Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Dr. med. dent. Ines Heinrich interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Zahnärztin.
jameda: Frau Dr. Heinrich, was hat Sie motiviert, Zahnärztin zu werden?
Frau Dr. Heinrich: Das Zusammenspiel von handwerklichem Geschick, medizinischem Fachwissen und dem Kontakt mit meinen Patientinnen und Patienten ist das, wofür ich mich jeden Tag aufs Neue begeistere.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Frau Dr. Heinrich: Das Motto unserer Praxis lautet „Zahnheilkunde in sensiblen Händen.“ Wenn ein Patient zum ersten Mal in unsere Praxis kommt, mit all seinen Ängsten und Sorgen, und man es auf einfühlsame Weise im Laufe der gesamten Behandlung schafft, dass der Patient irgendwann mit einem Lächeln die Praxis betritt. Das ist ein unglaublich schönes Gefühl. Aber auch genau darin liegt die Herausforderung. Wie schaffe ich es, jeden Patienten individuell genau da abzuholen, wo sie/er es braucht?
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Frau Dr. Heinrich: Bei fast allen Behandlungen kann sehr individuell auf die Wünsche des Patienten eingegangen werden. Langwierige Behandlungen können in kürzere Behandlungsabschnitte aufgeteilt oder die Behandlungen unter einer Sedierung durchgeführt werden.
Das Wichtigste ist, dass man als Patient seine Sorgen und Ängste offen mit der Behandlerin bzw. dem Behandler bespricht und gemeinsam einen Weg findet, die Therapie so angenehm wie möglich durchführen zu können.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Frau Dr. Heinrich: Zunächst muss sichergestellt werden, dass der Patient den Therapieplan verstanden hat. Möglicherweise haben Aufregung und Anspannung dazu geführt, dass nicht alle Informationen wie gewünscht angekommen sind. Die wichtigsten Informationen werden erneut besprochen und bei Bedarf auch schriftlich mitgegeben. Bei Unsicherheiten seitens des Patienten verweisen wir immer darauf, sich per E-Mail oder Telefon mit uns in Verbindung zu setzen.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Frau Dr. Heinrich: Prophylaxemaßnahmen, die dazu dienen, eine Vielzahl von Folgeerkrankungen und -behandlungen zu vermeiden, gehören für mich ganz klar von der gesetzlichen Krankenkasse bezuschusst. Wir haben die Individualprophylaxeleistungen im Alter von 6-18 Jahren und konnten dadurch das Kariesrisiko erheblich senken. Eine Weiterführung dieser Leistungen wäre begrüßenswert.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Frau Dr. Heinrich: Sein eigenes Tun selbstkritisch zu betrachten ist von großer Wichtigkeit. Ich selbst bin meine größte Kritikerin und setze wesentlich höhere Ansprüche an meine Arbeit als das meine Patienten tun würden. Ein enormer Vorteil in unserer Mehrbehandlerpraxis ist der kollegiale Austausch. So können wir gemeinsam die beste Therapie für jeden Patienten, ganz individuell, finden.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Frau Dr. Heinrich: Intraoralscanner, die Abformungen überflüssig machen, CAD/CAM-Restaurationen, die beim Patienten in nur einer Behandlungssitzung hergestellt und eingesetzt werden können, Pulverstrahlgeräte zur optimalen Biofilmtherapie bei Parodontalerkrankungen und periimplantären Infektionen oder der Einsatz eines Dental-Mikroskops bei der Wurzelkanalbehandlung sind nur einige der vielen von uns im zahnärztlichen Alltag eingesetzten Geräte, um den Patienten die bestmögliche Therapie zukommen zu lassen.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Frau Dr. Heinrich: Ziemlich zu Beginn meiner Tätigkeit in der Praxis Dr. Frentz und Kollegen habe ich eine Angstpatientin kennengelernt. Eine gestandene Frau, fest im erfolgreichen Berufsleben stehend. Einer unserer Patienten hatte uns empfohlen und die Patientin zum ersten Termin begleitet, den Sie unter Angst, Tränen und mit großen Zahnschmerzen wahrgenommen hat.
Jetzt, vier Jahre und eine Vielzahl an Behandlungen später, verbindet uns eine tolle Freundschaft, auch im privaten Bereich. Zahnarzt-Angst ist für die Patientin kein Thema mehr. Toll, wenn man diesen Weg gemeinsam mit den Patienten gehen kann.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Frau Dr. Heinrich: Um die Zähne langfristig kariesfrei zu halten, gehört für mich neben zweimal täglichem Zähneputzen das tägliche, abendliche Reinigen der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen vor dem Zähneputzen unbedingt dazu.
Dr. Inés Heinrich, Studium der Zahnmedizin an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Assistenzzahnärztin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Greifswald in den Abteilungen für Parodontologie sowie für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnheilkunde & medizinische Werkstoffkunde bis 2014, Assistenzzeit bis 2015 in der Praxis Dr. Badelt und Dr. Badelt in Ludwigsburg, seit 2016 in der Praxis Dr. Frentz und Kollegen als angestellte Zahnärztin tätig.
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