Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Markus Klingenberg

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Klingenberg interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Dr. Klingenberg, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden?

Dr. Klingenberg: Der Leistungssport und die Faszination für die Leistungsfähigkeit unseres Bewegungsapparats. Beim Judo kam es immer wieder mal zu Blockierungen im Bereich der Wirbelsäule. Oft waren es dann wenige chirotherapeutische Griffe, die die Beschwerden unmittelbar linderten. Da habe ich mir als Jugendlicher das erste Mal gedacht: Das möchte ich auch können.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Dr. Klingenberg: Die abwechslungsreiche Kombination aus konservativer und operativer Orthopädie in Verbindung mit Sportmedizin war und ist meine Idealvorstellung. Eine Grundvoraussetzung für Zufriedenheit und Freude ist ausreichend Zeit für den Patienten und ein motiviertes Team. Beides ist glücklicherweise im Rahmen meiner Privatpraxis gegeben.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Dr. Klingenberg: Die Vorurteile äußern vor allem Kollegen, die eine reine privatärztliche Tätigkeit als „Rosinenpickerei“ bezeichnen. Mein Anspruch ist es, eine exzellente Medizin in einem angenehmen Umfeld anzubieten. Das ist zumindest im Bereich der Orthopädie im System der Kassenmedizin kaum möglich.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Dr. Klingenberg: Je länger eine Therapie dauert, desto wichtiger sind klar definierte Zwischenziele zur Motivation. Ein zweiter extrem wichtiger Faktor ist die gute Anbindung und Einbeziehung des Patienten. Mein Praxisteam und ich müssen erreichbar sein. Oft ist schon das Wissen darum, dass sich jemand um den Patienten kümmert, entscheidend für den Therapieverlauf.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Dr. Klingenberg: Ich fokussiere mich auf das „Warum“. Wenn es mir gelingt, dem Patienten aufzuzeigen, dass ihn die Therapie seinem Ziel näherbringt, verbessert sich meist automatisch die Zusammenarbeit. Unter Umständen gibt es aber auch gute Gründe auf Seiten des Patienten. Eine Therapie geht bisweilen mit unerwünschten Nebenwirkungen einher. In diesem Fall muss sie angepasst werden. Letztlich sind das gemeinsame Gespräch und ausreichend Zeit relevant.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Dr. Klingenberg: Ich bin zum Glück kein Politiker, dafür bin ich viel zu ungeduldig. Drei Faktoren halte ich für entscheidend. Zuerst eine verbesserte Patientenaufklarung. Gesundheit ist unser „höchstes Gut“. Suchmaschinen liefern unzählige Fakten, entscheidend ist aber ein solides Grundwissen.

Das ist die Voraussetzung für Faktor zwei, die Eigenverantwortung der Patienten. Sehr viele gesundheitliche Beschwerden beruhen auf Defiziten im Ernährungs- und Bewegungsverhalten. Faktor drei ist die Transparenz hinsichtlich der realen Kosten im Gesundheitswesen. Kassenpatienten haben in der Regel keine Ahnung, was die in Anspruch genommenen Leistungen kosten.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Dr. Klingenberg: Im Bereich der Kommunikation. Es ist eine Herausforderung, sich hinsichtlich Kommunikationsstil, Wortwahl und Umfang der Erläuterungen immer möglichst gut an den Patienten anzupassen. Dazu gehört auch, das „Warum“, also das gewünschte Behandlungsziel, zu erfragen und Sorgen und Ängste des Patienten zu adressieren.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Dr. Klingenberg: Unsere besondere Struktur als interdisziplinäre Gemeinschaftspraxis mit den Fachbereichen Orthopädie/Unfallchirurgie, Sportmedizin, Neurochirurgie und Radiologie ist ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal. So biete ich meinen Patienten die komplette Diagnostik, die gesamte konservative und operative orthopädische Therapie und die Nachbehandlung aus einer Hand an. Innovative Schwerpunkte sind die Knorpeltherapie, orthobiologische Therapien mit körpereigenem Plasma und Fettgewebe, die erhaltende Kreuzbandchirurgie und komplexe Eingriffe am Schulter- und Sprunggelenk. Im sportmedizinischen Bereich sind unsere Bewegungsanalysen ein Schwerpunkt.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Dr. Klingenberg: Da gibt es zahlreiche – positiv wie negativ. Besonders positiv sind mir die Patienten in Erinnerung geblieben, die nach der Therapie fitter und leistungsfähiger sind als zuvor. Diese Patienten haben oft die Erkrankung oder die Verletzung als Chance genutzt, grundlegend etwas zum Positiven zu verändern.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. Klingenberg: Bewegung ist eines der wirksamsten Medikamente. Die richtige „Dosis“ und Freude an der Bewegung sind Prävention und Therapie zugleich. In mittlerweile über 150 Artikeln, Videos und in meinem Buch „Return to Sport“ versuche ich, das notwendige Wissen anschaulich zu vermitteln.

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