Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. dent. Holger Scholz

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Scholz interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.

jameda: Herr Dr. Scholz, was hat Sie motiviert, Zahnarzt zu werden?

Dr. Scholz: Ich wollte einen Beruf, in dem ich selbstständig arbeiten kann. Ich wollte etwas im medizinischen Bereich machen und etwas tun, das einen wesentlichen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden anderer Menschen haben kann. Dass es dann Zahnmedizin geworden ist und keine andere Fachrichtung, war eher Zufall. Heute bin ich froh darüber, denn ich habe meinen Traumberuf gefunden, vor allem da ich in der Tagesklinik Konstanz in einem integrativen Kontext arbeiten kann.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Dr. Scholz: Ich freue mich vor allem, dass wir unseren Patienten in der Klinik ein zahnmedizinisches Konzept anbieten können, das ihnen die Chance auf ein gesundes Leben gibt. Damit meine ich zum Beispiel, dass wir, wo immer möglich, biokompatible Materialien verwenden, z.B. nutzen wir Keramik statt Metalle. Die größte Herausforderung ist es, dass wir auf diesem Weg immer wieder eigene Lösungen finden müssen. Zum Beispiel wurden vor über zehn Jahren metallfreie keramische Implantate bei uns in Konstanz entwickelt, damit wir auf Titanimplantate verzichten können.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Dr. Scholz: Eigentlich keinen. Denn die Menschen, die zu uns kommen, kommen wegen unseres speziellen Konzeptes. Diese Menschen haben sich vorher gründlich informiert und wissen, was sie wollen.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Dr. Scholz: Wir haben sehr viele, fast überwiegend Menschen mit chronischen Erkrankungen unter unseren Patienten. Da ist die Behandlung fast immer eine Herausforderung, weil unser Ziel nicht nur gesunde Zähne sind, sondern vor allem gesunde Menschen. So einen Prozess sehe ich für diese Menschen wie das Ziel, eine olympische Medaille zu gewinnen. Deshalb rate ich jedem, auf „sein Team“ zu achten. Mit dem richtigen Team um sich herum kann ein Mensch jedes Ziel erreichen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Dr. Scholz: Wir kommunizieren die Therapie, die wir für einen Menschen empfehlen, bereits bevor er das erste Mal bei uns vor Ort ist. Jeder, der zu uns kommen möchte, muss vorab ein Röntgenbild schicken und einen sehr ausführlichen Fragebogen beantworten. Dann findet zunächst kostenlos und unverbindlich eine telefonische Beratung statt. Wir klären gemeinsam vorab, ob „es passt“. Das erspart uns und dem potentiellen Patienten Zeit und Geld, z.B. für die Anreise. Ich finde das fair, weil die meisten unserer Patienten lang fahren müssen und viele aus dem Ausland kommen.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Dr. Scholz: Wir haben keine Kassenzulassung in der Tagesklinik. Ich die Kassenzulassung vor mehr als zehn Jahren zurückgegeben, weil ich an dem System verzweifelt bin. Weil ich immer mehr gelernt habe, immer mehr wusste und die Restriktionen immer schlimmer wurden. In meiner medizinischen Welt möchte ich jeden Patienten so behandeln können, wie ich meine Familie behandle. Ob das im Großen finanzierbar ist, weiß ich nicht. „Simply the best“, das ist unser Konzept und das wäre mein Konzept für ein ideales Gesundheitssystem.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Dr. Scholz: In allen Bereichen. Ich besuche auch nach vielen Jahren im Beruf ständig hochwertige Fortbildungen aus den Bereichen Zahnmedizin, Medizin, Kommunikation, Sport, Ernährung und vieles mehr. In diesem Jahr (2017) habe ich knapp 200 Stunden mit Fort- und Weiterbildung verbracht, zusätzlich selber Vorträge gehalten, Videos produziert und Fachartikel publiziert.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Dr. Scholz: Wir implantieren ausschließlich mit metallfreien vollkeramischen Implantaten. In der Zahnmedizin ist das für die meisten Kollegen neu, wir machen es seit mehr als 10 Jahren. Wir arbeiten in der Chirurgie v.a. mit Ultraschallinstrumenten (Piezosurgery), weil es schonender und weniger riskant ist. Wir haben ein digitales Röntgengerät zur dreidimensionalen Darstellung von Strukturen und können damit Operationen exakt im Voraus planen. Es gibt eine Reihe weiterer neuer Therapien, die wir in Konstanz nutzen und zum Teil selber entwickelt haben.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Dr. Scholz: Wir behandeln in einem integrativen Konzept mit anderen Therapeuten, vor allem allgemeinmedizinischen Kollegen, sehr viele chronisch kranke Menschen. Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir bislang ein Fall einer an MS erkrankten Frau, die nach der zahnmedizinischen und medizinischen Therapie auf ihren Rollstuhl verzichten konnte. Besonders stolz bin ich auf die Behandlung eines Menschen, der an ALS erkrankt war, einem Leiden, das eigentlich nach heutigem Wissenstand nicht heilbar ist. Bei diesem Menschen sind heute keine Symptome der ALS mehr feststellbar und er stemmt inzwischen schwerere Gewichte als ich.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. Scholz: Die beiden wichtigsten Dinge, die wir für unsere Gesundheit tun können, betreffen die Ernährung und den Sport. Ich empfehle, möglichst viel Gemüse zu essen, einen großen Teil roh, z.B. als „Green Smoothie“, dazu Nüsse und Beeren. Dazu möglichst wenig einfache Kohlenhydrate wie Brot und Nudeln und möglichst hochwertige Fette. Ich verzichte darauf, Tiere zu essen, allerdings vor allem, weil ich sie einfach mag. Außerdem empfehle ich vier- bis fünfmal pro Woche Sport zu treiben und andererseits regelmäßig zu „entschleunigen“. Ich mache das durch Meditation, aber auch ein Gebet wäre ein Beispiel.

Zur Person

Dr. Holger Scholz ist Leiter der zahnärztlichen Tagesklinik Konstanz. Er ist beratender Zahnarzt der Paracelsus Clinica Al Ronc (CH) und Geschäftsführer des Council for Nutritional and Environmental Medicine Germany. Er ist sehr erfolgreich als Peak Performance Coach (NLP-Master und Coach) tätig.

Zur Praxis

Die zahnärztliche Tagesklinik Konstanz ist eine integrative Klinik mit Abteilung für Umweltmedizin unter der Leitung von Dr. Joachim Mutter. Wir verfolgen ein Protokoll, das Menschen in möglichst kurzer Zeit und sicher von Belastungen durch Metalle und Entzündungen in Zähnen und Kiefern befreit.

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