Ärzte und Heilpraktiker haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Hui Zhang-Sievers interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Heilpraktikerin.
jameda: Frau Zhang-Sievers, was hat Sie motiviert, Heilpraktikerin zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Frau Zhang-Sievers: Mit TCM (Traditioneller Chinesischer Medizin) bin ich erstmalig im Kindesalter durch eine eigene Mumps-Erkrankung in Berührung gekommen: Unser Nachbar, ein bekannter TCM-Arzt, konnte mit Akupunktur helfen. Er brauchte lediglich eine Nadel! Auch meinem Vater war die TCM nach einem Schlaganfall ein Lichtbringer, als die Schulmedizin nicht mehr weiter wusste.
Dieses Ereignis war so bedeutsam, dass ich mich dazu entschloss, mich auch auf den Weg der TCM zu begeben. Nach Ausbildungs- und Arbeitsstationen in der Schulmedizin begann ich mein TCM-Studium und spezialisierte mich später auf die Schmerztherapie mittels Akupunktur. In der Akupunktur sah ich effiziente Lösungen für eine Vielzahl von Erkrankungen
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Frau Zhang-Sievers: Die TCM ist ganzheitlich und versteht die Krankheit als Ausdruck eines fehlenden Gleichgewichts körpereigener Funktionen. Unser vorrangiges Ziel ist es entsprechend, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen und im Anschluss zu erhalten, damit der Körper wieder in der Lage ist, Widrigkeiten abzuwehren und sich selbst zu helfen.
Ein gestörtes Gleichgewicht kann unter anderem durch die zwei Säulen der TCM – Akupunktur sowie die TuiNa – behandelt werden. Tuina ist eine manuelle Behandlungsform für zahlreiche Krankheitsbilder des Rückens und des Bewegungsapparates, der inneren Organe bis hin zu psychosomatischen Dysregulationen.
Die Chiropraktik gehört ebenso zu meinem Praxis-Spektrum wie die Kräutermedizin.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Frau Zhang-Sievers: Ja, mein Schwerpunktwissen Akupunktur vertiefe ich regelmäßig am Lehrstuhl meines ehemaligen Professors Dr. Wang in Harbin, China. Er ist mitunter einer der bekanntesten TuiNa-Meister in China.
Seine Philosophie beeinflusst mich jeden Tag bei meiner Arbeit, denn jeder Patient ist ein neues Ziel für mich. Schließlich möchte ich meine Patienten letztendlich von der Therapie befreien und ihre Gesundheit langfristig erhalten.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Frau Zhang-Sievers: Durch Studien und Kooperationen mit der Universität Harbin, China, sowie dem Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Klinik für Anthroposophische Medizin in Berlin, erweitern wir nicht nur unser Wissen, wir bieten auch Schulungen und Workshops mit dem Bund Deutscher Heilpraktiker e. V. an.
Ebenso werden wir in Zukunft Ausbildungen für Physiotherapeuten anbieten und schaffen somit weitere hochqualifizierte Arbeitsplätze in der Therapie.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Frau Zhang-Sievers: Ich würde mich freuen, wenn die Schulmedizin und die chinesische Medizin künftig enger zusammenarbeiten und sich ergänzen. Nach verbreiteter Auffassung hat jeder der beiden Ansätze seine Wirkmächtigkeit. Eine gemeinsame, ganzheitliche Betrachtung von Krankheitsbildern wäre m.E. im Sinne der Patienten.
Ich wünsche mir künftig eine stärkere institutionelle Anerkennung der Traditionellen Chinesischen Medizin.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Frau Zhang-Sievers: Ich finde es toll, wie groß das Vertrauen meiner Patienten zu mir ist, dass sie sich in meine Behandlung begeben, oft ohne zu wissen, was auf sie zukommt. So geben sie mir die Chance, ihnen helfen zu können und wir können es zusammen schaffen, ihre Krankheitsbilder zu beheben.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Frau Zhang-Sievers: An einen Asthma-Patienten erinnere ich mich besonders: Ohne Aussicht auf Besserung nahm er bereits seit vielen Jahren Cortison. Zusammen mit seiner Frau hatte er vieles probiert, bis sie über eine Empfehlung in meine Praxis gekommen sind.
Ich wusste, es wird ein langer Weg, denn er litt schon so lange unter Asthma, was die Behandlung immer erschwert. Dennoch: Ich habe es geschafft und nach zwei Monaten war er frei von Cortison.
Mich hat unglaublich beeindruckt, wie kraftvoll der Körper auf die Behandlung angesprochen hat. Insgesamt war er sechs Monate in Therapie. Seine Familie und Freunde wurden dann ebenfalls Patienten bei uns.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Frau Zhang-Sievers: Ernährung und Bewegung sind die wichtigsten Bestandteile eines gesunden Lebensstils. Dennoch darf man nicht vergessen, dass die seelische Gesundheit großen Einfluss hat und ein weiterer Schlüssel zum Erfolg ist.
Wir haben uns deswegen dazu entschlossen, unser Spektrum durch eine Aroma- und Musiktherapie zu erweitern.
1998 erwarb ich den Abschluss ‘Akupunktur-Meisterin’ im Fachstudiengang „Traditionelle Chinesische Medizin“ bei Professor Dr. Xuan Zhang Wang an der „Hilongjiang University of Chinese Medicine“, Harbin, China.
Im Jahr 2016 wurde ich zum Vorstandsmitglied der „Wissenschaftlichen Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin und Pharmakologie, Provinz Guizhou, Zweiggesellschaft für Tuina-Massage“, berufen.
Vierzehn Jahre lang habe ich im chinesischen Harbin im dortigen Universitätskrankenhaus, später auch als examinierte Leiterin, in der Schwesternabteilung für Intensiv-Medizin gearbeitet. Hier konnte ich umfassende Kenntnisse in den Bereichen Gastroenterologie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie der Betreuung schwerbehinderter, beatmeter Patienten erwerben. In diesem Bereich bin ich bis heute in Berlin tätig.
Einen weiteren Abschluss als ‘Master of Chiropractic’ habe ich am Institut „Dr. Ackermann, Stockholm“ abgelegt. Damit ist es mir möglich, westliche Techniken der Osteopathie, ganzheitliche Chiropraktik, manuelle Gelenktherapie und Schmerzprophylaxe mit den Tuina-Techniken zu kombinieren.
Zudem habe ich umfangreiches Wissen in den Bereichen Ernährungstherapie, Diätetik, Lebensmittelallergie- und Diagnostik, Notfallmedizin und Injektionstechniken erlangt und bilde mich dahingehend fortlaufend weiter.
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