Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Peter Wolfram interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Gynäkologe.
jameda: Herr Wolfram, was hat Sie motiviert, Gynäkologe zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Wolfram: Das Fachgebiet Frauenheilkunde und Geburtshilfe beinhaltet viele positive Elemente und ist sehr vielseitig.
Als Gynäkologe im Krankenhausbereich ist man operativ-chirurgisch tätig, das ist sozusagen die ‘handwerkliche’ Seite.
Die Betreuung von Geburten ist ein weiterer Schwerpunkt, und dieses Wunder immer wieder erleben zu dürfen, ist eine unvergleichliche Erfahrung. Ein hohes Maß an Verantwortung und Einfühlungsvermögen ist Voraussetzung dafür, in schwierigen Situationen rasch die richtige Entscheidung zu treffen – das kann zuweilen eine große Herausforderung sein.
Es gibt kein anderes Fach in der Medizin, in dem man als Arzt neben dem unumgänglichen Umgang mit Krankheit und Tod auch so viel Positives erlebt.
Ich möchte an dieser Stelle folgenden wunderschönen Spruch zitieren: Die Entbindungsabteilung eines Krankenhauses ist die einzige, aus der mehr Patienten entlassen werden, als aufgenommen wurden…
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Herr Wolfram: Mein Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Ultraschalldiagnostik. Das Tätigkeitsspektrum eines niedergelassenen Gynäkologen ist ja zunächst einmal nicht mehr so umfangreich, wie es im Krankenhaus war – es fallen die chirurgische und die Kreißsaaltätigkeit weg.
Aber stattdessen habe ich die Möglichkeit, mit meinem Ultraschallgerät in den Körper hineinzuschauen – wie bei einer Operation, nur ohne Skalpell, und das ist mindestens genauso spannend. Die Ultraschalltechnik hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant weiterentwickelt. Es stehen uns heute Techniken zur Verfügung, von denen man sich zu Beginn meiner medizinischen Laufbahn absolut keine Vorstellungen machen konnte.
Und der Ultraschall ist eine Untersuchung ohne Schmerzen und Strahlenbelastung. Wir konnten in der Frühentdeckung von Entwicklungsstörungen in der Schwangerschaft und in der Früherkennung von Brustkrebs gigantische Fortschritte machen.
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit ist die Beratung und Therapie bei Wechseljahrsbeschwerden. Das ist ein Bereich, der häufig nicht ausreichend Beachtung findet.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Wolfram: Neben vielen anderen auf jeden Fall Professor Gembruch, bei dem ich 2003 in Bonn hospitiert habe – ein begnadeter Ultraschalldiagnostiker und ein wundervoller Mensch.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Herr Wolfram: Leider gibt es von Seiten der Gesundheitspolitik immer mehr Erschwernisse im bürokratischen/administrativen Bereich, die uns in unserer ärztlich-medizinischen Tätigkeit zunehmend einengen und Zeit kosten. Eine Schilderung von Details würde hier Seiten füllen. Eine drastische Entbürokratisierung wäre wirklich hilfreich.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Wolfram: Dass ich ein hohes Maß an Empathiefähigkeit besitze und mir immer genug Zeit nehme, um den Belangen der Patientinnen gerecht zu werden. Und dass ich auch bei schwierigen Ultraschalluntersuchungen weder die Geduld noch die Nerven verliere.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Wolfram: Deren Geduld, wenn es mal Wartezeiten gibt. Man kann in diesem Beruf nicht im absoluten Zeittakt arbeiten, wenn man jedem Fall und jeder Patientin gerecht werden möchte.
Und ich bin dankbar für die glücklichen Reflexionen der werdenden Mütter und Väter, die mich an ihrem Glück teilhaben lassen.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Wolfram: Da gibt es natürlich Unmengen an heiteren, schönen und auch tragischen Erlebnissen.
Am häufigsten verfolgt mich auf Grund der besonderen Umstände ein Fall einer noch sehr jungen Frau, die an Brustkrebs gestorben ist. Näheres möchte ich hier nicht schildern, das wäre an dieser Stelle zu traurig.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Wolfram: Aktuell natürlich: Bitte lassen Sie sich gegen Corona impfen! Diese Impfempfehlung gilt auch für Schwangere und Jugendliche! Die immer wieder vorgebrachten Bedenken gegen diese Schutzmaßnahme sind nicht haltbar und die aktuellen Zahlen zu Hospitalisierung, intensivmedizinischer Therapie und Todesfällen im Vergleich von Geimpften zu Ungeimpften sind eindeutig!
Und natürlich die Empfehlung zu regelmäßiger Wahrnehmung der Krebsvorsorgemaßnahmen. Leider sind die Inzidenzen von gynäkologischen Tumoren hoch, allem voran der Brustkrebs – ca. jede achte Frau erkrankt daran. Hier müsste noch viel mehr getan werden.
Noch etwas zum Thema Impfen: Auch die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs (‘HPV-Impfung’) muss weiter gefördert werden.
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