Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Florian Sell interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Facharzt für Allgemeinchirurgie & Viszeralchirurg.
jameda: Herr Dr. Sell, was hat Sie motiviert, Arzt zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Dr. med. Florian Sell: Obwohl ich in der 4. Generation Arzt und auch Chirurg bin, war es in meiner Jugend nie mein primäres Ziel, Mediziner zu werden. Doch nach meiner schulischen Ausbildung war mir sehr schnell klar, dass kein anderer Beruf so erfüllend sein kann wie die Behandlung anderer Menschen. Allerdings wollte ich von Anfang an dann auch Chirurg werden, weil mich die unmittelbare Hilfsmöglichkeit faszinierte. Ich habe noch eine allumfassende Ausbildung zum Chirurgen genießen dürfen, doch die Bauch-, Organ- und Weichteilchirurgie hatten für mich immer einen hohen Stellenwert, weswegen ich den Fokus darauf legte. Zum Proktologen wird man dann meist allerdings in einer Klinik benannt, doch auch hier wurde mir schnell deutlich, wie dankbar Patientinnen und Patienten sind, wenn man sich „ihrem Problemchen“ gewissenhaft und fachkundig annimmt und wie hoch die Zufriedenheit beiderseitig ist, wenn die Therapie erfolgreich abgeschlossen werden kann.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Dr. med. Florian Sell: In unserer Praxisklinik bleibt es nicht aus, Krankheitsbilder unterschiedlichster Art zu behandeln. Einerseits macht das den Reiz der täglichen Arbeit aus, allerdings bedeutet es auch, sich immer wieder auf neue Herausforderungen einzulassen. Ich versuche dabei, jedem einzelnen Patienten gerecht zu werden.
Natürlich gibt es auch bei mir Spezialisierungen, so einerseits die Behandlung von Weichteilbrüchen, sogenannten Hernien und andererseits die Proktologie. Unter dieser Bezeichnung versteht man die Erkrankungen des After- und Enddarmbereichs und deren Behandlung, wie zum Beispiel die Therapie von störenden Hämorrhoiden. Dieses Fachgebiet unterliegt immer noch einer hohen Tabuisierung und es erfordert meiner Meinung nach immer noch ein wenig mehr Einfühlungsvermögen und Hingabe in der Behandlung, da oft eine große Hemmschwelle besteht, zum Arzt zu gehen. Dabei leiden so viele Menschen tagtäglich unter Problemen „da hinten“, die vielleicht mit ein paar Tipps vom Fachmann leicht zu beheben wären. Dementsprechend gibt es auch eine hohe Anzahl zufriedener Patienten, was sehr viel Freude und Motivation im Umgang mit diesen Erkrankungen bringt.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Dr. med. Florian Sell: Oh ja! Menschlich gesehen konnte ich viel von meinem Vater lernen, der in seiner Tätigkeit als Chefarzt einer allgemein- und gefäßchirurgischen Klinik nicht nur immer gegenüber seinen Patienten Mensch geblieben ist, sondern vor allem auch immer seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Respekt und Menschlichkeit begegnet ist, von der Reinigungskraft bis hin zum Klinikdirektor. Fachlich habe ich von vielen verschiedenen Mentoren profitieren können und klar gab es dabei auch immer wieder einen besonderen „Aha-Effekt“. Tatsächlich haben dabei auch negative Erlebnisse ihren Einfluss gehabt, nach dem Motto: „So will ich nie sein!“
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Dr. med. Florian Sell: Die technischen Bedingungen im täglichen Alltag werden immer besser. Wir versuchen sie ebenfalls organisatorisch zu nutzen. So zum Beispiel die Möglichkeit der Online-Terminvergabe und das Einrichten einer Videosprechstunde, auch wenn sich das in der chirurgischen Tätigkeit dann doch eher auf die Besprechung von Befunden oder diagnostischen Ergebnissen beschränken kann. Aber wer weiß, wohin die Entwicklung führt, wo doch heute schon ein Chirurg in Los Angeles eine Operation in Genf durchführen kann, dank der Medizin-Roboter. Wobei mir ehrlich gesagt dabei der zwischenmenschliche, direkte Kontakt fehlen würde!
