Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Mohamad Omar Samadzade interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Allgemeinmediziner.
jameda: Dr. med. Mohamad Omar Samadzade, was hat Sie motiviert, Facharzt für Allgemeinmedizin zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Dr. med. Samadzade: Während meines Studiums hatte ich die Möglichkeit, sämtliche Fachbereiche der Medizin kennenzulernen. Einige intensiver, andre wiederum nur peripher. Da ich schon immer sehr gerne mit Menschen zusammengewesen bin, mich lösungsorientiert für ihre Probleme interessiert habe und der persönliche Kontakt eine meiner Stärken darstellt, entschloss ich mich recht früh, als Hausarzt tätig zu sein.
Die Tätigkeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bereitet mir viel Freunde und Abwechslung und es entstehen auch viele persönliche Bindungen, von denen man in vielerlei Hinsicht Nutzen haben kann.
Als einen Schwerpunkt habe ich mir die (rituelle) Beschneidung ausgesucht, weil die Nachfrage immens ist und es kaum engagierte Ärzte gibt, die sich den Herausforderungen auf diesem Gebiet stellen wollen.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Dr. med. Samadzade: Einer meiner interessanten Tätigkeitsschwerpunkte ist die (rituelle) Beschneidung (Zirkumzision) von meist Neugeborenen oder Kindern. Ich habe mir die Fertigkeiten in Rotterdam angeeignet und dann hier in Hamburg umgesetzt. Dazu hatte ich zunächst von 2003 bis 2009 eine eigens dafür ausgestattete Praxis im Zentrum Hamburgs eröffnet und später in meinen jetzigen Praxisräumlichkeiten im Hamburger Stadtteil Steilshoop fortgeführt.
Niederländlische Chirurgen, Kinderärzte und Urologen hatten damals eine blutungsarme und einfache Beschneidungsklemme (Smartklamp) entwickelt. Sie führt die Kunst des Beschneidens in wenigen Minuten durch, erfolgt ohne chirurgische Naht und mit ästhetisch guten Ergebnissen. Die Smartklamptechnik wurde später in der Türkei weiterentwickelt und wird mittels der Alisklamp inzwischen millionenfach eingesetzt.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Dr. med. Samadzade: Insbesondere im Rahmen meiner Dissertation habe ich mich intensiv mit der Geschichte der Medizin auseinandergesetzt. Dabei imponierten mir vor allem die Ärzte – und vor allem ihre universelle Ausbildung – in der islamischen Geschichte.
Der ‘Kanon der Medizin’ von Ibn Sina (Avicenna) gilt immer noch als ein Klassiker auf diesem Gebiet. In der modernen Historie durfte ich den Neurochirurgen Prof. Samii kennenlernen, der als weltweit bester Neurochirurg gilt. Noch im hohen Alter von heute 85 Jahren führt er schwierigste Operationen am menschlichen Gehirn durch.
Mir imponieren aber auch Ärzte, die unter Einsatz ihres Lebens in Kriegsgebieten oder vernachlässigten Flecken unserer Erde ihrer Berufung nachkommen. Auch Ärzte wie Dr. Klinghardt, als einer der weltweit bekanntesten und erfahrensten Ursachenmediziner, imponieren mir besonders.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Dr. med. Samadzade: Ein stabiles und schnelles Internet sowie eine zuverlässige Software, die nicht regelmäßig abstürzt, wären eine Hilfe. Auch bessere Möglichkeiten, die immensen Datenmengen effizienter und kompakter zu sichern, wären sicherlich Alltagserleichterungen.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Dr. med. Samadzade: Durch die Pandemie, Kriege, Migration und weitere menschengemachte Katastrophen entstehen soziale Krisen, die die Spannungen in Gesellschaften jetzt schon spürbar negativ beeinflussen.
Hier sehe ich eine große Herausforderung, meine Patienten und meinem sozialen Umfeld Stabilität zu verleihen und für sie ein Leuchtturm im wildgewordenen Ozean zu sein.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Dr. med. Samadzade: Ich denke, dass ich mit meinen Patienten eine vertrauensvolle Gesprächsgrundlage habe, dir mir einen direkten Zugang zu ihnen verschafft, so dass ich auch viele krankheitsverursachende Faktoren schnell erkenne.
