Das jameda-Interview: 8 Fragen an Herrn Dr. med. Christian F. Stoll

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Stoll interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Gynäkologe.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie  die größten Herausforderungen?

Dr. Stoll: Es ist mir eine Freude, Paare bei der Erfüllung ihres Lebensziels, ein eigenes Kind zu bekommen, zu begleiten. Wenn sie uns dann besuchen, mit ihrem Kind auf dem Arm, ist das für mich ein unbeschreibliches Hochgefühl.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Dr. Stoll: Ich möchte den Paaren, die aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches häufig auf eine große seelische und auch partnerschaftliche Belastungsprobe gestellt sind, nicht nur mit professioneller, medizinischer Zuwendung, sondern auch mit größtmöglicher Empathie begegnen.

Das Entscheidende ist aus unserer Erfahrung, die Paare zu ermutigen, während der Behandlung den ganz normalen Alltag weiterzuführen. Die Therapie soll sozusagen in den normalen Tagesablauf eingeflochten werden. Sollte die emotionale Belastung zu hoch sein, stellen wir auch Kontakt zu spezialisierten Therapiegruppen her, um die Patienten auch seelisch bestmöglich unterstützen zu können.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Dr. Stoll: Es spielt eine große Rolle, den Paaren zu erklären, wie wichtig die Einhaltung der Therapiepläne ist. Unsere Aufgabe ist es, das Paar in dieser emotional besonderen Situation bei der Hand zu nehmen, sie Schritt für Schritt durch den Prozess zu führen und alle Details möglichst einfach zu erklären. Wir sind ein Team. Es fühlt sich gut an, wenn 25 Leute mit einem zusammen genau das gleiche Ziel verfolgen: nämlich schwanger zu werden. So werden unter anderem auch Fehler z.B. bei der Medikamenteneinnahme minimiert.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Dr. Stoll: Ich würde dafür sorgen, dass jedes Paar fünf Kinderwunschzyklen zu 100 % bezahlt bekommt. Außerdem bin ich für die komplette Kostenübernahme der Kryokonservierung überzähliger Eizellen und der daraus folgenden Kryozyklen.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Dr. Stoll: Meiner Ansicht nach sollten sich alle Ärzte immer wieder selbst, ihre Motivation, ihre Handlungsstrategien und ihr Verhalten kritisch reflektieren, um nicht in eine maschinenhafte Routine zu verfallen. Und um dem Patienten menschlich, respektvoll und auf Augenhöhe begegnen zu können.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Dr. Stoll: Bei einigen Frauen wird der Embryo aufgrund einer Störung des Immunsystems als schädlicher Eindringling eingestuf. In Folge dessen treten Probleme auf, die seine Einnistung erschweren. Unsere Praxis ist eines der wenigen Zentren, die die dafür notwendige Spezialdiagnostik durchführen. Wir bieten auch zahlreiche, unterschiedliche Immuntherapien an.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Dr. Stoll: Es war ein besonderes Erlebnis, dass eine Frau mit einer letzten Eizelle einen einzigen Versuch gestartet hat und dann sofort schwanger geworden ist, nachdem sie jahrelang erfolglos darauf gewartet hatte. Dieses Glück der Frau mitzuerleben, hat mich sehr bewegt.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. Stoll: : Gönnen Sie sich Ihrem Körper und auch Ihrer Seele täglich etwas Gutes.

Zur Person

Nach dem Studium der Humanmedizin in Kiel und Berlin absolvierte Dr. Stoll die Facharztausbildung für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Frauenklinik in Esslingen/Stuttgart.

Anschließend spezialisierte er sich auf dem Gebiet der gynäkologischen Endokrinologie sowie der Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches. Dr. Stoll baute das Zentrum für Reproduktionsmedizin in Esslingen aus, das er dann bis Ende 2006 leitete. 2007 kehrte er in seine Wahlheimat Berlin zurück und wurde Partner im Kinderwunschzentrum Berlin.

Zur Praxis

Mit Dr. Reinhard Hannen betreibt Dr. Stoll mit großer Leidenschaft das Kinderwunschzentrum Berlin mit nunmehr über 20-jähriger Expertise. Sie blicken mittlerweile auf über 25.000 Kinderwunschpaarbehandlungen zurück. Gemeinsam mit ihrem erfahrenen Team begleiten sie Sie auf fachlich höchstem Niveau und mit viel Einfühlungsvermögen und Zeit bei der Erfüllung Ihres Wunsches.

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