Artikel 08/12/2019

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Frau Svenja Ehrhardt

Svenja Ehrhardt Zahnarzt
Svenja Ehrhardt
Zahnarzt
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Svenja Ehrhardt interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Zahnärztin.

jameda: Frau Ehrhardt, was hat Sie motiviert, Zahnärztin zu werden?

Frau Ehrhardt: Die Möglichkeit mein handwerkliches Geschick mit einem naturwissenschaftlichen Beruf zu vereinen.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Frau Ehrhardt: Als Endodontologin beginnt meine Tätigkeit erst, nachdem der normale Zahnarzt den Zahn ziehen würde. Ich darf mit meinem Wissen, meinem handwerklichen Können und meinen technischen Mitteln beginnen, wo andere vorher gescheitert sind. Das ist eine tägliche Herausforderung, die mir viel Spaß macht.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Frau Ehrhardt: Die mikroskopische Endodontie ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Meine Aufklärung über die Kosten lässt einige wenige Patienten zu dem Schluss kommen, dass „Zahnärzte einem das Geld aus der Tasche ziehen“ würden.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Frau Ehrhardt: „In der Ruhe liegt die Kraft“. Ausgeglichen und entspannt lässt sich vieles besser ertragen – vielleicht sogar bereichernd?

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Frau Ehrhardt: Ich sehe meine Patienten als mündige und eigenständige Menschen und mich eingangs als „Beraterin in zahnmedizinisch-endodontologischen Fragen“. Die meisten meiner Patientinnen und Patienten entscheiden sich für die angeratene Behandlung. Diejenigen, die sich dagegen entscheiden, wissen in dem Moment, welche Konsequenzen das für sie hat. Das ist für mich in Ordnung.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Frau Ehrhardt: Ich würde das System transparenter und ehrlicher nach außen tragen. Zahnmedizinisch sind gesetzlich versicherte Patienten nur „zweckmäßig, ausreichend und wirtschaftlich“ versichert. Diese „primitive“ Versicherung deckt nur eine ganz simple Versorgung ab und hat nichts, aber auch gar nichts, mit dem zu tun, was wir können, wo wir wissenschaftlich stehen und was international zur Anwendung kommt. Der Markt der privaten Zusatzversicherungen ist ähnlich undurchsichtig.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Frau Ehrhardt: Zahnmedizinisch wird nicht das umgesetzt, was an den Universitäten gelehrt wird. Der wirtschaftliche Druck, in kurzer Zeit maximalen Umsatz zu erzielen, ist zu groß und die Qualität dadurch schlecht. Hier geht es nicht um „Raffgier“, sondern für die hochverschuldeten Praxen wirklich ums Überleben und darum, Gehälter bezahlen können.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Frau Ehrhardt: Mit Hilfe des Mikroskops lassen sich neue Methoden umsetzen. Zum Beispiel kann ein toter Frontzahn, nach einem Trauma (Sturz) bei einem Kind im Wachstum wieder „revitalisiert“ (lebendig) werden und als normaler Zahn weiterwachsen.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Frau Ehrhardt: Ja! Ein Kind, das sich bisher nicht behandeln ließ und einige Zahnarztpraxen und Unikliniken durchlaufen ist, ist bei mir auf dem Stuhl während einer Wurzelbehandlung eingeschlafen. Meine Hypnoseausbildung vor vielen Jahren hilft hier und da.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Frau Ehrhardt: Interdentalbürstchen anwenden und Möhren essen!

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