Im Studium hieß es, dass die richtige Anamnese 80 % der Diagnose bedeute. Diese These hat sich für mich sehr bewährt, so dass ich kulturelle Einstellungen, psycho-soziale Belastungssituationen, Lebenskrisen usw. schnell als krankheitsverursachende Faktoren isolieren kann.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Dr. med. Samadzade: Meine Patienten sind meistens sehr ehrlich zu mir und vertrauen mir auch meistens viele ihrer persönliche Geheimnisse an. Wir arbeiten insgesamt sehr angenehm und konstruktiv zusammen, so dass beide Seiten dadurch auch viel Zeit sparen und sich meistens auch lösungsorientierte Gespräche ergeben.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. med. Samadzade: Als junger Arzt in der Notaufnahme des AK Wandsbek wurde nachts ein Patient mit Herzinfarkt angekündigt. Ich war der einzige Arzt auf der ZNA und wollte den afghanischstämmigen Patienten aufnehmen, als mir dann von der Reanimation erschöpfte Rettungskräfte aus dem Rettungswagen mitteilten, dass der Patient gerade verstorben war.
Parallel kamen seine Ehefrau und Kinder im PKW an und fragten nach ihrem Vater. Als ich ihnen mitteilen musste, dass er es nicht geschafft hatte, brach für sie förmlich die Welt zusammen. Dabei lernte ich, wie wichtig und kostbar die gemeinsame Zeit mit unseren Familien und Mitmenschen ist. Das doch so kurze Leben ist vergänglich auf dieser Welt. Wenn der Tod eintrifft, gibt es keine menschliche Kraft oder Technologie, die ihn verhindern könnte. Wir werden geboren, um zu sterben! Das ist eine Erkenntnis, die sich im Leben immer wieder bestätigt.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. med. Samadzade: Achten Sie auf Ihre Ernährung! Viele Erkrankungen haben ihre Ursache auch in der Ernährung. Wichtig ist auch, die Ursachen von Erkrankungen zu erkennen und nicht nur Symptome zu behandeln.
Eine wichtige Erkenntnis von mir ist, dass man psycho-soziale Befindlichkeitsstörungen nicht mit Chemikalien behandeln kann.
Zuallerletzt möchte ich uns allen Gelassenheit und Ruhe empfehlen und dass wir zurück zur Heilung durch die Kraft der Natur finden, anstatt technologiegläubig zu werden und den Menschen mehr als digitales, denn als soziales Wesen begreifen.
Ich bin ein in Hamburg geborenes Kind afghanischstämmiger Eltern, die bereits nach dem 2. Weltkrieg Hamburg als ihren Lebensmittelpunkt betrachteten. Nach dem Abitur 1993 begann ich zunächst mein Medizinstudium an der Justus-Liebig-Universität zu Gießen und wechselte nach dem Physikum auf die Medizinische Universität zu Lübeck.
Meine Dissertation beschäftigt sich mit ‘Organtransplantation und Hirntod für die muslimische Bevölkerung in Deutschland’. Nach der Erlangung des Facharztes der Allgemeinmedizin ließ ich mich 2005 in Hamburg-Steilshoop als Hausarzt nieder. Ich bin seit 2000 verheiratet und glücklicher Vater von drei Kindern, die mittlerweile erwachsen sind.
Meine erste Praxis war eine reine Beschneidungspraxis im Zentrum Hamburgs, die ich von 2003 bis 2009 erfolgreich etablieren konnte. Im April 2005 begann ich meine hausärztliche Tätigkeit in Hamburg-Steilshoop. Seit 2017 erweitere ich meinen Standort auf den Osten Hamburgs in Jenfeld.
Unsere Praxen sind modern eingerichtet und haben ein sehr qualifiziertes Personal. Sowohl Ärzte als auch MFAs bilden eine harmonische Einheit mit einer guten Atmosphäre, sowohl für das Team als auch für Patienten.
Termine werden bei uns online vergeben und ohne lange Wartezeiten umgesetzt. Inzwischen kommen Patienten aus dem gesamten Hamburger Stadtgebiet und auch aus dem Umland zu uns.
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