Artikel 24/01/2018

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Robert Oliver Wolf

Dr. med. Robert Oliver Wolf Radiologe
Dr. med. Robert Oliver Wolf
Radiologe
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Wolf interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Radiologe.

jameda: Herr Dr. Wolf, was hat Sie motiviert, Radiologe zu werden?

Dr. Wolf: Aus einer alten Arztfamilie kommend hatte ich immer schon Kontakt zur Medizin und schon früh im Studium ein großes Interesse für Bildgebung und nichtinvasive Möglichkeiten, das Innere des Körpers darzustellen. Dazu gehörten damals neben dem Röntgen noch einfache, analoge Untersuchungen wie Sonographie und Thermographie. Als ich dann etwa 1994 die Offerte bekam, eine orthopädisch-radiologische Studie und meine Promotionsarbeit an einem ersten 1.0T-MRT an der RWTH-Aachen durchzuführen, war mein Entschluss gefasst, Radiologe zu werden .

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie  die größten Herausforderungen?

Dr. Wolf: Das Schönste, was man als Arzt erleben kann, ist für mich, Befunde zu erkennen. Nur wenn Diagnosen gestellt werden, sind Behandlungen möglich. Manchmal kann man so auch Leben retten.

Die größten Herausforderungen des radiologischen Praxisalltages sehe ich in dem Risiko, Fehldiagnosen zu stellen, wodurch Patienten z.T. unnötige Behandlungen erleiden müssen. Deshalb versuche ich immer, den Patienten als Ganzes zu betrachten. Die Befunde müssen zur klinischen Untersuchung passen, anders gesagt: „Wir behandeln Menschen und keine Bilder“.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Dr. Wolf: Relativ selten kommt es dazu, dass sich Patienten vernachlässigt fühlen oder länger warten müssen und sich dann beschweren. Aber insgesamt geht es bei uns nach festem Terminplan mit einem relativ ausgeklügelten System, um Wartezeiten zu minimieren. Wir sind natürlich auch verpflichtet, Notfallpatienten anzunehmen oder bei schwierigen Fragestellungen die Untersuchung auszuweiten. Meistens verstehen das die Patienten.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Dr. Wolf: Dadurch, dass wir durch ständige Investitionen auf technisch höchstem Niveau liegen, sind die Untersuchungszeiten sehr gering. Schmerzpatienten werden mit Medikamenten versorgt, um die Untersuchung ohne Bewegungsartefakte zu absolvieren. Für Platzangstpatienten bieten wir Geräte mit größtmöglichen Öffnungen, Sedierung oder Alternativuntersuchungen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Dr. Wolf: Je nach Erkrankung überwiegend sehr gelassen, um das Vertrauen und die sogenannte Patientencompliance zu erhalten und zu erhöhen. Ich mache dem Patienten klar, dass es um seine Gesundheit geht und er es für sich macht. Ansonsten gebe ich Tipps zum einfacheren Befolgen des Therapieplans oder der Medikamenteneinnahme.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Dr. Wolf: Ich würde aus jeder Branche einen Abgesandten ernennen, so dass alle dasselbe Stimmrecht haben. Es gäbe einen ambulanten Arzt, einen Klinikarzt, Krankenkassen-, KV- und Pharma-Abgesandte. Ich denke, dass dann die kompetentesten Fachvertreter gemeinsam entscheiden können, wo es am besten langgeht.

Es kann doch nicht sein, dass Politiker ohne echte Kenntnis der Situation entscheiden können, was dem Patienten am besten hilft und auch wie die Versorgung auf diesem Niveau weiter tragbar bleibt. Insbesondere auch für die niedergelassenen Ärzte, den größtenteils der Erfolg des Gesundheitssystems in Deutschland zu verdanken ist.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Dr. Wolf: Das kann man nicht allgemein beantworten. Es ist von Arzt zu Arzt unterschiedlich und auch davon abhängig, welche Position er einnimmt.

Grundsätzlich kann ich nur sagen, dass Ärzte auch Menschen sind. Wenn sie eine Dienstleistung anbieten, kann es passieren, dass der ein oder andere nicht immer dem Idealbild des Patienten entspricht. Dafür sollte man nicht gleich den Arzt verurteilen, sondern das Ganze sehen. Etwas mehr Dankbarkeit wäre manchmal wünschenswert.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Dr. Wolf: Anhand von laufenden Fortbildungen in In- und Ausland, Kongressen und der Fachliteratur versuchen wir auf technisch und fachlich höchstem Niveau zu arbeiten. Unsere Erfolge zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die neuesten Investitionen gerade im letzten und in diesem Jahr sind ein Kernspintomograph mit den meisten Gradienten und sämtlichem Zubehör. Außerdem ein Computertomograph für PRT-Periradikuläre-Therapien und FIT-Facetten-Infiltrationstherapien mit Calzium-Scooring und Angio- und Kardio-Software. Insbesondere unsere neue Orthovolt-Bestrahlungsanlage, mit der wir immense Erfolge im Bereich der Röntgenreizbestrahlung von gutartigen Erkrankungen wie u.a. Rheuma und Arthrose sowie nahezu jeglichen Schmerzauslösern erzielen können.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Dr. Wolf: Wir haben hier viele positive Erlebnisse. Sehr eindrucksvoll sind aber immer die neuen Großgeräte, die mit immensen Kränen im Schneckentempo angefahren werden, da sie mehrere Tonnen schwer sind. Dabei werden die Feuerwehrzugänge abgesperrt, die Außenfassaden offengelegt und riesige Schienensysteme tragen die Geräte dann zu ihrem Bestimmungsort. Da kriege ich schon Gänsehaut beim Erzählen. Das ist für mich so ähnlich wie eine Schiffstaufe vor der Jungfernfahrt.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. Wolf: Die Medizin hat sich in den letzten 30 Jahren so stark weiterentwickelt und bietet so viele Möglichkeiten. Sie zu nutzen, hängt von jedem selber ab. Wir können es nur empfehlen, aber niemanden zwingen. Im Rahmen der Prävention gibt es ein riesiges Spektrum von Untersuchungen, mit dem wir Erkrankungen in dem Stadium erfassen können, in dem eine 100-prozentige Heilung möglich ist. Das Gesundheitsbewusstsein hat sich in Deutschland bisher immer weiter zum Positiven verändert und ich bin sicher, dass optionale medizinische Untersuchungen immer weiter zunehmen werden. So lassen sich letztendlich auch die Gesamtkosten im Gesundheitswesen weiter reduzieren.

Zur Person

Facharzt für diagnostische Radiologie

Fachkunde Nuklearmedizin – Endokrinologie-

Schmerztherapien PRT - FIT

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