Team jameda
Die Diagnose „Eierstockkrebs“ kommt oft plötzlich. Lange haben die Betroffenen nichts bemerkt – und auf einmal sind sie mit Entscheidungen über Leben und Tod konfrontiert. Lesen Sie, was die Diagnose bedeutet und welche Behandlungsmöglichkeiten des Unterleibskrebses zur Verfügung stehen.
Eierstockkrebs ist ein bösartiger Tumor, der das Gewebe der Eierstockhülle in Krebszellen umwandelt.
Bei Frauen ist Eierstockkrebs die sechsthäufigste Krebstodesursache. In Deutschland erkranken ungefähr 7800 Frauen pro Jahr daran. Neun der zehn Patientinnen sind älter als 60 Jahre. Jeder zehnte Fall ist auf genetische Belastungen zurückzuführen.
Die genetische Belastung beruht auf einer Genveränderung für familiären Brust- und Eierstockkrebs: die BRCA1/2-Mutation. Trägerinnen der BRCA1/2- Mutation vererben die Genveränderung mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit an ihre Nachkommen.
Die Sterberate an Eierstock-, Eileiter- oder Bauchfellkrebs der BRCA1/2-Mutationsträgerinnen beträgt ohne vorbeugende Operation ungefähr 0,025 Prozent. Wird die BRCA1/2-Mutation nachgewiesen, ist die beidseitige vorbeugende operative Entfernung der Eierstöcke mit Eileitern vorzunehmen.
Nach einer vorbeugenden Operation sinkt die Sterberate der BRCA1/2-Mutationsträgerinnen an Eierstock-, Eileiter- oder Bachfellkrebs auf ungefähr 0,004 Prozent.
Das Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken, erhöht sich
Je weniger Eisprünge es im Leben einer Frau gegeben hat, desto niedriger scheint das Eierstockkrebsrisiko zu sein. Die Einnahme der Antibabypille, mehrere Schwangerschaften und Stillzeiten verringern die Zahl der Eisprünge einer Frau. Sterilisierte Frauen scheinen auch ein geringeres Eierstockkrebsrisiko zu haben.
Zur Früherkennung des Eierstockkrebses gibt es einen Tumormarker, den CA 125. Ist die CA-125-Konzetration im Blut erhöht, kann das auf eine Krebserkrankung hindeuten. Es gibt jedoch keine verlässlichen Daten, die den Nutzen der CA 125-Bestimmung für die Eierstockdiagnostik oder die -behandlung bezeugen.
In einer großen Vorsorgestudie wurden 80.000 Teilnehmerinnen in zwei Gruppen aufgeteilt. Frauen in der ersten Gruppe wurden jedes Jahr mit Ultraschall und auf CA-125-Blutkonzentration untersucht, die zweite Gruppe erhielt keine Vorsorge. In beiden Gruppen starben gleich viele Frauen an Eierstockkrebs.
Darüber hinaus gab es bei acht von 100 Frauen in der Vorsorgeuntersuchungsgruppe einen Fehlverdacht auf Eierstockkrebs und bei drei Frauen wurden die Eierstöcke sogar unnötig entfernt.
Eierstockkrebs breitet sich meistens unbemerkt aus, denn der bösartige Tumor hat in der Bauchhöhle viel Platz, um zu wachsen.
Im Anschluss greift er die Nachbarorgane an: den anderen Eierstock, die Eileiter, die Gebärmutter, die Blase, den Darm, das Bauchfell, die Milz oder die Leber. Über Lymph- oder Blutbahnen kommen Krebszellen bis zur Lunge und ins Gehirn.
Wenn Anzeichen auftauchen, sind sie untypisch für Eierstockkrebs. Das heißt, sie können genauso auf andere Erkrankungen hinweisen, wie zum Beispiel gutartige Ovarial- oder Adnextumore. Bei Adnextumoren sind sowohl Eierstöcke als auch Eileiter betroffen.
Sind Sie über 50 und haben folgende Beschwerden, sollten Sie Sich untersuchen lassen:
Nach der Erhebung der Anamnse sind folgende Untersuchungen nötig, um die Diagnose zu stellen:
Während der diagnostischen Eierstockoperation entnimmt der Chirurg kleine Teile des Tumors, die im Labor untersucht werden. Er stellt auch fest, inwiefern sich der Tumor schon ausgebreitet hat. Basierend auf den OP-Befunden wird der Tumor in eines der vier FIGO-Stadien eingestuft. Die aktuelle FIGO- Klassifikation von 2014 beschreibt die Ausbreitung des Tumors und wurde von der Internationalen Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe entwickelt.
Aktuelle FIGO-Klassifikation 2014:
FIGO- Stadium
Tumorausbreitung
I
Der Tumor ist auf die Eierstöcke oder die Eileiter begrenzt.
II
Der Tumor befällt einen oder beide Eierstöcke oder Eileiter und breitet sich im Becken aus. Eventuell liegt Bauchfellkrebs vor.
III
Der Tumor befällt einen oder beide Eierstöcke oder Eileiter oder Bauchfellkrebs liegt vor, mit feingeweblich nachgewiesenen Ansiedlungen im Bauchfell außerhalb des Beckens. Zusätzlich kann ein örtlicher Lymphknotenbefall auftreten.
