Das jameda-Interview: 9 Fragen an Dr. med. Christian Haffner

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Christian Haffner interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Allgemeinarzt.

jameda: Herr Dr. Haffner, was hat Sie motiviert, Allgemeinmediziner zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Dr. Haffner: In der Allgemeinmedizin wird, wie wir sagen, der Patient „aus dem unselektierten Patientengut“ gesehen.

Das bedeutet, es ist oft eine Detektivarbeit, die oft vielschichtigen Probleme in der Tiefe herauszufinden und dem Patienten hier bei Lösungen zu helfen. Dabei können wir als Hausarztpraxis mit einem breiten Spektrum bereits vieles selbst lösen. Bei einigen Fragestellungen benötigen wir die Spezialisten und leiten den Patienten hier als Lotsen durch das Gesundheitssystem. Außerdem kennen wir die Patienten und ihre Familien oft über viele Jahre, so dass wir ihre Beschwerden besser einschätzen können. Das alles gefällt mir sehr gut.

Der besondere Schwerpunkt von meiner Frau und mir ist der Bewegungsapparat. Wir haben große Freude daran, den Patienten mit allen unseren Fähigkeiten und Erfahrungen selbst und unmittelbar helfen zu können und Hand anzulegen.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?

Dr. Haffner: Die Allgemeinmedizin als solche ist letztlich auch schon ein Tätigkeitsschwerpunkt, da es sehr wichtig ist, dem Patienten zuzuhören und mit allen Sinnen, Fähigkeiten und der Erfahrung zu verstehen, was ihm jeweils helfen kann. Darüber hinaus habe ich eine Weiterbildung in Chirotherapie, Faszientherapie nach Steven Typaldos und Osteopathie, die ich in der Praxis direkt einsetze.

Für die Patienten, aber auch für mich, ist es schön, Beschwerden des Bewegungsapparates direkt behandeln zu können. Durch unser ausgefeiltes Terminsystem ist meist am gleichen Praxistag eine erste Abhilfe möglich.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Dr. Haffner: Es gab viele großartige Lehrer in meiner medizinischen Laufbahn, wobei ich den leider durch ein Flugzeugunglück 2017 als Co-Pilot verstorbenen Chirotherapie-Lehrer, Dr. Lothar Fechter, besonders hervorheben will. Er hat den exakten und gleichzeitig ganzheitlichen Blick auf den Menschen vorgelebt und gelehrt.

Die Weiterbildung bei ihm in Leer/Ostfriesland ist noch einmal besonders emotional verknüpt, da ich dort meine heutige Ehefrau und Praxispartnerin kennengelernt habe. Meine Osteopathielehrer Gert Groot-Landewehr, René Assink und viele weitere haben mich ebenfalls stark geprägt.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Dr. Haffner: Eine gut funktionierende Online-Terminvergabe ist eine große Hilfe, besonders bei hohem Termindruck, den zwei Helferinnen am Tresen nicht alleine bewältigen können. Auch haben wir die Möglichkeit des Homeoffice für alle Ärzte und Helferinnen eingerichtet, falls es pandemiebedingt mal zu Ausfällen kommen sollte. Wir haben ebenfalls eine Videosprechstunde eingerichtet.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Dr. Haffner: Eine Hauptherausforderung ist die Überregulierung der Politik, der aktuell beinahe schon einem Feldzug gegen die niedergelassenen Ärzte, Bevorzugung der Krankhäuser und Telemedizinanbieter darstellt. Hier sehe ich es als wichtig an, dass wir uns als niedergelassene Ärzte zusammen gut aufstellen und als Experten auf dem Gebiet der Patientenversorgung ebenfalls die telemedizinischen Aufgaben mit abgedecken und das nicht gewinnmaximierenden Unternehmen überlassen. Unser Hauptfokus ist das Patientenwohl und eine unabhängige menschenorientierte Medizin. Wir setzen uns mit allen Kräften dafür ein, dass das auch so bleibt.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Dr. Haffner: Die Patienten schätzen es besonders, dass ich mir Zeit nehme und empathisch auf sie eingehe. Der breite, offene Blick auf ihr Anliegen, das Herausarbeiten des Kernproblems und einer Lösungsstrategie helfen den Patienten weiter. Da ich den Patienten als individuellen Menschen und nicht als Maschine sehe, ist auch die Lösung individuell, aber gleichzeitig natürlich wissenschaftsorientiert.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Dr. Haffner: Meine Patienten sind meist offene Menschen mit ganz unterschiedlichen Charakteren, Nationalitäten, Sorgen und Nöten. Es ist schön, sie zu beraten, mit ihnen zusammen eine Lösung für den jeweiligen Beratungsanlass zu finden. Dadurch, dass ich viele Patienten bereits über viele Jahre begleite – eine Besonderheit der Hausarztmedizin – kann ich die Problematik oft viel genauer erkennen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Dr. Haffner: Es gibt einige. Eines war vor einigen Jahren, als eine damals schon 85 Jahre alte Dame mit ihrem 87 Jahre alten Ehemann zu mir kam, ich sollte doch auch mal nach seinen seit Jahren bestehenden Rückenschmerzen sehen. Ich behandelte ihn chirotherapeutisch. Nach einem halben Jahr kamen sie wieder und sie bat mich, die Behandlung bei ihrem Mann doch zu wiederholen. Die Rückenschmerzen seien bis vor 1 Woche weggewesen. Das ist natürlich auch für mich erfüllend, wenn ich mit meiner Behandlung so leicht und nachhaltig helfen kann.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. Haffner: Wichtig ist der Kontakt mit uns Hausärzten, da wir auch in der Prävention stark sind. Wir als Gesundheitsberater können den Patienten beraten, bevor Beschwerden auftreten, Beschwerden und Sorgen richtig einordnen, Krankheiten behandeln und Nachsorge betreiben. Als Lotsen durch das Gesundheitssystem übernehmen wir, wenn nötig, die gezielte Steuerung, um unnötige Überdiagnostik und Fehldiagnostik zu vermeiden. Dabei ist das vertrauliche Gespräch und Untersuchung in der Hausarztpraxis ein wichtiger Baustein.

Zur Person

Ich bin Hausarzt aus Leidenschaft. Der individuelle, vertrauliche Patientenkontakt ist mir wichtig. Oberste Priorität ist es, mich für das Patientenwohl unabhängig von Industrieeinflüssen und politischen Einflüssen einzusetzen. Dafür setze ich mich auch berufspolitisch als Delegierter des Hausärzteverbandes Hessen und in der Gremienarbeit der Kassenärztlichen Vereinigung ein. Des Weiteren engagiere ich mich mit Vorträgen bei Hausärztestammtischen und in Arbeitsgruppen.

Zur Praxis

Unsere Praxis trägt die Handschrift von meiner Frau und mir: ausgefeilte Struktur, integrative Medizin, gute Atmosphäre und individueller Patientenkontakt. Wir machen keine 5-Minuten-Medizin. Es läuft Hand in Hand, gut abgestimmt, mit all unserer Wahrnehmung, Erfahrung und medizinisch aktuellem Background. Wir gehen mit der aktuellen Entwicklung mit, integrieren Telefonsprechstunde, Videosprechstunden und Telemedizin in unsere Abläufe und reagieren kreativ und innovativ auf aktuelle Veränderungen.

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