Artikel 21/02/2022

Das jameda-Interview: 8 Fragen an Herrn Dr. med. Martin Schata

Dr. med. Martin Schata Allgemeinmediziner (Hausarzt), Allergologe, Chronische Erkrankungen
Dr. med. Martin Schata
Allgemeinmediziner (Hausarzt), Allergologe, Chronische Erkrankungen
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Martin Schata interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Allgemeinmediziner.

jameda: Herr Herrn Dr. med. Martin Schata, was hat Sie motiviert, Kieferorthopäde zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Dr. Schata: Zu Beginn der 70er Jahre habe ich als Ersatzdienst begonnen, in der Krankenpflege einer Tuberkuloseklinik und später im Allergie-Labor zu arbeiten. Daraus hat sich das Interesse an der Medizin entwickelt und die Gebiete Allergologie und Immunologie haben mich vom Labor bis in den Arztberuf begleitet und gehören noch heute zu meinen Spezialgebieten.

Der Zusammenhang von Umwelt und menschlicher Gesundheit im weitesten Sinne hat mich immer schon beschäftigt. Dabei geht es nicht nur um den Einfluss von Schadstoffen, sondern Ernährung, Lebensweise, Beruf, Psyche, Hormonen auf die menschliche Befindlichkeit und Gesundheit.

Das übergreift alle medizinischen Fachdisziplinen und macht es zusätzlich spannend. Es erfordert ein umfassendes Wissen z. B. über die Nahrungsmitteltechnologie, Inhaltsstoffe und ihre Wirkung auf das Immun- und Hormonsystem des Menschen bis hin zur Veränderung der genetischen Konstellation und Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Dr. Schata: Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Prävention chronischer Erkrankungen, dem Erkennen von Risikofaktoren, der Analyse der individuellen biologischen Konstellation und der organbezogenen Störungen. Dies geschieht im Gespräch, der körperlichen Untersuchung mit Unterstützung moderner Diagnosegeräte, der Laboruntersuchung und schließlich aus der Zusammenfassung aller daraus gewonnenen Erkenntnisse.

Ziel dieses Vorgehens ist, gemeinsam mit dem Patienten aus diesen Ergebnissen das auf ihn individuell zugeschnittene Therapiekonzept zu entwerfen und umzusetzen. Oberstes Ziel ist die Beseitigung der Ursachen und Beschränkung der medikamentösen Therapie auf das Wesentlichste.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Dr. Schata: Meine Art und Systematik der Herangehensweise in der Diagnostik ist wesentlich durch meinen allergologischen Lehrer geprägt worden, eine Systematik, die sich aber auf alle Fachdisziplinen übertragen lässt.

Ich lese neben der aktuellen Fachliteratur noch heute sehr viel medizinische Literatur und Standardwerke, die vor mehr als 60 Jahren geschrieben wurden, als es die meisten Geräte von heute noch nicht gab und differenzierte Labormethoden noch nicht in diesem Ausmaß zur Verfügung standen. Das schärft die diagnostische Wahrnehmung des Patienten in der direkten Begegnung oft mehr als das Lesen von Laborergebnissen.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Dr. Schata: Die immunologische und molekularbiologische Forschung hat mit ihrer rasanten Entwicklung unsere Labortätigkeit differenziert und optimiert. Die Geräte zur Funktionsuntersuchung sind auf einem Hightech-Niveau, das uns enorm hilft.

Die digitale Verarbeitung der Analytik und Kommunikation der Ergebnisse haben die Diagnostik ebenfalls verbessert. Außerdem spart die digitale Kommunikation mit dem Patienten von der Terminvereinbarung über den Datenaustausch und die Befundvermittlung zwischen Kollegen sehr viel Zeit und vermeidet Mehrfachuntersuchungen.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Dr. Schata: Das menschliche Immunsystem ist in seiner evolutionären Entwicklung der Zunahme äußerer Einflüsse, der Lebensweise der Menschen in der Industriegesellschaft und den Ernährungsgewohnheiten noch nicht nachgekommen.

