Artikel 21/02/2023

Gesamtheitliche Lipödem-Behandlung – Vorbereitung, Ablauf und Nachsorge bei der Liposuktion

Dr. med. Gunnar Hübner Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg, Ernährungsmediziner
Dr. med. Gunnar Hübner
Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg, Ernährungsmediziner
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Lipödeme sind eine ernsthafte Erkrankung, die die Lebensqualität der Betroffenen meist stark einschränkt. Zwar sind die öffentliche Wahrnehmung und das allgemeine Wissen zum Lipödem in den letzten Jahren gestiegen, dennoch sind nach wie vor verhältnismäßig wenige Ärzte auf die Lipödem-Therapie spezialisiert.

Für die Betroffenen bedeutet das weiterhin häufig ein langer Leidensweg, bis die Diagnose gestellt und eine effektive Behandlung eingeleitet sind.

Was ist ein Lipödem?

Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung. Die Ursachen sind bislang noch nicht eindeutig geklärt. Da fast ausschließlich Frauen von Lipödemen betroffen sind, geht die Medizin davon aus, dass es einen hormonellen Zusammenhang gibt. Auch der Aufbau des weiblichen Bindegewebes und die Veranlagung könnten dabei eine Rolle spielen.

Lipödeme äußern sich durch eine symmetrische Vermehrung des Unterhautfettgewebes an den Gliedmaßen. Die Fettzellen vermehren sich untypisch schnell und somit krankhaft. Daraufhin nimmt der Umfang der Beine und/oder Arme immer mehr zu. Lipödeme verstärken sich, wenn sie unbehandelt bleiben.

Entgegen einer allgemeinen Annahme sind Lipödeme weder eine direkte Folge von Übergewicht, noch treten sie nur bei übergewichtigen Personen auf. Auch schlanke Frauen können von Lipödemen betroffen sein. Allerdings ist es möglich, dass Übergewicht sich negativ auf bestehende Lipödeme auswirken kann und die Symptome verstärkt.

Symptome und Anzeichen für Lipödeme

  • Schmerzende, schwere Beine
  • Volumenzunahme an den Beinen/Armen
  • Druckempfindlichkeit
  • Disproportionen zwischen Gliedmaßen und restlichem Körper – Beine und Arme nehmen an Umfang zu, während Hände, Füße und Oberkörper/Rumpf unbeeinflusst bleiben
  • Wassereinlagerungen
  • Anschwellen der Beine über den Tag
  • Neigung zu blauen Flecken
  • Knotige Verhärtungen im Unterhautgewebe
  • Anhaltendes Kältegefühl in den Beinen

Die Symptome sind unterschiedlich von Fall zu Fall. Insbesondere im Anfangsstadium lassen sich Lipödeme meist nicht so leicht erkennen, wodurch sich die Diagnose für die Patientinnen oftmals verzögert.

Die konservative Lipödem-Therapie

Steht die Diagnose Lipödem fest, erfolgt zunächst eine konservative Therapie, die sogenannte Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE). Regelmäßige Manuelle Lymphdrainagen dienen dazu, die Flüssigkeitseinlagerungen aus dem Gewebe zu drücken und den Lymphfluss zu optimieren. Des Weiteren tragen die Patientinnen kontinuierlich Kompressionskleidung. Auch sie dient dazu, den Transport von Flüssigkeiten in den Gefäßen zu verbessern und einer Verschlimmerung des Lipödems entgegenzuwirken. Zudem ist es wichtig, die Patientinnen über das Lipödem aufzuklären, eine Ernährungsberatung zu bieten, Bewegung zu fördern und die Hautpflege miteinzubeziehen.

Die konservative Lipödem-Therapie hilft nicht dabei, das erhöhte Volumen an den Beinen und Armen wieder zu verringern. Sie muss stetig fortgeführt werden und zielt darauf ab, die Verschlimmerung der Erkrankung möglichst zu verhindern beziehungsweise auszubremsen.

