Artikel 10/04/2015

Ist der Venenkleber gefährlich?

Team jameda
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In einigen wenigen Fachkommentaren und Artikeln von phlebologisch tätigen Ärzten wird immer wieder vor der Entstehung einer Allergie auf das beim Venenkleben verwendeten Cyanoacrylat gewarnt. Was findet sich in der wissenschaftlichen Literatur dazu? In den letzten 30 Jahren gab es insgesamt 84 Literaturangaben zu verschiedenen Reaktionen auf die Grundsubstanz des Klebers. Die absolute Mehrzahl der Fachartikel wurde von hautärztlichen Kollegen sowie aus der ästhetischen Medizin veröffentlicht. Es handelt sich in allen Veröffentlichungen um Einzelfallbeobachtung. Im Verhältnis zur Zahl der Patienten, bei denen ein Cyanoacrylatkleber verwendet wurde, sind diese Zahlen extrem gering. Im Wesentlichen geht es um den Verdacht allergischer Hautreaktionen und Entzündungen beim Verschluss von Wunden nach hautchirurgischen Eingriffen. Weitere Berichte kommen aus dem Bereich der Ästhetik und Kosmetik. So sind beim Kleben künstlicher Fingernägel, Augenbrauen- und Wimpernverdichtung Hautentzündungen beschrieben worden. In drei Fällen berichteten Patienten von Schnupfen und leichten Asthmaanfällen. Letztere waren im Wesentlichen beim Einatmen von Kleberdämpfen und beim Hautkontakt bemerkt worden. Insbesondere beim Arbeiten mit unsterilem, unveränderten Cyanoacrylatkleber im Modellbau ist ein Fall beschrieben, bei dem es zu einem Asthmaanfall gekommen sein soll.

Frühe Verwendung von Cyanoacrylat

Seit 1949 ist das Cyanoacrylat chemisch bekannt. 10 Jahre später konnte die sehr gute Klebeeigenschaft erstmals auch in biologischen Geweben nachgewiesen werden. Seit 1960 wird der Acrylatkleber in der Medizin in fast allen Fachrichtungen vielfach eingesetzt. Zunächst nur als Wundkleber, als Ersatz von Wundnähten, auf dem Körper verwandt, kamen bald auch Anwendungen im Inneren des Körpers hinzu. Nahezu alle operativen Disziplinen benutzen seither das Cyanoacrylat zur Blutstillung und auch zum Verschluss blutender Gefäße.

Verwendung als Venenkleber

Die Zulassung des Cyanoacrylatklebers für die Therapie am Venensystem erfolgte europaweit 2011. Auch in England, Irland und Norwegen ist das System zugelassen. Die Zulassung in Kanada erfolgte 2014, in den USA ist das System für dieses Anwendungsgebiet Anfang Februar 2015 zugelassen worden. Bei der Behandlung von Krampfadern werden keine ausgedehnten Klebermengen eingesetzt. Je Krampfader werden lediglich zwischen 1,2 ml und 1,8 ml des Klebers benötigt. Als Nebenwirkung kann eine kurzzeitige unspezifische Entzündungsreaktion auftreten, die durch den Kontakt von Gewebewasser (Lymphe) mit dem Kleber, durch die durchlässige Venenwand hindurch, hervorgerufen wird. Dabei kommt es zu einem kurzzeitigen Anstieg der unspezifischen Entzündungsparameter (c-reaktives Protein, Lymphozyten). Durch Auflegen von kühlenden Verbänden lässt sich dieser leichte Reaktion umgehend regulieren. Andere Nebenwirkungen oder gar Komplikationen sind nach Jahrzehnten Einsatz noch nicht beschrieben worden. Insbesondere der Einsatz in den Gehirnarterien verläuft völlig nebenwirkungsfrei. Auch sind bisher keine Bestandteile oder Reste des Klebers dauerhaft im Körper verblieben. Die biologischen Abbauprozesse des Venenklebers lassen sich sonografisch sehr gut verfolgen. Eine Plazentagängigkeit ist nicht nachgewiesen worden.

Selbstverständlich muss, wie bei jedem Medikament, eine Aufklärung zur Problematik einer möglichen Allergie erfolgen. Das Risiko einer tatsächlichen Ausbildung allergischer Reaktionen ist beim Venenkleben jedoch verschwindend gering und von den mit dem Venenkleber regelmäßig arbeitenden Fachkollegen noch nicht beschrieben worden. Das beim Venenkleben eingesetzte Derivat des Cyanoacrylats n-butyl-2-cyanoacrylate (n-BCA), ist von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA als biokompatibel und bioresorptiv eingestuft worden.

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