Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Dr. Nina Kaiser interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Zahnärztin.
jameda: Frau Dr. Kaiser, was hat Sie motiviert, Zahnärztin zu werden?
Frau Dr. Kaiser: Handwerk und Medizin in einem fand ich eine Super-Kombination. Dann auch noch mit vielen Menschen zu arbeiten, denen man helfen kann, ist einfach ein toller Beruf und meine Berufung.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Frau Dr. Kaiser: Der Vorher-Nachher-Effekt bei größeren Behandlungen und Patienten davon zu überzeugen, dass man keine Angst mehr haben braucht, wenn man moderne Zahnmedizin betreibt. Es macht einen selbst glücklich, wenn man Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn Sie nach der Behandlung stolz in den Spiegel schauen, ob Groß oder Klein.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Frau Dr. Kaiser: In der heutigen Zahnmedizin gibt es diese Situation für mich kaum. Ich bin immer ehrlich zum Patienten und versuche ihm die zu ihm passende Therapie zu empfehlen bzw. schlage dem Patienten die möglichen Wege vor. Am Ende muss jeder für sich entscheiden, was sein Ziel ist, zu welchem ich ihn quasi nur begleite. Die Patienten sind aber auch oft bereit, Monate zu investieren, um ans Ziel zu kommen. Im Vorfeld kann man dies ja gut planen. Wichtig ist es, den Patienten immer genau aufzuklären und all seine Fragen im Vorfeld zu beantworten. Dann gibt es auch keine Schwierigkeiten, diesen Weg gemeinsam zu gehen.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Frau Dr. Kaiser: Das ist eher selten der Fall. Wenn dann klärt sich das meist bei einem der ersten Gespräche, wenn der Patient die ersten Schritte schon nicht mitgeht, Vorbehandlungen nicht abgeschlossen werden können zum Beispiel. Ich sage ihm ehrlich, was dies für ihn bedeutet und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Es gibt ja auch Richtlinien, an die wir uns halten müssen und die auch Sinn machen, um bei der geplanten Therapie Erfolg zu haben. Wenn der Patient dann weiterhin nicht mitmacht, bin ich nicht die richtige Zahnärztin für Ihn.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Frau Dr. Kaiser: Das sprengt jetzt den Rahmen. Allerdings geht es Deutschland ja eigentlich sehr gut. Zumindest ist seit diesem Jahr in der Kinderzahnheilkunde einiges besser geworden. Amalgam wurde verboten und auch Kinder bis zum 33. Lebensmonat haben viermal jährlich Anspruch auf einen Fluoridlack. Schön wäre, wenn die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) mal angepasst werden würde. Die ist seit 1988 gleich, der Einheitliche Bewertungsmaßstab für zahnärztliche Leistungen (BEMA) könnte auch mal neue anerkannte Verfahren honorieren. Denn dann würde es beim Patienten nicht immer so aussehen, als wollen die Zahnärzte immer nur noch Zuzahlungen haben oder Sätze steigern. Um heutzutage eine moderne Zahnheilkunde zu betreiben und zudem wirtschaftlich zu bleiben, muss der Patient leider ab und an zuzahlen. Manchmal muss er auch eine Zusatzversicherung abschließen.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Frau Dr. Kaiser: Viele meiner befreundeten Ärzte sind toll und machen ihren Job leidenschaftlich gern. Sie sind genauso kollegial wie ich! Schwarze Schafe gibt es aber doch in jeder Jobbranche.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Frau Dr. Kaiser: Softlaser/ Photodynamische Therapie, Endopilot / Geräte zur Wurzelkanalaufbereitung, Bleachinglampe, Calaject für eine schmerzfreie Betäubung, digitales Röntgen direkt am Stuhl und Massagefunktion im Behandlungsstuhl.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Frau Dr. Kaiser: Da gibt es viele. Gestern zum Beispiel kam ein kleines Mädchen und als ich bei ihr am Zahn bohrte, sagte ich: „Huch das hört sich an, als wäre da eine dicke Hummel in deinem Mund“. Das Mädchen musste so herzhaft lachen und strahlte mit den Augen. Das war ein kleiner Moment, aber diese Momente liebe ich an meinem Beruf.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Frau Dr. Kaiser: Nicht erst kommen, wenn Beschwerden da sind, regelmäßig zur Vorsorge gehen, Wasser trinken, Zahnseide verwenden und täglich zwei Mal mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta die Zähne putzen.
Eltern möchte ich auf den Weg geben, dass Kinder, bis sie nicht fließend Schreibschrift schreiben können, Hilfe beim Zähneputzen brauchen. Eltern müssen nachputzen und auch Kinder müssen meist schon Zahnseide benutzen.
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