Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Andreas J. Kullmann interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.
jameda: Herr Dr. Kullmann, was hat Sie motiviert, Zahnarzt zu werden?
Dr. Kullmann: Ich stamme aus einem Medizinerhaushalt, der mich anscheinend doch geprägt hat. Nach dem Abitur musste ich – den Nummerus clausus hatte ich mit 1,7 deutlich verfehlt – erst einmal eine Ehrenrunde drehen. Das machte ich in Form einer Ausbildung zum Zahntechniker. Meine Präferenz bei der ZVS lag allerdings zu diesem Zeitpunkt auf Medizin und nicht auf Zahnmedizin.
Binnen weniger Monate aber hatte ich so viel Gefallen gefunden an der Zahntechnik, dass ich mich fragte, wie wohl – heute würde man sagen – „the next level“ aussehen würde. Das war dann ganz klar der Weg weg von der Gipsebene, hin zur Zahnmedizin. Wenige Monate später, nachdem ich bei der ZVS Zahnmedizin als erste Präferenz gesetzt hatte, bekam ich die Chance für das Studium.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Dr. Kullmann: Die langfristige Stabilität und Harmonie von Versorgungen im Bereich der Rot-Weiß-Ästhetik. Das heißt: im Übergangsbereich von Zahnfleisch zu Zahn, respektive Zahnersatz. Als Zahnarzt, der im Bereich Parodontologie und Implantologie arbeitet, habe ich das Privileg – anders als in anderen Fachbereichen der Medizin – an Hart- und Weichgeweben in einem nicht-sterilen Bereich arbeiten zu können. Die Kontrolle derjenigen Bakterien, die zu einer parodontalen Infektion führen können, ist dabei immer die begleitende Maxime, aber gleichzeitig auch eine der größten Herausforderungen. Denn meistens können wir aufgrund der zunehmenden Resistenzentwicklung nicht mehr bedenkenlos Antibiotika einsetzen.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Dr. Kullmann: Dass gute Zahnmedizin teuer sei. Die langfristig teuerste Art von Zahnmedizin ist die, die sich überschlägt im preislichen Unterbieten. Die Quittung dafür bekommt der Patient aber sicher früher zu spüren, als ihr/ihm lieb ist.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Dr. Kullmann: Da sprechen Sie den systemischen Coach in mir an, der ich auch bin. Nun, grundsätzlich ist zunächst einmal seitens der Praxis/des Behandlers dafür zu sorgen, dass die Belastung für den Patienten in Grenzen gehalten wird. In meiner Praxis wird das dahingehend realisiert, dass jede Arbeit genau geplant wird. Im Labor werden vorab diverse Hilfsteile, Schablonen etc. hergestellt, Anhand derer erfolgen dann sehr zeitsparend und möglichst gering-invasiv und punktgenau die Umsetzung am Patienten. Patienten wollen schnell wieder fit sein. Behandlungen müssen alltagskompatibel sein unter Berücksichtigung der beruflichen und der privaten Situation.
Diese(s) Vorarbeit/Vorgehen wird unseren Patienten auch so kommuniziert, denn es ist ja schließlich das „Kopfkino“, was da kontraproduktiv dagegenhält. Ist das Überraschungsmoment erst einmal vom Tisch, geht Vieles leichter. Deshalb mag ich es sehr, wenn Patienten Fragen stellen. Wissen über das, was kommt, hilft immer. Ergo mein Rat: immer fragen!
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Dr. Kullmann: Wenn so etwas passiert, liegt es häufig an der Kommunikation. Vielleicht sind wichtige Inhalte nicht so bei dem Patienten angekommen, wie man es sich erhofft hat. Ich begreife so eine Situation erst einmal als Chance hier nachzuhaken, um das, was da wohl schiefgegangen ist, zu korrigieren.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Dr. Kullmann: Die Bevormundung des Staates in Bezug auf die Behandlungsauswahl im gesetzlichen Bereich (GKV) aufheben.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Dr. Kullmann: Für mich ganz klar im Bereich Empathie. Fast alle Webseiten, Einträge usw. auf diversen Portalen kommen mit Kompetenz, Organisation etc. daher… Nun, wenn ich mich als Patient in die Frankfurter Innenstadt begebe, gehe ich doch wohl davon aus, dass da die Person kompetent und organisiert ist. Die Gretchenfrage ist aber doch die, ob es menschlich klappen wird und die Anliegen verstanden werden. Wird mir als Patient volle Aufmerksamkeit, Zugewandheit und Wertschätzung entgegengebracht in einer von Zeitenge und Terminnot bestimmten Zeit? Ich habe da das Gefühl, dass es da Luft nach oben gibt. Aus diesem Grund hatte ich mich auch seinerzeit dazu entschlossen das Systemische Coaching in mein Repertoir mit aufzunehmen.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Dr. Kullmann: Aktuell bin ich mit der Einführung einer neuen Behandlungstechnik im Rahmen von Sofort-Implantationen beschäftigt. Hierbei werden vor der Entfernung des Zahnes individuelle Implantate angefertigt. Sie können dann, wenn der betreffende Zahn entfernt wird, gleich inkorporiert werden, zusammen mit einer Versorgung. Der Patient erspart sich somit gleich mehrere Termine auf einmal.
In ca. drei Jahren, so Stand der Dinge, werden wir unser seit 25 Jahren bestehendes parodontales Qualitätsmanagement von der molekularbiologischen Diagnostik auf NGS (Next Generation Sequenzing) umstellen. Damit kann binnen Minuten die DNS der Bakterien bestimmt werden. Gleichzeitig kann ermittelt werden, wie parodontal pathogenen Keimen am besten beizukommen ist – vorzugsweise antibiotikafrei.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. Kullmann: Da gibt es in der Tat Einige. Ein Beispiel: Vor mehr als zwanzig Jahren unterzog sich eine bis dato unbekannte Schauspielerin einer Behandlung bei mir mit ästhetischem Zahnersatz. Ein paar Monate später konnte man Sie dann immer regelmäßiger in Fernsehen sehen. Durch ihr neues Lächeln hatte sich Ihre Chance auf dem Markt wesentlich verbessert – das hatte Sie mir später persönlich kommuniziert.
Das beste Erlebnis aber ist, dass ich in meiner Praxis die wichtigste Person meines Lebens kennenlernen durfte.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. Kullmann: Regelmäßige zahmedizinische Chek-ups und Professionelle Zahnreinigung in den individuell empfohlenen Abständen. Darüber hinaus: adäquate Zahnzwischenraumpflege täglich. Ölziehen (Sesamöl oder Kokusöl) mindestens 3-4 Mal wöchentlich für 10 Minuten (Öl bitte nicht schlucken. Die darin gelösten Endotoxine werden durch die Magensäure nicht neutralisiert.), regelmäßig Sport und eine ausgewogene Ernährung mit Schwerpunkt auf lokale Hersteller.
Die privatzahnärztliche Praxis von Dr. Andreas Kullmann liegt verkehrstechnisch sehr günstig in der Frankfurter Innenstadt und ist seit nunmehr 25 Jahren für das Rhein-Main-Gebiet und den „Rest“ der Welt. Tätig. Die Praxis ist barrierefrei. Mit einem Aufzug sind die Räumlichkeiten im ersten Stock unproblematisch zu erreichen. Es gibt keine langen Wartezeiten auf einen Termin und/oder Wartezeiten innerhalb der Praxis.
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