Artikel 21/05/2015

Parodontitis- Bakterien schnell nachgewiesen

Team jameda
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Die erfolgreiche Therapie einer Parodontitis resultiert nicht nur aus Handarbeit des Parodontologen allein. Sie ist eine komplexe, strategische Reihenfolge systematisch aufeinander abgestimmter Behandlungsschritte zur Entfernung der Bakterien. Dabei spielen viele Faktoren eine wesentliche Rolle, die ihre Grundlagen in der Mikrobiologie, der Psychologie, der Kommunikation, der inneren Medizin, der Suchtmedizin, der Motivationsverstärkung, der Verhaltenstherapie und in noch anderen medizinischen Bereichen haben. Die korrekte Anordnung dieser vielen für den Behandlungserfolg bedeutsamen “Puzzleteile“ benötigt Zeit und wird von uns Parodontologen stetig überprüft.

„Wäre es da nicht viel einfacher ein Antibiotikum zu nehmen?“

Sicherlich ist die Beseitigung der verursachenden und die Krankheit auslösenden Bakterien entscheidend und hier können Antibiotika zusätzlich notwendig werden. Es ist jedoch nicht in allen Fällen notwendig, ein Antibiotikum zu verschreiben. Weiterhin sollte man bedenken, dass nicht alle im Mund befindlichen Bakterien für die parodontale Gesundheit schädlich sind. Es stellt sich folglich die Frage: Ob, wann und welches Antibiotikum genommen werden soll?

Der Bakterientest

Mit einem Bakterientest ist es uns möglich, die zwei gefährlichsten Parodontitisbakterien (Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Aa und Porphyromonas gingivalis, Pg) direkt in der Praxis nachzuweisen. Dieser Chair-Side Test basiert auf der HyBeacon-Technologie1. Das Analysesystem besteht aus einem optischen Detektor, den entsprechenden chemischen Agenzien und der passenden Analyse-Software, und es liefert nach 2 Stunden die Ergebnisse.

Die Testproben werden wie gewohnt ohne Schmerzen mittels Papierstäbchen genommen, die sich in den Zahnfleischtaschen vollsaugen. Um ein sicheres Nachweisergebnis zu bekommen testen wir die tiefsten Taschen jeder Seite des Ober- und des Unterkiefers. Das Vollsaugen der Papierstäbchen dauert pro Entnahme 10 Sekunden.

Vor oder nach der Parodontitistherapie?

Vor Beginn einer Therapie ist es wertvoll zu wissen, welche Bakterien hier eine Rolle spielen. Eine Bakterientestung nach der Therapie macht dann Sinn, wenn das klinische Bild im Mund nicht dem erwarteten Ergebnis entspricht. Ist die Erkrankung nicht mehr zu erkennen, kann auf einen erneuten Test verzichtet werden, da allein schon durch das entzündungsfreie Zahnfleisch angenommen werden darf, dass keine gefährlichen Bakterien mehr vorhanden sind. Eine erneute Testung kann dann sinnvoll werden, wenn ein Patient mit zunächst erfolgreicher Behandlung wieder entzündete Taschen hat. Dann ist die Übertragung vom Partner her als mögliche Ursache zu werten und sollte überprüft werden.

Fazit für eine nachhaltige Parodontitistherapie

Die klassische bewährte mechanische Parodontitis-Therapie mit Ultraschallinstrumenten oder klassischen Küretten stellt den Standard dar. Eine alleinige Einnahme von Antibiotika ist ohne langfristigen Effekt. Nach einer kurzen vermeintlichen Besserung würde die parodontal entzündliche Erkrankung weitergehen und die Wahrscheinlichkeit für eiterige Abszesse am Zahnfleisch nähme deutlich zu. Es ist daher hilfreich, die Fälle zu erkennen, in denen die aggressiven Bakterien (Aa und Pg) vorkommen, damit das richtige Antibiotikum auswählt wird.
Obwohl es labortechnisch möglich wäre, auch viele andere häufig vorkommende Bakterien nachzuweisen, ist das ohne Effekt für die Praxis.2

Der unkompliziert durchzuführende und schnelle Nachweis der Markerkeime Aa und Pg stellt bei einer schweren und weit fortgeschrittenen Parodontitis eine große Unterstützung dar. Die Labortechnik darf man als weit fortgeschritten bezeichnen, das Handling ist einfach und dennoch sicher.

Andere auf dem Markt befindliche Tests (MMP-8, Interleukin-1) bieten für Patienten keinen Mehrwert in der Behandlung. Mit großer Zuversicht laufen derzeit europaweit Studien zu dem Gen ANRIL, das andere Gene regulieren kann. Der Zusammenhang mit der Parodontitis aber auch dem Herzinfarkt wurde bereits publiziert.3 Aber selbst diese aussichtsreiche Forschung ist noch weit von einem Nutzen für die tägliche Praxis entfernt.

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1 Richardson, Gerowska, Shelbourne, French, Brown: Six-colour HyBeacon Proben for multiplex genetic analysis. Chemischem 2010; 11: 2530-2533.
2 Beikler T, Karch H, Flemming TF: Mikrobiologische Diagnostik in der Parodontitistherapie. Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DGParo) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, (DGZMK), Dtsch Zahnärztl Z 2005; 60: 660-662.
3 Schaefer AS, Bochenek G, Manke T, Nothnagel M, Graetz C, Thien A, Jockel-
Schneider Y, Harks I, Staufenbiel I , Wijmenga C, Eberhard J, Guzeldemir-
Akcakanat E, Cine N, Folwaczny M, Noack B, Meyle J, Eickholz P, Trombelli L,
Scapoli C, Nohutcu R, Bruckmann C, Doerfer C, Jepsen S, Loos BG, Schreiber S:
Validation of reported genetic risk factors for periodontitis in a large-scale
replication study*. J Clin Periodontol 2013; 40: 563–572.

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