Es entstehen den eigenen Körper schadende Immunreaktionen, wie Allergien gegen Pollen etc., die weder prinzipiell schädlich sind, noch den Menschen gefährden. Es kommt vermehrt zu ‘Irreleitungen’ des Immunsystems, in dem der Mensch Antikörper gegen seine eigenen Zellen bildet (Autoimmun).

Äußere Einflüsse stören das Gleichgewicht des Hormonsystems von Frau und Mann. Dem präventiv zu begegnen und das Immunsystem individuell zu unterstützen, ist eine der großen Herausforderungen. Dies zieht sich über alle medizinischen Fachdisziplinen hinweg und fordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Dr. Schata: Ich denke, dass die Patienten wahrnehmen, dass immer ausreichend Zeit zur Verfügung steht zum intensiven Gespräch, dass nicht nur Symptome und Laborwerte abgefragt werden. Sie schätzen das modulare Vorgehen, d. h. die verschiedenen Komponenten, die eine Krankheit und Gesundheitsstörungen verursachen, zu erklären und zeitnah zu untersuchen.

Sie profitieren von der fachübergreifenden Diagnostik, die dem ganzheitlichen Vorgehen entspricht. In diesem Prozess entwickeln sie Vertrauen und eine tieferes Verständnis für die vorgeschlagenen therapeutischen Maßnahmen. Gerade bei chronischen Krankheitsprozessen ist dies eine wichtige Voraussetzung in der Therapie.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Dr. Schata: Sie lernen damit umzugehen, dass sie ausreichend Zeit haben, auch Dinge zu erzählen, die nicht primär und offensichtlich mit den Gesundheitsstörungen zu tun haben. Auch daraus lassen sich Zusammenhänge und Hinweise ableiten. Sie lassen sich auf das Gespräch und den gemeinsamen Erkenntnisweg ein und so sind es immer weniger Patienten, die mit Akten von Ausdrucken kommen, die sie bei Google zusammengetragen haben.

Viele Patienten lernen schnell, wie man mit Blogs und Foren umgehen sollte und wie man gezielt seriöse Informationen sammelt. Dies hilft im Gespräch und in der Konzentration auf die Diagnosefindung.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. Schata: Unsere mediale Welt und die ‘Gesundheitsindustrie’ ist geprägt von unzähligen Konzepten und damit verbundenen Produkten, die die Lebensqualität, Gesundheit und Jugend des Körpers erhalten sollen. Wir sollten die Umwelteinflüsse, unsere Lebensgewohnheiten sowie unsere Ernährung ernst nehmen und mit Respekt, nicht mit Angst betrachten.

Die Basis dafür muss aber eine seriöse Kommunikation sein, frei von wirtschaftlichen Interessen. Sich selbst ohne ständige Angst vor Krankheit zu betrachten, ermöglicht die Wahrnehmung, was meine Gesundheit stört. Um zusätzliche und bei Auftreten von Gesundheitsstörungen notwendige Hilfe zu bekommen, sollten sie sich fachlichen medizinischen Rat suchen und möglichst von Eigendiagnosen auf der Basis von Suchmaschinen-Ergebnissen absehen.

Zur Person

  • Seit 1984 habe ich in internistischen, pneumologischen Kliniken gearbeitet,
  • seit 1989 in einer Praxis niedergelassen, unterbrochen durch Arbeit in der Forschung,
  • seit 2019 in der Privatpraxis am Tegernsee und in Düsseldorf,
  • seit fast 40 Jahren bin ich medizinischer Gutachter für Gerichte.

Zur Praxis

Die Praxis befindet sich in Rottach-Egern. Sie ist mit allen diagnostischen Komponenten unseres Fachgebietes, inklusive einem Speziallabor, ausgerüstet. Wir sind zwei Kollegen, die sich in der fachlichen Kompetenz ergänzen. Wir bieten ausreichend Zeit, kurzfristige Termine und hausärztliche Versorgung an.

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