geben.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Kramer: Verbesserungspotential sehe ich v.a. in der eigenen Kritikfähigkeit der Ärzteschaft und in der Schaffung von mehr Transparenz in den Therapieansätzen.

jameda:  Was war die letzte große Veränderung in der Zahnmedizin?
Herr Kramer: Schwere Frage. Es geht immer wieder weiter und voran. Im Bereich der Endodontie hat sich rasant viel getan, ebenso in der Implantologie und Parodontologie. Man nimmt zunehmend mehr Notiz von der gesellschaftlichen Entwicklung, bezogen auf die Altersstruktur und Altersverteilung.

jameda: Was denken Sie über Naturheilkunde?
Herr Kramer: Naturheilkunde hat sicherlich seine Bedeutung und stellt einen festen Teil der medizinischen Therapie dar. Trotzdem halte ich mich eher für einen Vertreter der klassischen (Zahn-)Medizin, bin aber nicht verschlossen gegenüber der Naturheilkunde.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Kramer: Es gibt viele kleine und große Erlebnisse, Zitate, Patienten, die immer wieder einmal in Erinnerung kommen: Aussprüche von Kindern, rechtzeitig erkannte Krankheiten, etc. Das auf ein einziges Erlebnis, einen einzigen Patienten allein zu reduzieren, das würde keinem dieser Erlebnisse gerecht werden. Vielleicht eine kleine Geschichte eines kleinen Jungen, der auf meine Frage, was er später einmal werden möchte, erwidert hat: Ja was schon? Groß natürlich!

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Kramer: Auf seinen Körper zu achten und immer wieder einmal in sich hinein zu hören, wie es einem geht. Jeder von uns hat nur diesen einen Körper, deshalb sollte man stets den guten Mittelweg finden.

Zahnärzte | Zahnärzte Berlin | Zahnärzte Hamburg | Zahnärzte München | Zahnärzte Köln | Zahnärzte Frankfurt