Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Dr. med. Bettina Breitkopf interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Psychotherapeutin.
jameda: Frau Dr. Breitkopf, was hat Sie motiviert, ärztliche Psychotherapeutin zu werden?
Frau Dr. Breitkopf: Ursprünglich wollte ich Frauenärztin werden, sammelte in diesem Bereich auch sehr viele Erfahrungen…- war letztlich aber nur darüber entsetzt, wie grob der rein operative Teil der Medizin hier im Vordergrund steht. Kaum einer interessierte sich wirklich wie es einem Tumorpatienten geht. Dies war der Grund für mich, umzukehren. Ich wollte wissen, wie es einem Mensch wirklich geht! Und das ist bis heute so – gesunde Neugier und Anteilnahme, wie es Menschen wirklich ergeht.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Frau Dr. Breitkopf: Ich habe bis heute – auch nach vielen Berufsjahren - viel Spaß am „Verstehen“ eines Menschen, ihn darin zu begleiten, eine Krise hinter sich zu lassen und sich auf die Zukunft, das einmalige Leben zu freuen. Ich habe – eventuell durch die Praxislage hinter der Uni – viele junge Patienten, worunter viele Studenten sind: es macht immer wieder großen Spaß, diese jungen Menschen in Krisensituationen zu begleiten und später eventuell eine Hochzeitsanzeige aus xyz zu bekommen oder auch eine Mail, dass alles gut läuft…
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Frau Dr. Breitkopf: Dass es eine Schwäche sei, zum Therapeuten zu gehen! Es gibt keine „nur kranken“ und „ nur gesunden“ Menschen: jeder macht Krisen im Leben durch, denn das ist menschlich!
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Frau Dr. Breitkopf: Gerade Essstörungen brauchen beidseits viel, viel Geduld! Ich habe diese Geduld – und bitte die Patienten immer, auch dabei zu bleiben, da ich allein machtlos bin! Ein Patient, der von mir zu 100% geschoben werden möchte, ist noch nicht wirklich bereit etwas zu ändern. Natürlich schiebe ich aber durchaus, wenn der Patient dies selbst nicht kann – wie z.B. bei einer Depression.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Frau Dr. Breitkopf: Ich versuche klar zu machen, dass es nicht um mein besseres Leben geht – sondern um seins! Ohne Mithilfe des Patienten bin ich machtlos und alles bleibt beim Alten!
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Frau Dr. Breitkopf: Viele Kollegen müssen nach rein kommerziellen Gesichtspunkten arbeiten – das dient nicht immer der Menschlichkeit und dem zwischenmenschlichen Verständnis!
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Frau Dr. Breitkopf: Ärzte sind so wie Patienten eben auch nur Menschen…mit vielen Schwächen! Unverzeihlich finde ich ein „von oben herab“; jeder Mensch durchläuft kritische Lebensphasen, in welchen er dann dankbar ist, auf Augenhöhe und mit Wertschätzung behandelt worden zu sein.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Frau Dr. Breitkopf: Ich habe bereits sehr Patienten „in ihr Leben raus begleitet“ und freue mich immer, später noch von ihnen zu hören - das macht den Beruf intensiv und oft anstrengend, aber auch einzigartig und wunderbar!
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Frau Dr. Breitkopf: Unser Leben ist einmalig und ab und zu auch zu kurz: Die Zeit, die wir haben, sollte genutzt werden: HEUTE und nicht irgendwann einmal….
Wir sind eine Praxisgemeinschaft von 5 Psychotherapeuten. Jeder hat seine eigenen Patienten, einen eigenen Behandlungsstil sowie sein eigenes Behandlungszimmer. Die Praxis besteht sein 1998.
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