Die Liposuktion als effektive Behandlung gegen Lipödeme

Die Fettabsaugung (Liposuktion) ist die Lipödem-Behandlung, mit der es möglich ist, die krankhaften Fettzellen im Gewebe zu reduzieren. Über winzige Hautschnitte wird eine spezielle, feine Kanüle in das Gewebe eingebracht. Darüber entfernt der Facharzt die Fettzellen und verringert somit den Körperumfang an den Beinen und Armen. Für die Patientinnen ermöglicht die Liposuktion ein völlig neues Körpergefühl. Sie verbessert die Bewegungsfreiheit, minimiert das Volumen der Gliedmaßen und lindert zudem die Beschwerden, die durch die Gewebevermehrung ausgelöst werden (z. B. Schmerzen, Druckempfindlichkeit, Wassereinlagerungen).

Es gibt verschiedene Techniken bei der Fettabsaugung. Beim Lipödem hat sich unter anderem die sogenannte WAL (wasserstrahlassistierte Liposuktion) bewährt. Über die spezielle Kanüle wird ein computergesteuerter Wasserstrahl dazu genutzt, die zu entfernenden Fettzellen aus dem Gewebe zu lockern. Dadurch lassen sich die Fettzellen leichter absaugen. Zudem entfällt das vorherige Einbringen großer Flüssigkeitsmengen und deren Einwirkzeit, um das Gewebe zu lockern – ein notwendiges Vorgehen bei der Standard-Liposuktion mit Tumeszenztechnik.

Die Liposuktion findet in Lokalanästhesie statt. Insbesondere bei der WAL kann häufig auf eine zusätzliche Dämmerschlafnarkose oder eine Vollnarkose verzichtet werden, was wiederum weniger Belastung für den Körper bedeutet.

Vor- und Nachbehandlung für einen optimalen Verlauf

Durch eine spezielle Vorbereitung und Nachsorge können die Ergebnisse sowie der Heilungsverlauf bei der Lipödem-OP positiv beeinflusst werden. Bei diesem ganzheitlichen Konzept werden die Areale in den Tagen vor der OP regelmäßigen mit Manuellen Lymphdrainagen behandelt. Zudem sollen sportliche Betätigungen und Gymnastikübungen dabei helfen, das Gewebe zusätzlich zu entstauen.

Nach der Liposuktion erfolgen ebenfalls für etwa eine Woche regelmäßige Manuelle Lymphdrainagen und ein angepasstes Sportprogramm, um den Heilungsprozess zu beschleunigen und die Behandlungsergebnisse zu verbessern. Des Weiteren ist es wichtig, nach der Liposuktion die Kompressionsstrümpfe zu tragen, um den Lymphfluss zu unterstützen. Die weitere Nachsorge erfolgt ambulant. Ebenso können sich Ernährungshinweise und Tipps zur Hautpflege für eine Rundum-Behandlung des Lipödems anbieten.

Nach Abschluss der Heilung und der Nachsorgemaßnahmen können die Patientinnen in der Regel auf die Kompressionsversorgung und die regelmäßigen Lymphdrainagen verzichten.

Lässt sich das Lipödem durch eine Liposuktion heilen?

Lipödeme sind nach aktuellem Kenntnisstand nicht heilbar. Das liegt unter anderem daran, dass die genauen Ursachen noch nicht abschließend bekannt sind. Durch eine umfassende Lipödem-Behandlung mit Liposuktion lässt sich das Lipödem jedoch sehr gut behandeln und den Patientinnen ein Plus an Lebensqualität zurückgeben.

Es ist nicht ganz sicher, ob Lipödeme nach einer Liposuktion erneut auftreten können. Für gewöhnlich bilden sich einmal entfernte Fettzellen nicht neu. Bislang sind die beobachteten Ergebnisse der chirurgischen Lipödem-Behandlung sehr gut und scheinen eine dauerhafte Linderung der Beschwerden zu erzielen.

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