Artikel 31/03/2016

Was sagt ein großes Blutbild über unsere Gesundheit?

Team jameda
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In einem großen Blutbild werden rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen untersucht. Welche Auffälligkeiten im Blutbild auf akute oder chronische Erkrankungen hindeuten können, erklärt dieses jameda Gesundheitsspecial.

Worin unterscheiden sich kleines und großes Blutbild?

In einem Blutbild werden die zellulären Bestandteile des Blutes auf Anzahl und Aussehen untersucht. Ein kleines Blutbild untersucht die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die weißen Blutzellen (Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten). Zusätzlich werden errechnete Werte wie der Hämatokrit, MCV (mean corpuscular volume), MCH (mean corpuscular hemoglobin), MCHC (mean corpuscular hemoglobin concentration) und RDW (red cell distribution width) angegeben. Stellt man beim kleinen Blutbild Abweichungen von der Norm fest, wird ein Differenzialblutbild gemacht. Dieses sogenannte große Blutbild schlüsselt die weißen Blutzellen nochmals in ihre Untergruppen Lymphozyten, Monozyten und Granulozyten auf, sie werden als Prozentsatz angegeben wie auch die unterschiedlichen Typen der Granulozyten (Neutrophile, Basophile und Eosinophile).

Morgens nüchtern zur Blutabnahme

In der Regel wird der Patient früh morgens zu einer Blutabnahme in die Praxis bestellt. Er erscheint nüchtern, hat also die letzte Mahlzeit am Vorabend gegen 20 Uhr zu sich genommen. Ein Schluck Wasser oder ungesüßter Tee am Morgen ist erlaubt. Der Arzt nimmt etwa 30 ml Blut ab, meist aus der Armvene, der Patient sitzt oder liegt dabei. Die Blutproben werden dann in speziellen Labors auf die gefragten Parameter geprüft.

Aus welchem Anlass wird ein Blutbild gemacht?

Bei Verdacht auf eine Infektion, Entzündung oder Bluterkrankung wird ein Blutbild erstellt wie auch vor operativen und diagnostischen Eingriffen. Der Verlauf einer Erkrankung und das Anschlagen der Therapie können durch regelmäßige Blutuntersuchungen ebenfalls kontrolliert werden. Die medizinischen Bezeichnungen für erniedrigte bzw. erhöhte Werte innerhalb des Blutbildes enthalten meist bestimmte Wortendungen. So bedeutet die Endung –zytose einen Anstieg der betreffenden Blutzellen, z. B. Thrombozytose – Anstieg der Blutplättchen. Die Endung –penie bezeichnet dagegen eine erniedrigte Anzahl, beispielsweise sind bei einer Leukopenie zu wenig weiße Blutzellen vorhanden.

Erythrozyten – die roten Blutkörperchen

Die roten Blutkörperchen transportieren mittels des Blutfarbstoffes Hämoglobin den in der Lunge aufgenommenen Sauerstoff. Sie werden im Knochenmark gebildet und machen mit 99 % den größten Teil der zellulären Bestandteile des Blutes aus. Ist ihre Anzahl erniedrigt, kann dies eine Anämie („Blutarmut“) anzeigen. Man fühlt sich erschöpft und müde, da der Sauerstofftransport im Körper eingeschränkt ist. Erhöhte Erythrozyten-Werte geben Hinweise auf verschiedenste Erkrankungen wie z. B. Nierenerkrankungen, Tumore, Cushing-Syndrom oder eine Überproduktion von roten Blutkörperchen.

Leukozyten – die weißen Blutzellen

Die weißen Blutzellen gehören zum Immunsystem, sie entstehen ebenfalls im Knochenmark und werden in Lymphozyten, Monozyten und Granulozyten unterschieden. Sie wehren Krankheitserreger und Fremdstoffe ab und entsorgen alte oder abgestorbene Körperzellen. Auffällige Werte der weißen Blutzellen deuten auf virale und bakterielle Infektionen, Tumore sowie Erkrankungen des Knochenmarks und des Immunsystems hin. So finden sich zu viele Leukozyten z. B. bei bakteriellen Infektionen wie Tuberkulose, Syphilis oder Keuchhusten oder einer chronischen-lymphatischen Leukämie. Erhöhte Monozytenzahlen treten beispielsweise bei chronischen Entzündungen wie Colitis ulcerosa, Tumorerkrankungen wie Hodgekin-Lymphom oder chronischen Lebererkrankungen (Leberzirrhose) auf.

