Team jameda
Schmerzen im unteren Rücken sowie des Übergangsbereichs zum Becken (Iliosacralgelenk = ISG), teilweise in den Oberschenkel ausstrahlend sind häufige und mitunter hartnäckige Probleme bei Fußballspielern. Ein ISG Syndrom beruht in der Regel auf einer Blockierung in diesem starren Gelenk, das die Wirbelsäule mit den Beinen verbindet. Das ISG ist ein sehr straffes, nur wenig bewegliches Gelenk, dessen Bedeutung oft unterschätzt wird. Bei jedem Schritt, jeder Beugung oder jedem Richtungswechsel wird das Körpergewicht über die IS-Gelenke zu den Hüftgelenken fortgeleitet. Fachleute führen mindestens ein Drittel der Lendenwirbelsäulenschmerzen auf Beschwerden in diesem Gelenk zurück. Darüber hinaus kommt es durch Blockierungen im ISG auch zu Verhärtungen und Muskelschmerzen der Oberschenkelmuskulatur. Diese sind von einer ermüdungsbedingten Muskelverhärtung oder Muskelzerrung nicht immer ganz einfach zu trennen, da die Beschwerden im Anfangsstadium oft uncharakteristisch sind. Ursächlich finden sich überwiegend Fehlhaltungen der Wirbelsäule oder so genannte funktionelle Beinverkürzungen. Funktionelle Ursachen können in Funktionseinschränkungen von Knie- oder Sprunggelenken (z.B. nach Bänderverletzungen) liegen, aber auch auf nicht ausreichend verheilten Muskelverletzungen beruhen. Sie können bis in den Schambereich ausstrahlen oder auch bis zum Kniegelenk reichen, nie jedoch bis zu den Fersen, wie beispielsweise beim Ischias. Eine Mobilisierung des betroffenen Gelenkes führt oft schon zu einer spontanen Erleichterung. Therapiert wird auch durch eine Infiltrationsbehandlung in das ISG und bei begleitenden Muskelschmerzen in die betroffene Muskelgruppe. Unterstützend finden physikalische Maßnahmen Anwendung.
Fußball gehört nicht gerade zu den wirbelsäulenfreundlichsten Sportarten wegen Verbiegungen (Überbeugung und Überstreckung) der Wirbelsäule, ruckartigen Stopp- und vielfältigen dynamischen Drehbewegungen, die besonders die Lenden- und Halswirbelsäule betreffen. Es besteht hierbei ein hohes Risiko für Verletzungen, verschleißbedingte Veränderungen und Funktionsstörungen insbesondere der Lendenwirbelsäule. Dagegen hilft ein wirbelsäulenfreundliches Krafttraining oder eine parallele ausgleichende sportliche Aktivität wie Rückenschwimmen, Radfahren. So führt Radfahren (rückengerecht!) zu einer besseren Versorgung der Bandscheibe, wie auch zu einer Stärkung der Rückenmuskulatur.
Ein “stabiler“ Rücken braucht eine kräftige Bauch- und Rückenmuskulatur und ein stabiles Knochengerüst. Der Grundstein hierfür wird schon im Kindes-/ Jugendalter gelegt, leider treten bereits schon in jungen Jahren Rückenschmerzen und Haltungsschäden immer häufiger auf, vor allem in der Altersgruppe zwischen 11 und 14 Jahren. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Stundenlanges “unbewegtes“ Sitzen vor dem Computer oder Fernseher sind Gift für unsere Wirbelsäule und Rückenmuskulatur. Bewegung ist eine wichtige Voraussetzung für die psychische und motorische Entwicklung von Kindern. Durch den Bewegungsmangel wird die psychomotorische Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt. Übergewicht, Haltungsschäden und Rückenbeschwerden sind die Folge.
Was ist zu tun? Man kann hier „2 Fliegen mit einer Klappe schlagen“. Eine geeignete sportliche Aktivität hilft nicht nur die entsprechenden Rücken- und Bauchmuskeln zu stärken, sondern der Aufenthalt im „Freien“ ist wichtig für die Vitamin D-Versorgung und damit für das Knochengerüst. Auch gezielte physiotherapeutische Einzelgymnastik und/oder der Besuch einer Rückenschule, die auch für Kinder angeboten wird, hilft weiter. Ziel der Rückenschule ist es die Belastung der Wirbelsäule im Alltag zu reduzieren. Dies kann bei schon bestehenden Beschwerden, aber auch vorbeugend erfolgen. Hier lernt der Betroffene rückengerechtes Sitzen, Stehen, Liegen, Heben, Tragen und Bücken. Diese Erfahrungen können auch beim Sport sinnvoll genutzt werden, z.B. muss der Fußball beim “ruhenden“ Ball nicht bei gebeugtem Rücken aufgehoben werden. Auch wenn es Grenzen im Alltag wie im Sport gibt (ein Einwurf beim Fußball wird sicherlich nie rückengerecht sein), leistet die Rückenschule bei den meisten Sportarten einen wertvollen Beitrag.
Mögliche Verletzungen sollten Kinder nicht vom Fußballspielen abhalten, denn diese Mannschaftssportart fördert die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit, das soziale Einfühlungsvermögen und macht vor allem viel Spaß und Freude. Dennoch sollten die Schwachstellen des Spiels und insbesondere des Trainings erkannt werden und ausreichendes Rückentraining vor allem bei der Vorbereitung einfließen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Fußball nicht nur vom Fernseher und Computerspielen abhält, sondern in der Regel im Freien stattfindet. Bewegung im Freien ist unter anderem für die Bildung von Vitamin D von entscheidender Bedeutung, das ausgesprochen wichtig für unser Knochengerüst ist. Unser Körper bildet Vitamin D durch das Sonnenlicht, das auf unsere Haut gelangt und durch die Ernährung. Wir sind zum großen Teil auf das Sonnenlicht angewiesen, da unsere Lebensmittel mit wenigen Ausnahmen (z.B. Hering) nur unzureichend hierzu beitragen. Eine gute Vitamin-D-Versorgung im Kindes- und Jugendalter ist äußerst wichtig für die im jungen Erwachsenenalter (~ 30 Jahre) bestehende Knochenzusammensetzung. In diesem Alter ist der Höhepunkt der Knochendichte erreicht und mit etwa 40 Jahren beginnt der Knochenabbau. Eine Optimierung der Knochenmineralisierung im Kindes-/Jugendalter hilft also der Vorbeugung einer Osteoporose mit allen damit verbundenen Gefahren (Wirbelkörperbruch, Oberschenkelhalsbruch). Hier leistet das Fußballspielen zur Vorbeugung einen wertvollen Beitrag. Besondere Beachtung gilt vegetarisch ernährten oder chronisch kranken Kinder sowie Kindern, die nur wenig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind.
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