Das jameda-Interview: 9 Fragen an Dr. med. Roland Grau

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Roland Grau interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Frauenarzt.

jameda: Herr Dr. med. Roland Grau, was hat Sie motiviert, Frauenarzt zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Dr. Grau: Es war stets mein Wunsch, mit meiner Arbeit etwas Sinnvolles und Gutes zu schaffen. Mein Dissertationsthema in der Grundlagenforschung zum Brustkrebs führte mich in die Frauenheilkunde.

Während in meiner Studienzeit Menschen mit Fertilitätsstörungen nur wenige Therapieangebote erhielten, entwickelte sich die Reproduktionsmedizin entlang meines Berufslebens rasant. Von diesem Fortschritt bin ich fasziniert, zumal ich selbst als Patient betroffen war. Dank der modernen Behandlungsoptionen darf ich heute zwei Söhne haben, die ich über alles liebe.

Teilzuhaben an dem Wunder der Entstehung eines Menschenlebens, erfüllt mich noch heute täglich mit großer Freude und Demut vor der Schöpfung.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Dr. Grau: Ich arbeite als Reproduktionsmediziner, Sexualmediziner und Psychotherapeut. Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Behandlung des bisher unerfüllt gebliebenen Kinderwunschs. Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz bedarf hier der psychosozialen Beratung, da sie den Behandlungserfolg hinsichtlich Lebendgeburt zu steigern vermag. Die Vertreter der unterschiedlichen Professionen werden dabei in der Regel getrennt voneinander aufgesucht.

Durch meine Mehrfachqualifikation integriere ich mein Fachwissen und meine Erfahrung in den verschiedenen Fachgebieten von Beginn an in mein Behandlungssetting. Das ist hocheffektiv und deshalb erfolgversprechend.

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jameda:** Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Dr. Grau: In meinem Berufsleben habe ich viele exzellente Fachkolleg:innen kennen gelernen, die mich besonders durch ihre Menschlichkeit beeindruckten. Hervorheben möchte ich Prof. Reinhard Tausch. Zusammen mit seiner Ehefrau brachte die Psychotherapie in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts durch eine verständliche Medizinsprache und seine außerordentliche Empathie und Echtheit einem breiten (Fernseh-)Publikum nahe. Mit ihm durfte ich über einen für mich wichtigen Zeitraum eine sehr enge fachliche Beziehung führen.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Dr. Grau: Ich behandle Patient:innen und Patientenpaare ganzheitlich in allen Belangen der Frauenheilkunde, hormonellen Problemen, Sexualität, Paarbeziehung, Kinderwunsch, Empfängnisfähigkeit und Schwangerschaft.

In den meisten Fällen gelingt es, die gewünschte Schwangerschaft ganz natürlich herbeizuführen. Falls dies aber nicht möglich sein sollte, biete ich alle modernen Techniken der Kinderwunschbehandlung aus einer Hand. Dazu bedarf es eines starken Partners.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Dr. Grau: Dokumentationsaufwand und Kostendruck lassen immer weniger Zeit für eine individualisierte Behandlung, Wissensvermittlung und Aufklärung. Der damit verbundene Zeitdruck ist aversiv für alle Beteiligten. Bei Patient:innen entsteht das Gefühl, nicht richtig verstanden und in ihren Belangen nicht ernst genommen zu werden. Das fördert Misstrauen und Ängste, denen durch eigene Internetrecherche begegnet wird. Wegen der Diversität der Informationen dort wächst die Verunsicherung. Dem geeignet entgegenzuwirken, ist eine Herausforderung, der ich mich jeden Tag stelle.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Dr. Grau: Ich versuche stets, das Anliegen meiner Patient:innen und Patientenpaare als Ganzes zu erfassen. Ich unterstütze Sie in der Wahl der für Sie richtigen Behandlung. Dabei bemühe ich mich, Ihnen die Möglichkeiten, aber auch Grenzen des Machbaren von Beginn an transparent zu vermitteln.

Ich verstehe mich als Ihr kompetenter Partner und Mitstreiter bei der Erreichung Ihrer Ziele. Das wissen und schätzen meine Patient:innen. So bin ich dankbar für das Vertrauen, das ich genießen darf und das Glück des Erfolgs.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Dr. Grau: Oft finden sich im Laufe des Therapieprozesses zahlreiche Faktoren, die es zu überwinden gilt. Ich bewundere Engagement, Willenskraft und Ausdauer der zukünftigen Wunscheltern.

Ich freue mich, Anteil dieses Prozesses sein zu dürfen. Und ich beglückwünsche die Wunschkinder, solche Eltern zu haben und bereits zuvor so sehr geliebt zu werden.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Dr. Grau: Die Reproduktionsmedizin bietet täglich besondere Erlebnisse: Das Bäckerehepaar, bei dem die ICSI-Behandlung erst erfolgreich war, nachdem wir die Mehlstauballergie des Ehemannes behandelt hatten. Oder die Patientin, die nach sechs vorausgegangenen Fehlgeburten in meiner Betreuung über die stets kritische Phase ihrer Schwangerschaften hinweggekommen und nun glückliche Mutter ist.

Das ‘ganz besondere’ Patientenerlebnis und zugleich schönster Lohn ist aber, wenn ich nach erfolgreichem Bemühen das Neugeborene – das Wunder des Lebens – von den dankbaren Wunscheltern für einige Minuten vertrauensvoll in meine Arme gelegt bekomme.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. Grau: Die weiblichen Eizellen sind negativen Lebenseinflüssen ausgesetzt, da sie nur einmalig in der 16. Entwicklungswoche angelegt werden. Dieser Prozess ist bisher nicht umkehrbar und begrenzt den medizinisch möglichen Erfolg einer Kinderwunschbehandlung.

Bitte berücksichtigen Sie dies bei Ihren Lebensentscheidungen, aber auch bezogen auf Ihren Lebensstil. Die Reproduktionsmedizin dient zunächst der Überwindung von Faktoren, die das natürliche Zusammentreffen der Keimzellen im Körper verhindern. Durch die Befruchtung außerhalb des Körpers können meist mehrere Eizellen zugleich auf ihr Potential hin untersucht werden – oft die Anzahl, die auf natürliche Weise in einem ganzen Jahr zur Ausreifung käme. Dadurch werden auch dann noch Erfolge möglich, wenn diese aufgrund der fortschreitenden Lebenszeit auf natürliche Weise nicht entstünden.

Zur Person

Ich liebe die Natur und alles Schöne, begeistere mich für Kunst, Ballett, Oper und Musical. Ich tanze gerne. Ich schätze die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen auf Reisen. Außerdem engagiere ich mich für soziale Themen, z. B. in der Behindertenhilfe.

Zur Praxis

Die Praxisräume der NEXT-Fertility Stuttgart GbR im Königsbau sind ebenso wie meine Praxisräume in Gaisburg mittels öffentlichem Nahverkehr und Auto gut erreichbar. Sie bieten mit ihrer technischen Ausstattung das gesamte Spektrum des Machbaren in der Kinderwunschbehandlung.

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