Granulozyten – die „gekörnten“ weißen Blutzellen

Granulozyten erscheinen unter dem Mikroskop wie mit Körnchen gefüllt (granulum, lat. das Körnchen). Um die verschiedenen Subtypen der Granulozyten erkennen zu können, werden sie mit Reagenzien angefärbt. Sie treten dann verschiedenfarbig als neutrophile, basophile und eosinophile Granulozyten hervor. Zu viele Neutrophile können durch Stress und körperliche Belastung hervorgerufen werden, aber auch durch zahlreiche schwere Tumor- und Bluterkrankungen. Bei schwerer Schilddrüsenüberfunktion und chronisch-lymphatischer Leukämie fallen erhöhte Basophilen-Werte auf. Eosinophile findet man im Übermaß oft bei Befall mit Parasiten wie z. B. mit Würmern oder Trichinen.

Thrombozyten – die Blutplättchen

Die Blutplättchen werden im Knochenmark gebildet und nach etwa acht bis zehn Tagen in der Milz abgebaut. Sie sind an der Blutgerinnung beteiligt, so dass Gewebe nach Verletzungen oder Entzündungen wieder heilt. Erhöhte Thrombozyten-Werte können auf eitrige Infektionen wie Blutvergiftung oder Abszesse oder fortgeschrittene Krebs- und Knochenmarkserkrankungen hindeuten. Auch nach starken Blutungen, Operationen oder großen Verletzungen steigt die Thrombozytenzahl an, sowie auch kurz nach starker körperlicher Anstrengung. Finden sich zu wenig Thrombozyten im Blut, kann dies ein Hinweis auf Erkrankungen sein wie z. B. Autoimmunreaktionen gegen Thrombozyten, Erkrankungen des Knochenmarks, Vitamin B 12- oder Folsäuremangel oder eine Milzvergrößerung.

Hämoglobin – der rote Blutfarbstoff

Der eisenhaltige, rote Blutfarbstoff Hämoglobin befindet sich in den Erythrozyten, er bindet den Sauerstoff aus der Lunge und gibt ihn in den Geweben wieder ab. Zu viel Hämoglobin kann auf eine Polyglobulie hindeuten. Hier bildet sich, z. B. aufgrund von schweren Lungen- und Herzerkrankungen, vermehrt Hämoglobin. Ein zu niedriger Hämoglobin-Wert kann eine Anämie anzeigen, auch in der Schwangerschaft sinkt der Hämoglobingehalt, da das Plasmavolumen des Blutes zunimmt.

Hämatokrit und Erythrozyten-Indizes

Der Hämatokrit ist ein errechneter Wert, der den prozentualen Anteil der Erythrozyten am Blutvolumen angibt. Zu den sogenannten Erythrozyten-Indizes zählen Parameter, die die roten Blutkörperchen und ihre Beschaffenheit nochmals genauer beschreiben. MCV gibt das mittlere korpuskuläre Volumen eines roten Blutkörperchens an. Mit dem MCH wird der mittlere Hämoglobingehalt pro rotem Blutkörperchen angegeben, der MCHC gibt die Hämoglobinkonzentration in den Gesamterythrozyten an. Mit dem RDW wird die Streuung der Erythrozytendurchmesser angegeben, man erhält Auskunft darüber, ob die roten Blutkörperchen eher gleich groß oder unterschiedlich geformt sind. Der Hämokrit und die Erythrozyten-Indizes werden u. a. zusammen mit dem Eisen- bzw. Ferritin-Wert genutzt, um die Art einer Blutarmut festzustellen, wie z. B. eine Eisenmangelanämie oder Sichelzellenanämie.

