Artikel 28/06/2022

Fuß verdreht und Syndesmose gerissen – so vermeiden Sie Langzeitfolgen

Dr. med. Thomas Schneider Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
Dr. med. Thomas Schneider
Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
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Knickt man mit dem Fuß um oder verdreht sich das Sprunggelenk, werden schnell die Bänder am Knöchel in Mitleidenschaft gezogen. Manchmal reißt dabei die Syndesmose – eine wichtige Bandstruktur am oberen Sprunggelenk.

Das hat nicht nur akut üble Schmerzen zufolge. Im Profisport fürchtet man diese Verletzung besonders, da ihre Behandlung langwierig ist und der Athlet wochenlang ausfällt. Werden Syndesmosenrisse übersehen oder falsch behandelt, drohen zudem bleibende Instabilitäten und später die Entwicklung einer Arthrose.

Was bringt die Syndesmose zum Reißen?

Syndesmosen sind straffe, bindegewebige Strukturen, die zwei Knochen zusammenhalten. Sie werden auch „unechte Gelenke“ genannt und befinden sich z. B. am Unterarm zwischen Elle und Speiche und am Unterschenkel zwischen Schien- und Wadenbein. Dort stabilisiert die Syndesmose die Sprunggelenksgabel, die aus den unteren Enden des Schienbein und des Wadenbeins besteht und das Sprungbein umfasst. Auf diese Weise wird eine feste, aber gleichzeitig elastisch-federnde Bewegung ermöglicht.

Für eine Verletzung der Syndesmose am Unterschenkel braucht es bei gesunden Knochen eine recht große äußere Krafteinwirkung. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn starke Gewalt auf einen nach außen gedrehten Fuß auftrifft. Auch ein unglückliches Umknicken oder Stauchen des Fußes kann zum Reißen der Syndesmose führen.

Am häufigsten passieren Syndesmoserisse beim Sport; sie zählen z. B. zu den typischen Fußballerverletzungen. Sowohl Marco Reus als auch Michael Ballack waren davon schon betroffen. Doch nicht nur beim Fußball, auch bei anderen Kontaktsportarten wie Handball und Hockey kommt es zum Syndesmoseriss. Eine weitere häufige Ursache sind Unfälle beim Skifahren, da hier der Fuß fest im Skischuh steckt und sich leicht verdrehen kann.

Verschiedene Formen, verschiedene Beschwerden

Die Syndesmose besteht aus mehreren Bereichen: dem vorderen, dem hinteren und dem mittleren, quer verlaufenden Syndesmoseband. Je nach Art der Verletzung unterscheiden sich die Beschwerden. Bei einer Überdehnung eines oder aller Teilbereiche kommt es beim Auftreten meist nur zu leichten Schmerzen und einer Knöchelschwellung. Teilrisse führen zu stärkeren Schwellungen und stärkeren Schmerzen beim Gehen und Stehen. Beim kompletten Syndesmoseriss kommt es zu starken Schmerzen, Bluterguss und Schwellung. Außerdem ist das Sprunggelenk instabil, der Patient vermag den Fuß nicht mehr zu drehen.

Ein Syndesmoseriss kann nicht nur die bindegewebige Bandstruktur betreffen, sondern auch die Ansatzstelle. Dann kommt es zum Ausriss von Knochenbestandteilen. Außerdem ist ein Syndesmoseriss oft von weiteren Verletzungen am Sprunggelenk begleitet, z. B. von einem Bruch an Schien- oder Wadenbein. Da Brüche im Röntgenbild gut zu erkennen sind, kann es passieren, dass eine gleichzeitige (im konventionellen Röntgen kaum erkennbare) Syndesmosenverletzung übersehen wird.

Erste Hilfe und ab in die Klinik

Das betroffene Bein muss sofort entlastet werden (dafür sorgen die starken Schmerzen häufig von selbst). Außerdem sollte man den Fuß bis zum Abtransport in eine Klinik hochlagern und kühlen. Im Profisportbereich wird das Sprunggelenk meist schon vor Ort geschient.

So wird die Syndesmosenverletzung diagnostiziert

In der Klinik gibt die Untersuchung des Fußes die ersten Hinweise auf eine Verletzung der Syndesmose. Dabei wird das Sprunggelenk (oft unter Lokalanästhesie) auf Druckschmerzen und Stabilität hin untersucht. Für die eindeutige Diagnose sind bildgebende Verfahren nötig. In manchen Kliniken setzt man dazu gleich spezielle Röntgenaufnahmen wie die digitale Volumentomographie ein. Diese Methode ist viel genauer als die traditionell verwendete Magnetresonanztomographie. Konventionelle Röntgenaufnahmen sind ebenfalls erforderlich, weil damit Begleitverletzungen wie z. B. Sprunggelenksbrüche gut erkannt werden können.

Konservativ oder operativ behandeln?

Abhängig vom Verletzungsmuster wird eine Syndesmosenverletzung unterschiedlich behandelt. Ziel ist in jedem Fall die möglichst optimale Ausrichtung der Sprunggelenksgabel. Nur so lässt sich langfristig die Stabilität und damit die volle Funktion des Fußes wiederherstellen.

Eine konservative Behandlung mit Schonung und Ruhigstellung des Fußes ist vor allem bei isolierter Verletzung der vorderen Syndesmose möglich. Verwendet werden dazu Bandagen oder eine Orthese, seltener ein Gips oder auch spezielle Schienen, mit denen man den Fuß in eine Rechtwinkel- oder leichte Spitzfußstellung bringt.

Bei den schwereren Verletzungen ist häufig die Operation angezeigt. Abgelöste Knochenteile werden mit Schrauben fixiert, Fehlstellungen der Gabel z. B. mit einer sprunggelenksüberspannenden Stellschraube korrigiert und fixiert.

Was tun bei Langzeitschäden?

Syndesmoserisse werden im Rahmen der Erstversorgung oft nicht erkannt und deshalb nicht behandelt. In der Folge können sich Fehlstellungen der Sprunggelenksgabel entwickeln, meist kommt es dann zu einer bleibenden Instabilität des Gelenks. Da die Kontaktflächen von Sprungbein und Sprunggelenksgabel nicht mehr optimal ausgerichtet sind, droht langfristig die Entwicklung einer Arthrose.

Auch Langzeitschäden lassen sich operativ angehen. Dabei versuchen die Operateure, Fehlstellungen der Unterschenkelknochen zu korrigieren und die Sprunggelenksgabel zu stabilisieren. Oft muss dazu Narbengewebe entfernt werden.

Allerdings gilt: Je länger die Schäden bestehen, desto geringer ist die Chance auf eine direkte Rekonstruktion und Heilung. Im Falle einer schweren Arthrose mit Schmerzen und Bewegungseinschränkung hilft häufig nur noch eine Gelenkprothese oder die Versteifung des Gelenks.

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