IV
Es bestehen Fernmetastasen (Bauchfellbesiedlungen ausgenommen)
Die feingewebliche Untersuchung des Keimzelltumors im Labor zeigt, wie sehr sich die Krebszellen vom normalen Eierstockgewebe unterscheiden. Generell gilt, je unterschiedlicher die Krebszellen sind, desto aggressiver ist der Tumor. Krebszellen, die dem normalen Eierstockgewebe ähnlicher sind, werden als ,gut differenziert‘‘ bezeichnet und haben eine niedrigere Wachstumsrate.
Der Krankheitsverlauf und die Überlebensaussichten einer Patientin mit Ovarialtumoren hängen von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel:
4 Fakten zu Verlauf und Prognose des Eierstockkrebses:
Die Behandlung des Eierstockkrebses beruht hauptsächlich auf der operativen Entfernung des Tumors und der betroffenen Organe und auf Chemotherapie.
In seltenen Fällen ist eine Strahlentherapie oder eine gezielte Antikörpertherapie angemessen. Letztere wird mit Bevacizumab durchgeführt, das nicht die Krebszellen selbst angreift, sondern auf die Umgebungszellen wirkt, die für das Tumorwachstum notwendig sind. Bevacizumab lässt die Krebszellen mehr oder weniger ,verhungern‘‘.
Studien zeigen, dass die Antikörpertherapie bei Eierstockkrebs die Zeit bis zum Fortschreiten des Tumors um mehrere Monate verlängert, die Überlebensdauer aber nicht.
Die operative Entfernung des Tumors und der betroffenen Organe ist während einer diagnostischen OP möglich. Unter bestimmten Bedingungen hat diese Vorgehensweise einen entscheidenden Vorteil: Mit einer OP haben Sie die endgültige Diagnose und die operative Entfernung des Tumors hinter sich. Der Nachteil ist, dass Sie während der Narkose nicht mitentscheiden können, was passiert.
Wenn sich zum Beispiel der Krebs auf den Darm übertragen hat und Darmanteile entfernt werden, kann es sein, dass Sie mit einem künstlichen Darmausgang aufwachen. Deswegen ist es wichtig, gut zu überlegen, welche Möglichkeiten für Sie in Frage kommen.
Selbstverständlich informiert Sie der Arzt ausführlich über alle Möglichkeiten. Bedenken Sie aber, dass Sie schwerwiegende Entscheidungen unter belastenden Bedingungen treffen müssen.
Darüber hinaus werden Sie auf einmal mit Fachbegriffen bombardiert, die Ihnen völlig neu sind. Unter solchen Umständen hören manche Menschen gern, was Sie hören möchten. Um Missverständnisse zu vermeiden, hilft es, sich gut vorzubereiten.
Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt die Nutzung der folgenden Themenliste, um sicherzustellen, dass Sie umgehend informiert sind, bevor Sie über Ihre Behandlung entscheiden:
Wichtig: Die endgültige Entscheidung über Ihre Behandlung liegt immer bei Ihnen selbst.
Zusätzlich zur OP ist eine Chemotherapie möglich. Damit lassen sich die Krebszellen bekämpfen, die nach der Operation übriggeblieben sind. Dafür werden Zytostatika intravenös eingesetzt, die die Zellteilung verhindern. Krebszellen, die sich gern schnell teilen, werden dadurch zerstört.
Leider greifen die Medikamente auch normale Körperzellen an. Deshalb kommt es zu Nebenwirkungen wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Haarausfall, Infektionen, Erschöpfung, Veränderungen des Blutbildes, Schädigung des Knochenmarks, der Leber, der Nieren, der Nerven und des Gehörs.
Meistens beginnt die Chemotherapie innerhalb der ersten sechs Wochen nach der Operation und wird in verschiedene Phasen eingeteilt. Zwischen den Phasen sind Pausen eingeplant, damit sich der Körper wieder erholen kann.
Begleiterscheinungen der Krebserkrankung und Nebenwirkungen der Krebsbehandlungen werden mit gezielten Maßnahmen gelindert. Dazu gehören:
Begleiterscheinung oder Nebenwirkung
Das hilft
Wechseljahresbeschwerden
Hormontherapie für Einzelfälle mit erheblicher Einschränkung oder fortgeschrittener Osteoporose
Dauerhafte Müdigkeit und Erschöpfung
Moderates, auf Sie persönlich abgestimmtes Sportprogramm
Schmerzen
Medikamentöse Therapie: herkömmliche Schmerzmittel, Lokalanästhetika, Opioide
Ängste und Depressionen
Psychopharmaka
Eierstockkrebs kann nach der Primärtherapie zurückkehren. Deshalb ist es wichtig, die regelmäßigen Nachuntersuchungen wahrzunehmen, nachdem Ihre Behandlung abgeschlossen ist. Wie viele Nachsorgeuntersuchungen anstehen, ist von Ihrem individuellen Krankheitsverlauf abhängig.
Das Ziel der medizinischen Rehabilitation ist die Wiedereingliederung der Patientin in die Familie, die Gesellschaft und das Berufsleben. Sie dauert meistens drei Wochen und hilft Ihnen bei der Bewältigung Ihrer Erkrankung. Sie lernen, wie Sie mit Ihrer körperlichen und psychischen Situation besser zurechtkommen.
Im Endstadium, wenn die Erkrankung nicht mehr heilbar ist, kommt es häufig zu Gewichtverlust, Müdigkeit und Erschöpfung, starken Schmerzen und psychischen Probleme. Dann hilft die Palliativmedizin, die Beschwerden zu lindern.
Quellen:
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.