Die Normalwerte eines großen Blutbildes

Die Normalwerte eines großen Blutbildes werden aus einer Vielzahl von Werten gesunder Personen ermittelt. Sie werden als Normal- oder Referenzbereiche angegeben und besagen, dass 95 % der untersuchten gesunden Personen mit ihren Werten in diesem Bereich liegen. Da aber gleichzeitig auch 5 % der Werte von Gesunden außerhalb des Referenzbereiches liegen, muss ein abweichender Wert nicht automatisch auf eine Erkrankung hindeuten. Zusätzlich sind die Normalbereiche von Alter und Geschlecht abhängig, sie können auch je nach Analyselabor leicht unterschiedlich angegeben sein.

Kleines Blutbild

Referenzbereich

Erläuterung

Erythrozyten

Männer: 4,3-5,7 Millionen/µl Blut

Frauen: 3,9-5,3 Millionen/µl Blut

Anzahl der roten Blutkörperchen in 1 µl Blut

Leukozyten

2-3jährige: 6.000-17.000/µl Blut

4-12jährige: 5.000-13.000/µl Blut

Erwachsene: 3.800-10.500/µl Blut

Anzahl der weißen Blutzellen in 1 µl Blut

Thrombozyten

140.000-345.000/µl Blut

Anzahl der Blutplättchen in 1µl Blut

Hämoglobin

Männer: 13,5-17 g/dl Blut

Frauen: 12-16 g/dl Blut

Roter Blutfarbstoff in 1 dl Blut

Hämatokrit

Männer: 43,2-49,2 %

Frauen: 36,8-45,4 %

Prozentualer Anteil der roten Blutkörperchen am Blutvolumen

MCV (mean corpuscular volume)

85-98 fl

Durchschnittsvolumen eines roten Blutkörperchens

MCH (mean corpuscular hemoglobin),

28-34 pg

Durchschnittliche Hämoglobinmenge pro rotem Blutkörperchen

MCHC (mean corpuscular hemoglobin concentration)

31-37 g/dl

Anteil des Hämoglobins am Gesamtvolumen der roten Blutkörperchen

RDW (red cell distribution width)

11,9-14,5 %

Erythrozytenverteilungsbreite

Großes Blutbild

Lymphozyten

25-40%

Prozentualer Anteil an der Gesamtleukozytenzahl

Monozyten

2-6 %

Prozentualer Anteil an der Gesamtleukozytenzahl

Granulozyten:

Prozentualer Anteil an der Gesamtleukozytenzahl

Neutrophile

55-70 %

Prozentualer Anteil an der Gesamtleukozytenzahl

Basophile

0-1 %

Prozentualer Anteil an der Gesamtleukozytenzahl

Eosinophile

2-4 %

Prozentualer Anteil an der Gesamtleukozytenzahl

Was tun bei veränderten Blutwerten?

Von den Normalwerten abweichende Ergebnisse einer Blutuntersuchung werden stets im Zusammenhang mit anderen Untersuchungsergebnissen beurteilt. So können auffällige Werte Hinweise auf eine schwerwiegende Erkrankung geben, sie können aber auch aufgrund einer besonderen Lebenssituation verändert sein, beispielsweise durch eine Schwangerschaft, manchmal haben Abweichungen auch gar keinen Krankheitswert. Zusätzlichen Aufschluss zum Blutbild geben z. B. die Anamnese, ein Urintest, Hormonparameter, Abstriche zu Infektionskeimen, Eisenwerte und Tast- oder Ultraschalluntersuchungen.

Wie hoch sind die Kosten für ein großes Blutbild – wann zahlt die Kasse?

Wenn der Patient Beschwerden hat oder der begründete Verdacht auf eine Erkrankung vorliegt, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für ein kleines und großes Blutbild. Gesunde Personen zahlen die Blutuntersuchung selbst. Der Preis liegt bei etwa 20 Euro, die sich aus reinen Laborkosten, Kosten für Transport und Material sowie Gebühren für Blutabnahme und Beratung zusammensetzen. Oft werden beim Arzt auch verschiedene Check-Ups als individuelle Gesundheitsleistungen angeboten, in denen neben anderen Parametern auch ein Blutbild enthalten ist.

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