Ein Fehlbiss, auch Dysgnathie genannt, kann neben Zahnlockerungen zu Beschwerden im Bereich der Kiefergelenke und Kaumuskulatur sowie zu nächtlichen Atemaussetzern führen. Häufig ist die Fehlstellung auch sichtbar, was ästhetische Einbußen mit sich bringt. Eine OP kommt infrage, wenn eine kieferorthopädische Behandlung alleine nicht ausreicht, um ein optimales Behandlungsergebnis zu erreichen. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über Ablauf, Risiken und Ergebnisse des Eingriffs.
Um den Fehlbiss zu beheben, arbeiten Kieferorthopäde und Chirurg eng zusammen. Zunächst erhält der Patient eine Zahnspange, die seine Zahnfehlstellung korrigiert. Nach sechs Monaten bis hin zu einem Jahr sind die Zähne in der bestmöglichen Position, so dass die Kieferfehlstellung anschließend operativ korrigiert werden kann.
Mittlerweile wird die OP-Planung vollständig digital durchgeführt. Nach gründlicher klinischer Untersuchung und digitaler Fotodokumentation werden mit einem Intraoralscanner die Zähne mit der Zahnspange abgescannt. Die so genannte 3D-Röntgendiagnostik arbeitet mittels digitaler Volumentomographie (DVT) oder Computertomographie (CT).
Diese Methoden liefern eine Darstellung der knöchernen Gesichtsarchitektur, der Atemwege, der Zungenlage und der Nervenverläufe. Nun werden alle erhobenen Befunde in einem Computerprogramm vereint und eine exakte Planung erstellt. Dabei wird eine optimale Kieferstellung simuliert. Dafür berücksichtigt der Chirurg das ästhetische Ergebnis und die Optimierung der oberen Luftwege, des Nasen-Rachenraums.
Meist werden beide Kiefer operiert, um ein bestmögliches Gesamtergebnis zu erzielen. Wenn die Voraussetzungen günstig sind, ist es auch möglich, nur einen Kiefer zu behandeln. Das Standardverfahren für Korrekturen im Mittelgesicht ist der Knochenschnitt im Oberkiefer oberhalb der Zahnwurzeln. Dabei wird der Oberkiefer vorsichtig mobilisiert und in die geplante Position bewegt. Bei Bedarf kann der Kiefer gekürzt oder verlängert werden.
Der Knochenschnitt im Unterkiefer verläuft im Bereich des Weisheitszahnes, wobei der im Unterkiefer verlaufende Nerv geschont wird. Dafür wird die sanfte Piezotechnologie angewandt. Danach kann der Unterkiefer vor- oder zurückverlagert werden. Die Schnitte werden ausschließlich in der Mundhöhle gesetzt, sodass sie später kaum sichtbar sind. Hautschnitte sind nicht nötig.
Die neue Position im Kiefer wird unter Anwendung von 3D-Titan-Miniplatten fixiert. Sie liegen unter dem Zahnfleisch und sind in der Regel nicht spürbar. Durch diese Technik ist es nach der OP gleich möglich, den Mund zu öffnen, zu sprechen, zu trinken, Zähne zu putzen und weiche Kost zu sich zu nehmen. Dadurch müssen die Kiefer nicht verdrahtet und keine Splinten (Metallstifte) getragen werden. Deshalb ist dieses Verfahren im Vergleich zu frühreren Methoden sehr komfortabel.
Darüber hinaus werden verschiedene Maßnahmen zur Geweberegeneration angewandt. Die PRGF-Endoret-Technologie ermöglicht den Einsatz von Wachstumsfaktoren und Fibrinmembranen aus patienteneigenem Blut zur beschleunigten Wundheilung. Dadurch verringert sich das Risiko für postoperative Entzündungen und Wundinfektionen. Es kommt zu geringen Schmerzen und Schwellungen nach der OP.
Der Einsatz von Eigenknochentransplantationen oder Spenderknochen sowie von Membranen mit Titanverstärkung ermöglicht eine vollständige Knochenregeration bei großen Verlagerungsstrecken. Zur Fixation der Transplantate und Membranen eignet sich hervorragend gelöstes Osteosynthesematerial.
Der Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt. Je nach Komplexität dauert die OP zwei bis vier Stunden, bei besonders schwieriger Ausgangssituation auch länger. In der Klinik blieben die Patienten meist drei Tage. Die Krankschreibung beläuft sich auf etwa zwei bis vier Wochen.
