Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Erik Strauß interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Neurologe.
**
jameda**: Herr Dr. Strauß, was hat Sie motiviert, Neurologe zu werden und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Dr. Strauß: Das Fachgebiet der Neurologie hat mich als junger Arzt aufgrund seiner enormen Komplexität gereizt. Ich gehöre glücklicherweise zu der Generation von Neurologen, welche auch große Fortschritte in diversen Therapieformen miterleben und einsetzen dürfen, was das Fachgebiet noch spannender macht.
Die Weiterentwicklung des technisch-diagnostischen Umfeldes ist enorm und erhöht noch einmal die Attraktivität der Neurologie. Im ambulanten Umfeld, noch dazu mit den von mir gewählten Zusatzqualifikationen, insbesondere der speziellen Schmerztherapie, neigt man nicht dazu, den direkten Kontakt zum Patienten zu verlieren und am Ende nur noch Daten auszuwerten. Das ist mir wichtig.
Dass mir Patienten oft über lange Jahre eine Mitverantwortung für ihren Alltag und ihr Leben anvertrauen, macht mich zutiefst dankbar. Ich darf zurecht sagen, dass ich mit meiner Wahl sehr glücklich bin.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Herr Dr. Strauß: Innerhalb der Neurologie habe ich mich auf die Behandlung der Multiplen Sklerose spezialisiert. Die Praxis ist mit den technischen Möglichkeiten und Anforderungen stetig gewachsen.
Mit der Zusatzqualifikation der Schmerztherapie habe ich einen tieferen Zugang zum Thema Schmerz gewonnen und kann insbesondere Menschen mit Schmerzen im neurologischen Bereich besser helfen.
Als dritten Schwerpunkt habe ich über meine langjährige Tätigkeit in der Forschung die Krankheiten im Grenzgebiet zur Psychiatrie, insbesondere die Demenzen als herausforderndes Arbeitsfeld schätzen gelernt.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Dr. Strauß: Natürlich bin ich stolz darauf, aus einer Familie mit zahlreichen Medizinern und Gelehrten zu kommen. Große Namen wie Blasius Merrem, Gerhard Mercator oder auch mein Großvater Georg Merrem waren dabei und haben mein Berufs- und Menschenbild im Kindesalter sicher geprägt.
Aber große Namen alleine machen noch keinen guten Arzt. Auch das habe ich gelernt. Im späteren Leben spielten eher meine unmittelbaren Lehrer eine Vorbildrolle. Insbesondere mein langjähriger Oberarzt und Mentor Dietmar Schneider hat mich mit vielen intelligenten Reduktionen auf das Wesentliche sowie der Kombination aus fachlicher Exzellenz und menschlicher Nähe beruflich geprägt.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Herr Dr. Strauß: Wo fange ich da an? Phantastische Bildgebungen, exzellente Praxisverwaltungssysteme, telemetrische Patientenkontakte und Kooperationen mit anderen Spezialisten. Ganz praktisch? Die größte Investition in den letzten Jahren ist ein Aufzug, der nun die zwei Ebenen des MVZ verbindet. Das war die Voraussetzung, um in unseren angestammten Räumlichkeiten bleiben zu können. Schön, dass dies auch dank einer teilweisen Förderung durch die Stadt Leipzig geschafft wurde.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Herr Dr. Strauß: Wir haben immer noch viele Krankheiten, die therapeutisch sehr frustrane Ergebnisse liefern. Exemplarisch ist sicher die Alzheimer-Demenz zu nennen, bei der im Grunde keine einzige Studie in den vergangenen 15 Jahren eine nennenswerte Verbesserung zeigte.
Aber ähnlich sah es im Bereich MS vor 30 Jahren auch aus – und heute haben wir ein ganzes Portfolio an Möglichkeiten der Behandlung. Hier zeigt sich jedoch, dass die traditionellen Fachgrenzen der Medizin teilweise überholt werden. Ein Neurologe muss heute zunehmend mehr über andere Fachgebiete wissen. Wahrhaft ganzheitlich.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Dr. Strauß: Ich bemühe mich, wirklich für jeden einzelnen Patienten präsent zu sein. Natürlich sind die technischen Informationen in erstellten Befunden und auf meinem Bildschirm für mich sehr wichtig. Der Mensch in meiner Behandlung soll aber nie das Gefühl verlieren, als solcher wahrgenommen zu werden.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Dr. Strauß: Ihr Vertrauen.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Strauß: Die Teilhabe an Lebenswegen und -entscheidungen ist immer sehr einprägsam. Der jungen Frau bei Entscheidungen zum Studium, zur Partnerschaft oder zum Kinderwunsch zur Seite zu stehen. Dem schwer kranken Menschen die Fokussierung auf die für ihn nun noch wichtigen Dinge zu ermöglichen. Daran erinnere ich mich.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Strauß: In Maßen gern, in Massen selten.
Zur Person
Zur Praxis
Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Spezielle Schmerztherapie. Mit fünf Kollegen und zahlreichen hochspezialisierten Assistenten auf ca. 1000 m2. Komplette neurologische Diagnostik und Therapie. Zahlreiche schmerztherapeutische und technische Angebote zur individuellen Therapie.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.