Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Fricke interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Kieferorthopäde.
jameda: Herr Dr. Fricke, was hat Sie motiviert, Kieferorthopäde zu werden?
Dr. Fricke: In den ersten zehn Jahren meines Berufslebens habe ich als Zahnarzt gearbeitet und alle zahnärztlichen Tätigkeiten inklusive OPs und Implantationen selbst ausgeführt. Ich hatte jedoch immer das Gefühl, dass mir etwas gefehlt hat und dass ich damit nicht zufrieden war. Meine eigentliche Leidenschaft galt der Kieferorthopädie. So habe ich mich nach einem Jahrzehnt als Zahnarzt entschlossen, die Fachzahnarztausbildung zum Kieferorthopäden zu absolvieren. Eine Entscheidung, die ich nie bereut habe. Seit langer Zeit liegt meine Spezialisierung auf komplexen Fällen, die sich nur im interdisziplinären Netzwerk mit weiteren Fachärzten lösen lassen.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Dr. Fricke: Die Kieferorthopädie erlebt derzeit vor allem durch die zunehmende Digitalisierung einen Quantensprung. Durch digitales Scannen, Simulieren und die Aligner-Therapie mit Invisalign sind wir heute in einer anderen Welt angekommen. Wir müssen beispielsweise keine Zähne mehr ziehen. Für unsere Patienten bedeutet das den Erhalt gesunder Zahnsubstanz und weniger Belastung. Unser ganzheitlicher Ansatz im Co-Therapeutennetzwerk ermöglicht einen frühen Behandlungsbeginn. Das kommt der Gesundheit unserer Patienten zugute und ist somit auch für uns als Behandler ein schönes Gefühl.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Dr. Fricke: Eines der häufigsten Vorurteile ist, dass eine hochwertige kieferorthopädische Behandlung teuer ist. Wir empfehlen unseren Patienten in aller Regel, sich vorab über eine passende Zahnzusatzversicherung zu informieren, mit der der Eigenanteil drastisch gesenkt werden kann. Selbstverständlich bieten wir auch zinsfreie Ratenzahlungen an. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass in unserer Praxis das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. In anderen Regionen liegen die Kosten für eine vergleichbare Behandlung weit höher als hier im Ruhrgebiet.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Dr. Fricke: Wir verfügen heute über innovative Technologien, mit denen sich die Behandlungszeit im Idealfall halbieren lässt. Als Beispiel nenne ich nur Orthopulse und Acceledent. Vielfach können die Aligner mit diesen Zusatztherapien bereits nach drei bis fünf Tagen statt nach sieben bis zehn Tagen gewechselt werden. Auch im Bereich der Brackettherapie stehen uns schnellere und vor allem nahezu schmerzfreie Behandlungen zur Verfügung.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Dr. Fricke: Wir können jederzeit zwischen den Behandlungsmethoden wechseln und dem Patienten somit immer Alternativen anbieten. Vor allem im Rahmen der Behandlung von Kiefergelenkserkrankungen kooperieren wir mit renommiertesten Orthopäden und Co-Therapeuten vor Ort und können uns zu 100 % auf deren Expertise verlassen.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Dr. Fricke: Ich würde das System liberalisieren, damit Patienten nicht mehr nach Katalogen, Positivlisten und Richtlinien behandelt werden, sondern wegen ihrer tatsächlichen Beschwerden.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Dr. Fricke: Ganz entscheidend ist aus meiner Sicht eine bessere Vernetzung der einzelnen Fachbereiche untereinander, so dass sich die Therapeuten regelmäßig über die gemeinsam behandelten Patienten austauschen. Hier muss der Patient einbezogen werden, denn um ihn und seine Gesundheit geht es schließlich. Somit muss vor allem auch die Kommunikation mit dem Patienten optimiert werden. In unserer Praxis gehen wir hier bereits innovative Wege.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Dr. Fricke: Ja, selbstverständlich. Wir bilden uns regelmäßig fort, um immer auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu sein. Teilweise sind wir an der Entwicklung neuer Methoden auch beteiligt. Die komplett digitale Zahnspange ist heute keine Utopie mehr und gehört in unserer Praxis zum Alltag. Komplett unsichtbar und schnell geht das mit Invisalign unter Verwendung von Orthopulse.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. Fricke: Da gibt es einige. Als Beispiel möchte ich aber unsere Zusammenarbeit mit Dr. Dr. Kater, Dysgnathiechirurg aus Bad Homburg, im Rahmen der Fernsehsendung „Extrem Schön“ nennen. Die Patientin, die wir gemeinsam behandelt haben, hat eine Verwandlung durchgemacht, die uns heute noch begeistert.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. Fricke: Im Hinblick auf die allgemeine Gesundheit empfehle ich Sport. Die Sportart sollte jedoch zur individuellen Situation passen, damit sich der Effekt nicht ins Gegenteil verkehrt. Hier ist die Beratung eines versierten Sportmediziners sicherlich von Vorteil. Wichtig ist zudem eine ausgewogene Ernährung, gegebenenfalls in Kombination mit Nahrungsergänzungsmitteln. Auch hier sollte man sich von Experten, z. B. von Ernährungsmedizinern, beraten lassen, Im Hinblick auf die Zahngesundheit ist neben einer akribischen Mundhygiene die Prävention ganz wichtig.
Dr. Clemens Fricke ist 1. Vorsitzender der Deutschen Damon Gesellschaft sowie Mitbegründer und Mitglied des Board of Directors der European Aligner Society (EAS). Bei nationalen und internationalen Kongressen ist er als Referent tätig.
An zwei (ab Sommer 2018 drei) Standorten bietet die Gemeinschaftspraxis Dr. Fricke & Dr. Ritschel alle Methoden der modernen Kieferorthopädie für Kinder und Erwachsene. Zum Leistungsspektrum gehören u. a. Invisalign, Lingualtechnik und Damon. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich Kiefergelenkserkrankungen (CMD).
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