Zu ernsten Komplikationen kommt es eher selten. Typische Nebenwirkungen wie Gesichtsschwellung, Blutergüsse und eingeschränkte Mundöffnung treten postoperativ häufig auf, bilden sich aber innerhalb von zehn bis vierzehn Tagen vollständig zurück. Dabei helfen die kontinuierliche Anwendung einer Kühlmaske, Lymphdrainagen und Physiotherapie.
Zu den möglichen Risiken gehören Nervenschädigungen, Zahnwurzelverletzungen, Fehlpositionierungen und Kiefergelenksbeschwerden. Aufgrund der sehr genauen Diagnostik und akkuraten OP-Planung treten diese Komplikationen nur noch selten auf. Direkte Nervenschädigungen können vermeiden werden.
Falls doch Zahnwurzeln verletzt wurden, können sie gut behandelt werden. Eine mögliche Fehlpositionierung kann durch eine Neupositionierung korrigiert werden. Kiefergelenksbeschwerden können mit einer Aufbissschiene und Physiotherapie ebenfalls gut therapiert werden.
Sensibilitätsstörungen im Bereich der Gesichtshaut und des Zahnfleisches, die aufgrund einer Nervendehnung durch entsprechende Verlagerung entstehen, bilden sich in der Regel zurück. Die Einnahme von Vitamin B12 kann die Regeneration beschleunigen. Selten bleiben an bestimmten Stellen Gefühlsunterschiede bestehen. Sie beeinträchtigen in der Regel nicht die Lebensqualität.
Patienten können selbst einiges tun, um Komplikationen zu vermeiden. Nehmen Sie in den ersten zehn Tagen flüssige, nicht zu heiße Kost zu sich, um die Wunde zu schonen. Danach können Sie allmählich auf weiche Nahrungsmittel umsteigen.
Durch die sofortige Anwendung einer Kühlmaske nach der Operation und eine Fortführung der Behandlung für rund sieben bis zehn Tage werden Gesichtsschwellungen, Einblutungen, Ödeme und Entzündungen reduziert. Indem Sie körperliche Anstrengung für zwei bis vier Wochen meiden, wird die Heilung unterstützt. Das Infektionsrisiko reduzieren Sie, Indem Sie regelmäßig Zähne putzen und Mundspüllösungen anwenden.
Nach rund vier Wochen findet schließlich eine kieferorthopädische Nachbehandlung statt, um letzte Feinkorrekturen vorzunehmen und Rückfälle zu vermeiden. Sie dauert in der Regel zwischen drei und sechs Monaten.
Ziel der Behandlung ist es, einen optimalen Kontakt zwischen den Zähnen beider Kiefer herzustellen. Gleichzeitig sollten eine bestmögliche ästhetische Gesichtsform hergestellt und die Ergebnisse stabil sein. Außerdem soll durch Optimierung der oberen Atemwege die Schlafqualität verbessert werden, damit sich die Patienten ausgeruhter und tagsüber vitaler fühlen. Der Erfolg der OP hängt von der individuellen Ausgangssituation des Patienten und von der Erfahrung des Chirurgen ab.
Ob sich die Kiefer später wieder verschieben, ist ebenfalls von der Art der Dysgnathie, der OP-Planung und der OP-Methode abhängig.
Wie hoch die Kosten des Eingriffs sind, hängt davon ab, ob die Krankenkasse den Fehlbiss nach ihren Kriterien als relevant einstuft. In manchen Fällen übernimmt sie Teile der Kosten, sodass Ihr Chirurg nach Stellungnahme der Krankenkasse im Voraus einen Heil- und Kostenplan erstellt, damit Sie den Überblick über Ihren Eigenteil haben.
Indikation:
Behandlungsdauer:
alles in allem zwischen zehn Monate bis zu knapp zwei Jahren
Schmerzen:
nach der OP ja, allerdings gut behandelbar mit Schmerzmitteln und Kühlmaske
Anästhesie:
Vollnarkose
Krankenhausaufenthalt:
drei Tage
Arbeitsunfähigkeit:
etwa zwei bis vier Wochen
Verhaltenstipps nach der Behandlung:
Risiken:
Nachsorge:
Kontrolltermine zur Nachsorge, anschließend kieferorthopädische Feinkorrektur
Wirksamkeit der Ergebnisse:
je nach OP-Planung und OP-Methode lebenslang
Langzeitwirkungen:
Folgen bei ausbleibender Behandlung:
Kostendeckung der Krankenkasse:
möglich, wenn der Fehlbiss als relevant eingestuft wird
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