Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellte jameda Dr. Vahrenholz interessante Fragen über kritische Patienten, Neuerungen in der Zahnmedizin und Defizite im Gesundheitssystem.
jameda: Herr Dr. Vahrenholz, was hat sie motiviert, Zahnarzt zu werden?
Herr Dr. Vahrenholz: Ich wollte schon immer mein Interesse an der Medizin mit der Möglichkeit, manuell tätig zu sein, verbinden. Das lässt sich, abgesehen von der Chirurgie, nirgends so gut realisieren wie im Bereich der Zahnmedizin. Man muss schon eine gewisse Detailversessenheit mitbringen, um präzise und erfolgreich in unserem Fachgebiet zu arbeiten.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Vahrenholz: Am meisten Freude machen mir ästhetisch und funktionell überzeugende Resultate, oft nach mehrmonatigen Vorbehandlungen. Am schönsten natürlich, wenn auch ein glücklicher Patient seiner Freude Ausdruck verleiht. Die größte Herausforderung ist es, sich auch nach Stunden immer wieder neu zu konzentrieren, nicht nachzulassen und mit 4,5-facher Lupenvergrößerung sauber und präzise zu arbeiten.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Vahrenholz: Manche Neupatienten, die vielleicht entsprechende Erfahrungen gesammelt haben, sind davon überzeugt, dass ein Zahnarztbesuch mit Schmerzen verbunden ist. In solchen Fällen muss man durch Gespräche und die Behandlung selbst oft viel Überzeugungsarbeit leisten, bis der Patient realisiert hat, dass das keineswegs so sein muss.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Vahrenholz: Es ist wichtig, gerade bei Behandlungen, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken, vorab alle Schritte gemeinsam mit dem Patienten abzusprechen und auch alle Alternativen auszuloten. Man muss sicherstellen, dass während der gesamten Behandlung die Gesellschaftsfähigkeit durch entsprechende temporäre Lösungen gewahrt bleibt, der Patient also zu jedem Zeitpunkt „Zähne“ im Mund hat. Bei größeren Eingriffen kann sich der Patient beispielsweise mit Musik ablenken. Wir bieten auch die Möglichkeit, einzelne Behandlungen im Dämmerschlaf oder in Vollnarkose durchzuführen.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Vahrenholz: Ich versuche, die Ursache dafür herauszufinden. Liegt es an uns? Ist der Patient vielleicht zu gleichgültig? Gegebenenfalls muss man sich über Alternativen unterhalten. Manchmal ist es nötig, auch auf die Unvereinbarkeit bestimmter Verhaltensweisen mit geplanten Behandlungen aufmerksam zu machen, z.B. eine schlechte Mundhygiene bei umfangreicher Implantatversorgung.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Vahrenholz: Es sollte einfacher, unbürokratischer werden. Für den Patienten sollte das Gesundheitssystem, besonders was die Kostenübernahme und die Erstattungsfähigkeit von medizinischen Leistungen durch Kostenträger angeht, nachvollziehbarer sein. Zudem sollte der Präventivgedanke gestärkt werden.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Vahrenholz: Insgesamt ist in der Medizin der Servicegedanke oft nur unzureichend etabliert, auch wenn in den letzten Jahren vielerorts ein Umdenken stattgefunden hat. Die Qualitätssicherung und –kontrolle sind ebenfalls bei einigen Behandlungsmethoden noch verbesserungsfähig. Zudem sollten Behandlungen, die nicht zufriedenstellend gelaufen sind, offen kommuniziert und im Sinne des Patienten nachgebessert werden. Kritisch würde ich auch die Menge der in Deutschland verordneten Arzneimittel ansehen.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Vahrenholz: Ja, gerade im Bereich der Digitalisierung der Arbeitsabläufe hat sich eine Menge getan. Wir setzen unser eigenes DVT (dreidimensionales Röntgen) ein, stellen viele vollkeramische Restaurationen digital her (CAD/ CAM-Verfahren) und ersetzen, wenn möglich, die klassische Abformung im Mund durch einen Scan. Zudem sind viele neue Techniken im Bereich der Knochenaufbauverfahren vor und bei Implantationen dazugekommen.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Vahrenholz: Ich möchte gar kein bestimmtes Ereignis hervorheben, sondern die vielen glücklichen Patienten nennen, wenn sie am Ende eines manchmal sehr langen Behandlungszeitraums endlich die fertige Arbeit im Mund haben.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Vahrenholz: In der Zahnmedizin sind die Hauptursachen für Karies und Parodontitis ja weitgehend geklärt. Sie sind das Resultat einer bakteriellen Infektion. Es ist also in den meisten Fällen möglich, durch eigene Mundhygienemaßnahmen und regelmäßige Prophylaxe – verbunden mit einer halbwegs sinnvollen Ernährung – die Zahngesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten. Besonders wichtig ist es, damit schon bei Kindern und Jugendlichen anzufangen.
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