Team jameda
In der Fachwelt gilt die Wirksamkeit von Gruppenpsychotherapie als bestätigt.
Gruppentherapie und ihre Wirkmechanismen stellen gerade in der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen einen zentralen Stellenwert dar.
Vor einigen Jahrzehnten waren in Suchteinrichtungen hauptsächlich sogenannte „Geschlossenen Gruppen“ üblich. Alle Gruppenmitglieder starten gemeinsam die erste Sitzung und beenden die gesamte Therapiedauer gemeinsam. Es werden also keine neuen Gruppenmitglieder nachgeführt. Auch nicht, wenn ein oder mehrere Mitglieder aussteigen sollten. Dieses Gruppenformat hatte für die Patienten viele Vorteile, schaffte Ruhe, Vertrauen und ermöglichte es den Therapeuten, konzeptionell von A bis Z zu arbeiten.
Leider findet sich dieses Format in den heutigen stationären Einrichtungen nur noch selten. Ökonomische Zwänge der Bettenbelegung führten dazu, dass immer mehr Kliniken „offene Gruppen“ anbieten. Ein Suchtkranker will schließlich sofort behandelt werden und nicht erst auf den nächsten Therapiestart warten.
Das mag zwar für volle Betten sorgen, aber letztlich bleibt der Patient auf der Strecke. Wenn ein Patient eine Gruppenstunde am ersten Tag hört, die sein „Kollege“ an seinem Abreisetag mitmacht, so gibt das konzeptionell wenig Sinn. Das Angebot eines Zwölf-Schritte-Konzepts verlangt gerade dazu, alle Patienten bei Schritt eins abzuholen.
In offenen Gruppen geht dazu wertvolle therapeutische Zeit verloren, die alleine durch Vorstellungs- und Verabschiedungsrunden entsteht.
Mittlerweile wurde von einigen Kliniken das alte, erfolgreiche Konzept der geschlossenen Gruppe wiederentdeckt. Es optimiert die Gruppendynamik, mit deren Einfluss bei jeder Gruppe zu rechnen ist. Das gegenseitige Vertrauen wächst und die Gruppenmitglieder unterstützen sich in ihrem Genesungsprozess gegenseitig.
Durch den gemeinsamen Beginn sind die Patienten fast immer im gleichen Entzugsstadium. Vorausgesetzt man mischt keine Indikationen (Alkoholiker sollten nicht mit Abhängigen von illegalen Drogen vermischt werden). Das Therapeutenteam kann dann die Therapieinhalte schlüssig aufeinander aufbauend anbieten.
Das funktioniert umso besser, je homogener die Auswahl der Patienten ist. Wenn die Gruppe nur aus Alkoholabhängigen besteht, ohne zu großes Gefälle im psychischen und intellektuellen Funktionsniveau, dann entfalten die angebotenen therapeutischen Maßnahmen ihre optimale Wirkung.
Für die Patienten bedeutet das: Die Hoffnung wächst, die emotionale Stabilität erhöht sich, der Einfluss von Beziehungen wird erkannt und verstanden. Soziales Lernen führt dazu, das Verhalten in der Gruppe auf die gesamte Lebenssituation zu übertragen und sich und sein Trinkverhalten besser zu verstehen. Die Chance, ein abstinentes Leben zu führen, wird entscheidend verbessert.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
‘Homogene und geschlossene Gruppen’ anzubieten, erhöht für Kliniken zwar den organisatorischen Aufwand. Die Vorteile für den Patienten sind es aber auf jeden Fall wert.
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