Team jameda
Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Demer interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Hausärztin.
jameda: Frau Demer, was hat Sie motiviert, Ärztin zu werden?
Frau Demer: Als junge Erwachsene hatte ich den Wunsch, den Menschen in seiner Gesamtheit und wahrscheinlich auch mich selbst besser zu verstehen. Hinzu kam die Hoffnung, positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Leben anderer nehmen zu können. Es war mir wichtig, einer Tätigkeit nachzugehen, die Sinn macht und Spuren hinterlässt.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Frau Demer: Große Freude bereitet mir die Vielfältigkeit meiner Tätigkeit als Hausärztin. Man trifft auf die unterschiedlichsten Menschen mit den verschiedensten unselektierten Krankheitsbildern, Problemen und Fragestellungen. Man weiß nie so recht, was der Tag bringt. Das ist zugleich auch die größte Herausforderung
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Frau Demer: Offen gestanden nicht so schrecklich vielen. Meine Patienten lernen mich mit meinen Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Grenzen sehr gut kennen. Arzt und Patient finden sich, bilden ein gutes Team oder gehen wieder auseinander, wenn das gegenseitige Vertrauen fehlt. Problematisch finde ich, wenn jemand die Verantwortung für sich und seine Gesundheit an der Praxistür abgeben möchte. Als Arzt kann ich unterstützen, behandeln und beraten, aber nicht ohne Zutun meiner Patienten alles richten. Wichtigster Akteur im eigenen Leben bleibt man selbst.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Frau Demer: Sehr wichtig ist mir, dass meine Patienten Probleme und Bedenken offen ansprechen. Im offenen Austausch findet sich meist eine Lösung. Gut informiert kann man mit eventuellen Schwierigkeiten besser umgehen.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Frau Demer: Wichtig ist mir Ehrlichkeit. Am Ende des Tages entscheidet jeder selbst, welche Therapie man bereit ist mitzutragen. Jeder hat das Recht und oft gute Gründe, nein zu einer möglichen Behandlung zu sagen. Was nützt der ausgeklügeltste leitliniengerechte Therapieplan, wenn er nicht zum Patienten passt, nicht umgesetzt werden kann oder nicht gewünscht ist?
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Frau Demer: Ich würde bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Klinikärztinnen und -ärzte schaffen. Meine Kliniktätigkeit fand mit der Geburt meines Sohnes ein rasches Ende. In meiner eigenen Praxis ist immer Platz für mein Kind, schließlich bin ich nicht nur Ärztin, sondern auch Mutter.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Frau Demer: Den Patienten in seiner Ganzheit mit Bedürfnissen, Wünschen, Möglichkeiten und Grenzen zu sehen. Daran sollte die Therapie ausgerichtet werden. Ein weiterer Punkt: Mut zur Ehrlichkeit, Dinge verständlich beim Namen zu nennen und sich nicht hinter Fachchinesisch zu verschanzen, wenn es unangenehm wird. Eigene Grenzen zu erkennen, zu respektieren und zu kommunizieren, wäre ebenfalls wichtig.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden ?
Frau Demer: Unsere Praxis befindet sich auf einem sehr guten technischen Stand und wir bieten alle gängigen allgemeinmedizinischen Diagnostikmethoden an. Am bedeutsamsten für eine gute medizinische Versorgung erscheinen mir jedoch Intuition, Hände, Herz und Verstand. Auch traditionelle Verfahren der Naturheilkunde haben bei uns den Platz, der ihnen aus meiner Sicht gebührt.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Frau Demer: Im Laufe meiner Tätigkeit bin ich vielen Menschen begegnet, die mich sehr beeindruckt haben und die ich nie vergessen werde. Es gab Ereignisse, die mich aufgewühlt, geärgert oder getroffen haben. Es gab allerdings vor allem auch ungezählte lustige Ereignisse, sympathische Begegnungen und kleine humorvolle Vertraulichkeiten, die den Arztalltag wertvoll machen.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Frau Demer: Seien Sie Sie selbst. Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse, auf Ausgleich von Anspannung und Entspannung und auf Balance von Körper, Geist und Seele. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein und erst recht nicht nur von Pillen.
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