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Dr. med. Florian Sell: Im Bereich der Proktologie gibt es viele intuitive Verfahrensansätze, die eine möglichst schmerzarme Behandlung ermöglichen sollen. Ich versuche selbst bereits, sie so weit wie möglich einzusetzen, aber leider werden sie für die breite Masse der Betroffenen noch nicht als Leistung übernommen, Stichwort: Laser oder Radiofrequenzbehandlung. Das Gleiche gilt für die Hernienchirurgie. Wobei hier die Gretchenfrage in der operativen Herangehensweise liegen dürfte – zwischen einerseits der sogenannten „Schlüssellochtechnik“ mit Videokamera und anderseits der „offenen“ Chirurgie mit ihren heute ebenso schon möglichen kleinsten Hautschnitten.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Dr. med. Florian Sell: Das sollten Sie nicht mich fragen, sondern die Patientinnen und Patienten, sofern es denn so wäre. Ich meinerseits denke oft, ich rede zu viel. Zum einen über das Krankheitsbild an sich mit seinem Entstehungsmechanismus und seinen möglichen Auswirkungen und zum anderen vielleicht auch über zu viele verschiedene Behandlungsmethoden. Manche Patienten wünschen eigentlich nur, dass ihnen bestmöglich geholfen wird und sind vielleicht eher, sagen wir mal, überfordert durch zu viele Informationen. Ich denke allerdings immer noch, dass nur, wer genug Informationen hat, eine Entscheidung treffen kann. Und die Entscheidungsfindung über das gewählte Vorgehen sollte meiner Meinung nach immer eine gemeinsame von Arzt UND Patient sein.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Dr. med. Florian Sell: In der Chirurgie kann man oft sehr schnell helfen. Das wissen viele Patienten zu schätzen. Für Patienten mit Beschwerden aus dem proktologischen Formenkreis trifft das insbesondere deswegen zu, da zum einen die Erleichterung recht groß ist, dass die nötige Untersuchung doch gar nicht so schlimm war, wie befürchtet, und dass die Therapiemaßnahmen oft auch sehr schnell Linderung verschaffen. Insofern gibt einem das Feedback der Patienten oft genug die Motivation für jeden Tag aufs Neue.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. med. Florian Sell: Sicherlich, aber leider bleiben ja oft negative Erlebnisse länger haften als positive und diese bleiben in einem Medizinerleben nicht aus! Natürlich freut man sich über ein positives Feedback, vielleicht auch mal auf einem Bewertungsportal. Die besonderen Fälle sind aber leider oft die, bei denen man vielleicht nicht mehr helfen konnte oder eine sehr schlechte Diagnose vermitteln musste. Trotzdem geben gerade diese (glücklicherweise doch eher) Einzelfälle die Energie, immer noch ein bisschen gründlicher zu sein und immer daran zu denken, die Beschwerden der Patienten immer noch ein bisschen ernster zu nehmen, als es vielleicht sein müsste!
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. med. Florian Sell: Leben und lieben Sie das Leben, gehen Sie pfleglich mit Ihrem Körper um und bleiben Sie körperlich und geistig aktiv. Krankheiten bleiben in einem Menschenleben nicht aus. Ein gesunder Geist und Körper mit einer positiven Einstellung erholen sich dabei sicher immer schneller. Und nutzen Sie die Angebote der Vorsorgeuntersuchungen unseres insgesamt doch hervorragenden Gesundheitssystems. Als Proktologe hebe ich dabei insbesondere die Vorsorgedarmspiegelung hervor!
Zur Person:
Ich wurde 1970 in Karlsruhe geboren und wuchs in der Nähe von Heilbronn auf. Nach Erwerb der Hochschulreife folgte das Medizinstudium von 1991-1998, hauptsächlich in Tübingen mit kurzen Aufenthalten in Bern/Schweiz und Ann Arbor/USA.
Meine Stationen im Werdegang zum und in den Berufsausführungen als Chirurg und Viszeralchirurg beinhalteten Kliniken in Köln, Hechingen, Reutlingen und Stuttgart, wo ich mir über die Jahre reichhaltige Kenntnisse in nahezu allen chirurgischen Teilgebieten aneignen konnte, was mir die Beurteilung und Versorgung fast aller chirurgischen Krankheiten ermöglicht.
Seit April 2020 bin ich niedergelassener Chirurg in der PraxisKlinik NeckarAlb.
Leistungsspektrum
Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich Krankheitsbilder fast aller Teilgebiete der Chirurgie behandelt, inklusive Unfallchirurgie und Traumatologie. Mein Hauptweiterbildungsinhalt lag aber in der Bauch-, Organ- und Weichteilchirurgie. So liegen meine Behandlungsschwerpunkte neben der allgemeinen chirurgischen Grundversorgung in der Behandlung von Weichteilbrüchen, sogenannten Hernien, und in der Behandlung von Erkrankungen des Enddarmbereiches (Proktologie).
Zur Praxis:
Gemeinschaftspraxis für Chirurgie, Unfallchirurgie, Sportmedizin, D-Arzt-Verfahren bei Arbeits- und Schulunfällen, Viszeralchirurgie und Proktologie.
Die Praxisklinik NeckarAlb existiert in ihrer jetzigen Form seit 2013. Der Name hat seinen Ursprung in unserer Verbundenheit zur Region rund um Neckar und Alb und zeugt von unserem Anspruch, überregional eine breitgefächerte chirurgische Versorgung fachlich kompetent und dennoch persönlich zu gewährleisten.
Die technische, räumliche, hygienische und personelle Ausstattung unserer Praxis entspricht dem modernen Klinikstandard.
Wir haben die ehemalige Tagesklinik gemäß unseren Vorstellungen, unter Mithilfe diverser Institutionen und Einholung eines Hygienegutachtens bereits im Vorfeld von Grund auf saniert. Besonders in den sensiblen Bereichen wie OP oder Sterilisation erfolgten bauliche Veränderungen und Neubeschaffung diverser moderner validierbarer Geräte (Autoklav, RDG, Folienschweißgerät, Arthroskopieturm, Digitale Röntgenanlage etc.), sodass wir jetzt über die besten Voraussetzungen für eine sichere und hygienische Behandlung verfügen. Unsere Hygienestandards entsprechen den RKI-Richtlinien (Robert Koch Institut).
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