Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Stefan Waibel interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Neurologe.
jameda: Herr Dr. Waibel, was hat Sie motiviert, Neurologe zu werden?
Herr Dr. Waibel: Ich habe meine ersten medizinischen Erfahrungen in der Neurochirurgie und der Neurologie gesammelt. Die Neurologie hat mich wegen der Möglichkeit interessiert, hier auch im Rahmen einer Forschungstätigkeit bisher unbehandelbare Erkrankungen zu bearbeiten und Lösungen zu finden. Später hat mich fasziniert, wie vielschichtig und herausfordernd dieses Fachgebiet ist. Man ist jeden Tag gezwungen, sein gesamtes medizinisches Wissen abzurufen. Das macht auch den Alltag sehr abwechslungsreich.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Waibel: Ich liebe es, mich mit der gesamten Breite der menschlichen Hirn- und Nervenfunktionen zu beschäftigen. Diese reichen von peripheren Nervenschädigungen mit Schmerzen über zentrale Störungen wie nach Schlaganfällen bis zu den Grenzgebieten der Nervenheilkunde hin in die Psychiatrie. Für mich ist die größte Herausforderung, bei jedem Patienten stets das gesamte Spektrum der syndromalen Möglichkeiten abzudecken und diese zu bedenken, damit am Ende eine korrekte Diagnose und Therapiesteht.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Waibel: Ich konnte bisher keine negativen Erfahrungen machen. Häufig sind die Patienten und Ihre Angehörigen im Verlauf des Gespräches überrascht, wie viel Zeit ich mir nehme und wie viele Fragen ich beantworte.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Waibel: Ich versuche genau aus diesem Grund von Anfang an die Ursachen und Lösungen so verständlich wie möglich zu erklären. Damit erreiche ich, dass der Patient und die Angehörigen die Krankheiten und Therapien nicht nur hinnehmen, sondern auch verstehen, warum manchmal größere Anstrengungen notwendig und dann auch zielführend sind.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Waibel: Ich versuche noch einmal auf die Dringlichkeit hinzuweisen und erklären die Wirkungsweise der Therapie anhand von Zeichnungen und Modellen.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Waibel: Ich würde als erstes eine freie Arztwahl für alle Patienten ermöglichen ohne Vertragsarztwesen, damit Patienten und Angehörige zu den für sie besten Ärzten gehen können, ohne dabei Einschränkungen zu haben.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Waibel: Ich sehe Verbesserungspotential beim Zeitmanagement und bei der Kommunikation mit Laien, die oft nicht „medizinisch“ sprechen.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Waibel: Ich bin seit einigen Jahren einer der wenigen Neurologen, der auch neurologische Schluckdiagnostik durchführt. Dadurch verbessert sich die Möglichkeit bei der Suche nach Schluckstörungen und später auch die Therapie bei einem Logopäden.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Waibel: Ich freue mich stets über positive Therapieerfolge, insbesondere dann, wenn z. B. Patienten nach langer Zeit eine Trachealkanüle oder eine PEG Sonde ablegen können. Aber auch auf anderen Ebenen, wenn Patienten einfach froh sind, wenn ein Arzt einmal mit ihnen auf Augenhöhe spricht.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Waibel: Ich finde es wichtig, dass man seine Gesundheit genauso pflegt, wie man auch ein Auto pflegt. Es ist wichtig, eine Versicherung zu haben, aber man sollte sich nicht immer darauf alleine verlassen. Oftmals wird Geld für unnötige Dinge ausgegeben und an der falschen Stelle gespart. Eine Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Gefäße kostet beispielsweise weniger als ein Tag in einem Hotel, kann aber vor einem Schlaganfall retten, der das Leben komplett verändern kann.
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