Das jameda-Interview: 7 Fragen an Herr Dr. Ulf Gärtner

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Ulf Gärtner interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.

jameda: Herr Dr. Gärtner, was hat Sie motiviert, Zahnarzt zu werden und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Herr Dr. Gärtner: Die Kombination aus Technik, Medizin und manueller Geschicklichkeit haben bei mir die Faszination des Berufes ausgemacht. Durch Arbeiten im Dentallabor vertiefte sich der Wunsch, Zahnarzt zu werden.

Die Spezialisierung im Bereich der Kiefergelenk-/Funktionsbehandlung und der Ästhetik kam dann eher zufällig. Die Frage, warum ich mir mehr und mehr Gedanken in diesem Bereich gemacht habe, kam durch die Fragestellung, warum Zahnersatz manchmal funktionell sofort passt und manchmal nicht.

Über die Zähne musst ich mir Gedanken zur Muskulatur und den Kiefergelenken machen, nach der Betrachtung der Kiefergelenke musste ich mir Gedanken zur Hals-Wirbelsäule und dann auch noch zur Statik machen. Langsam aber sicher wurde aus der kleinen Betrachtung eine umfangreiche, gesamtkörperliche Betrachtung, die ich jetzt seit über 20 Jahre durchführe.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Herr Dr. Gärtner: Der Tätigkeitsschwerpunkt ist zum einen die CMD-Behandlung (cranio-mandibuläre Dysfunktionsbehandlung) und zum anderen die ästhetische Rekonstruktion. Bei der CMD-Behandlung ist es faszinierend, wie über eine Kombinationsbehandlung mit manueller Therapie, eine Beeinflussung der Körperstatik erfolgt. Es ist toll, in wie weit Kiefergelenk- und Gesichtsschmerzen behandelt werden und wie scheinbar immer schon vorhandene Schmerzen, plötzlich verschwinden.

Die Ästhetik ist sehr eng mit der CMD-Therapie verbunden, denn am Ende einer viel monatigen CMD-Therapie haben viele Patienten den Wunsch nicht nur zu funktionieren, sondern auch ästhetische Zähne vorzuweisen. Darüber hinaus wird das ästhetische Empfinden der Patienten größer. Dadurch ist natürlich auch der Wunsch nach schönen, ästhetischen Zähnen gegeben.

jameda: Gibt es ein medizinisches Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Dr. Gärtner: Prof. Slavicek und Prof. Bumann. Beide haben für Ihre Zeit bahnbrechende Entwicklungen im Bereich der CMD-Behandlung durchgeführt.

jameda: Gibt es in der Gegenwart Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Dr. Gärtner: Gerade im Bereich der CMD-Therapie sind DVT (digitales Volumentomogramm) und auch die Möglichkeiten der berührungslosen Aufzeichnung (freecorder, arcus digma II) eine bahnbrechende Weiterentwicklung. Im Bereich der ästhetischen Behandlung sind die Möglichkeiten der digitalen Behandlung (intraoral scan, computerbasierte Erstellung von Kronen) eine deutliche Weiterentwicklung.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Herr Dr. Gärtner: Das Umsetzen der Behandlung in einen digitalen Workflow. Das heißt, dass die digitalen Daten der manuellen Behandlung (z.B. der intraorale Scan eines präparierten Zahnes), die digitalen Daten der Gelenkbahnaufzeichnung und ein DVT zusammengefasst werden, so dass Kronen und Brücken mit einer viel höheren Präzision am Rechner erstellt werden können.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Dr. Gärtner: Das der Patient ein Mensch im Behandlungsstuhl ist. Persönliche Gespräche sind genau so wichtig, wie das Erklären von Behandlungen und Behandlungsabläufen bis der Patient diese versteht. Nur dann kann ein Patient auch wirklich eine Entscheidung treffen, was für eine Art von Behandlung er haben möchte.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Gärtner: Eine Patientin, die zwei Monate bevor sie den Ironman auf Hawaii laufen wollte, zu uns kam, sich nicht mehr richtig bewegen konnte und am Ende auf Grund einer Kombinationsbehandlung den Ironman mitmachen konnte, in ihrer Altersklasse gewonnen hat und dies in Weltrekordzeit.

Es war ein tolles Erlebnis zu sehen, wie durch eine gezielte Behandlung die Statik so beeinflusst und dann stabilisiert werden konnte, dass die kiefergelenkbezogene Problematik beseitigt werden konnte.

Zur Person

• Zahnarzt seit 1990
• Funktionsanalytiker und Zahnarzt für ästhetische Prothetik
• Zwei Kinder

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