Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Frank-Michael Reinhardt interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Neurologe.
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jameda**: Herr Dr. Reinhardt, was hat Sie motiviert, Neurologe zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Dr. Reinhardt: Das Fachgebiet der Neurologie beinhaltet die Lehre von der Funktionsweise unseres großartigen Informationsnetzwerkes im Körper, mit den Bahnen und Leitungsverbindungen, den Steuerungsmechanismen und den gegliederten Aufgaben unseres Zentralcomputers Gehirn sowie der weiteren Schaltzentralen und Bahnsysteme im Körper.
Die Lehre von den Krankheiten auf neurologischem Fachgebiet erfordert detektivisches Gespür und viel Detailkenntnis. Die wissenschaftlichen Fortschritte sind in den letzten 30 Jahren enorm gewachsen und ermöglichen immer mehr Perspektiven für ärztliches Handeln. Neurologie ist komplex, aber genau deshalb so faszinierend.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?
Herr Dr. Reinhardt: Als Hochschullehrer für das Fach Neurologie und als Herausgeber sowie Autor eines weit verbreiteten Neurologie-Lehrbuches muss ich das gesamte Spektrum der Neurologie abdecken.
Dennoch haben sich natürlich im Laufe von 30 Jahren gewisse Schwerpunkte herausgebildet: Einer der Schwerpunkte liegt zum Beispiel auf der konservativen Therapie von Bandscheibenerkrankungen und wirbelsäulenbezogenen Schmerzen. Ein weiterer auf dem Gebiet der Parkinson-Erkrankungen und einer auf der Therapie und Nachsorge nach Schlaganfällen.
Ein besonderes Anliegen ist es mir aber, neurologische Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen, sofern diese vermeidbar sind. Das ist das spannende Gebiet der Prävention.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Dr. Reinhardt: Manche Hochschullehrer, die ich kennenlernen und bei denen ich lernen durfte, haben mir die Faszination des Faches Neurologie nahegebracht. Als Lehrer ganz besonders zu erwähnen ist der frühere Ordinarius für Neurologie der Universität Erlangen, Herr Prof. Neundörfer: Er hat mich immer wieder und unermüdlich motiviert, genau und präzise zu untersuchen, Aussagen zu begründen, Diagnostik gezielt einzusetzen und in klaren Konsequenzen zu denken.
Das war bereits vor 30 Jahren nicht überall in gleicher Weise gängige Praxis und ist heute nicht mehr Ziel in der Ausbildung. In den 10 Jahren meiner Chefarzttätigkeit besaß ich dann meinerseits die Weiterbildungsermächtigung zum Facharzt für Neurologie; ich habe mich in vielem immer wieder an die prägenden Jahre bei ‘meinem Lehrer’ erinnert, und versucht, auf meine Art die selbst erlebten positiven Anstöße weiterzugeben.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Herr Dr. Reinhardt: Wir nutzen selbstverständlich modernste technische Geräte und diagnostische Verfahren und wir bilden uns beständig fort. Eine große Erleichterung sind die heute mit einem ‘Klick’ zugänglichen Informationen in Datenbanken und Fachportalen, die aktuelles Wissen zu jeder Zeit verfügbar machen.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Herr Dr. Reinhardt: Zeitmangel durch hohe Auslastungszahlen und die Begrenzung der Aufwendungen durch Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen: Das sind die größten Gefahren für die ärztliche Zukunft. Dies gilt gerade in einem so komplexen Fach wie der Neurologie, in dem Nachdenken, beständige Weiterbildung und ‘Mitnehmen’ des Patienten auf den Weg durch Diagnostik und Therapie so entscheidend sind.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Dr. Reinhardt: Sofern ich die Rückmeldungen richtig interpretiere: Geschätzt wird vor allem meine Fähigkeit, zunächst in Ruhe zuzuhören, dann möglichst exakt und mit Blick für das Wesentliche zu diagnostizieren und anschließend Patienten so umfassend wie möglich zu informieren, bevor gemeinsam eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen getroffen wird. Denn gemeinsame Entscheidungsfindung setzt Vermittlung von Erkenntnissen voraus: Das ist mir nicht nur als Hochschullehrer oder Buchautor, sondern vor allem als Arzt ein großes Anliegen.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Dr. Reinhardt: Ich schätze an meinen Patienten besonders den offenen Dialog, der sich dann ergibt, wenn zunächst fundiert aufgeklärt wurde und sich daraus Fragen nach Zusammenhängen und Konsequenzen ergeben.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Reinhardt: Mein wichtigster Gesundheitstipp lautet: Finden Sie Ihre Balance, organisch, sozial und im weitesten Sinne auch ‘seelisch’. Denn: Wir können nicht immer verändern, was uns umgibt, aber wir können unsere Haltung, unseren Umgang oder unsere Erwartungen immer wieder mit unseren Bedingungen abgleichen.
Manchmal erfordert das aber auch Veränderungen an uns selbst, die uns aufgrund unserer Prägung oder Erlebnisse nicht leicht fallen. Es gelingt aber mit Ruhe, Zeit und Freundlichkeit – Freundlichkeit nicht nur im Umgang mit anderen, sondern vor allem im Umgang mit uns selbst.
Zur Person
Facharztausbildung ab 1991, 10 Jahre Chefarzttätigkeit in Erlangen, zusätzlich Aufbau der Neurologischen Klinik im Klinikum Fürth mit Chefarztfunktion auch dort. Seit dem Jahr 2000 Hochschullehrer der Universität Erlangen. Mitherausgeber und Autor der ‘Checkliste Neurologie’, Thieme Verlag Stuttgart. Verheiratet, 2 Kinder.
Zur Praxis
Wir führen die Praxis als Privatpraxis für Selbstzahler und privat Krankenversicherte. So ist es uns möglich, unsere Patienten nach bestem Wissen, mit fundierter Diagnostik und in ruhiger, vertrauensvoller Umgebung zu beraten und gemeinsam zu entscheiden. Umgang auf Augenhöhe und ein angenehmes Ambiente liegen uns am Herzen.
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