Die Hashimoto-Thyreoiditis wurde bis vor einigen Jahren in den medizinischen Lehrbüchern nur am Rande erwähnt, deshalb kennen viele Ärzte die Erkrankung bisher noch nicht oder nur unzureichend. Das ist ein Problem, denn selbst nachdem die richtige Diagnose gestellt wurde, müssen viele Patienten meist einen langen Leidensweg durchlaufen, bevor sie einen Hashimoto-Experten finden, der ausreichend Erfahrung mit dieser Erkrankung besitzt.
Aktuelle Statistiken zeigen, dass fast 50 % der deutschen Bevölkerung eine Erkrankung der Schilddrüse haben.
In früheren Jahrzehnten galt besonders Jodmangel als entscheidende Ursache für die Entstehung von Erkrankungen der Schilddrüse. Die häufigsten Erkrankungen waren eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma diffusa) oder Knoten der Schilddrüse (Struma nodosa). Seit 10-15 Jahren ist aber ein Anstieg der Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, der sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis, zu verzeichnen.
Es handelt sich dabei um eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die das Organ im Laufe von Jahren mehr oder minder zerstört und dadurch zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt. Der Name der Erkrankung geht auf den japanischen Chirurgen Dr. Hakaru Hashimoto zurück. Er entdeckte die Erkrankung im Jahre 1912.
Weitere Bezeichnungen für die Erkrankung sind ‘chronisch lymphozytäre Thyreoiditis’ oder ‘Autoimmun-Thyreoiditis’.
Hashimoto-Thyreoiditis ist eigentlich keine Schilddrüsenkrankheit, sondern eine Erkrankung des Immunsystems, die die Schilddrüse mit Autoantikörpern angreift. Sogenannte Autoimmunerkrankungen nahmen in den letzten Jahrzehnten in allen Bereichen der Medizin zu. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist dabei jedoch zur häufigsten Autoimmunerkrankung geworden. Schilddrüsen-Spezialisten schätzen, dass inzwischen über 10 % der deutschen Bevölkerung an dieser Erkrankung leiden.
Hashimoto-Thyreoiditis kommt zwar häufig bei jungen Frauen vor, die Krankheit kann aber in jedem Lebensalter auftreten.
Bei einem gesunden Menschen bildet das Immunsystem lediglich Abwehrstoffe gegen fremde Bakterien, Viren oder Tumorzellen. Bei einer Autoimmunerkrankung irrt sich das Immunsystem und sieht deshalb auch körpereigene Zellen als fremd an, gegen die es ebenfalls Antikörper bildet.
Im Falle der Hashimoto-Thyreoiditis werden Antikörper gegen die Schilddrüsenzellen gebildet. Diese Antikörper führen zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse.
Die Entzündung ist nicht schmerzhaft und der Patient nimmt die Erkrankung deshalb in der Regel nicht wahr. Die Schilddrüse kann jedoch durch die chronische Entzündung mehr oder weniger zerstört werden, sodass nicht mehr genügend Schilddrüsenhormone gebildet werden können - eine Schilddrüsenunterfunktion ist die Folge.
Typische Symptome einer Schildrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sind z.B.
Bei der Entstehung von Hashimoto-Thyreoiditis müssen die Ursache und der Auslöser der Erkrankung unterschieden werden. Die Ursache ist eine genetisch bedingte Neigung, also eine Erbanlage. Als Auslöser der Erkrankung bei vorbestehender genetischer Disposition gelten u. a. Infektionen, hormonelle Veränderungen, Stress, Infektionen oder übermäßiger Jodkonsum.
Drei von vier Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis wissen nicht, dass sie an dieser Erkrankung leiden. Frauen sind mit einem Verhältnis von 9:1 deutlich häufiger betroffen. Dies ist nicht ungewöhnlich für eine Autoimmunerkrankung. Man vermutet, dass die weiblichen Hormone vom Typ der Östrogene der Grund dafür sind. Östrogene stimulieren das Immunsystem. Progesteron und Testosteron haben dagegen eine eher abschwächende Wirkung.
Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis sollten sich in die Behandlung eines Arztes begeben, der Erfahrungen mit Hormon- und Autoimmunerkrankungen hat. Obwohl die Hashimoto-Thyreoiditis inzwischen so häufig vorkommt, gibt es in Deutschland bisher nur wenige Ärzte, die sich auf die Behandlung dieser Erkrankung spezialisiert haben.
Etwa 25 % der Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis bekommen im Laufe ihres Lebens eine weitere Autoimmunerkrankung. Deshalb ist es wichtig, solche zusätzlichen Erkrankungen auszuschließen. Dies ist meist mit einfachen diagnostischen Methoden wie Laboruntersuchungen oder Ultraschall möglich.
Die meisten Patienten werden mit einer geeigneten, individuell angepassten Therapie beschwerdefrei. Ziel der Therapie ist in erster Linie eine Linderung der Symptome und nicht eine Verbesserung der Laborwerte.
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine gut zu behandelnde Erkrankung und sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung entsprechen schließlich denen eines gesunden Menschen.
Nicht selten braucht sowohl der Patient als auch der Arzt sehr viel Geduld. Auf Dauer therapieresistente Fälle kommen aber nur selten vor, deshalb sollten Patienten, die nicht sofort eine Besserung verspüren, nicht den Mut verlieren.
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