Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Gerhard Alfons Horstmann interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Neurochirurg.
jameda: Herr Dr. med. Gerhard Alfons Horstmann, was hat Sie motiviert, Arzt zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Dr. med. Horstmann: Ich habe mich schon immer für die komplexen Strukturen des menschlichen Gehirns interessiert. Einen prägenden Eindruck hat das Buch „Im zerbrechlichen Haus der Seele“ von Jürgen Thorwald hinterlassen, das 1986 erschien und die Anfänge der Gehirnchirurgie beschreibt.
Ich war damals Assistenzarzt an der neurologischen Universitätsklinik in Freiburg und habe in der Folge ab 1990 in die Facharztausbildung zum Neurochirurgen an der Universitätsklinik in Basel gewechselt. Das letzte Jahr der Ausbildung habe ich dann bei Prof. Madjid Samii in Hannover absolviert, dem damals bekanntesten und besten Schädelbasischirurgen weltweit.
Mein Ziel war es außerdem, Akustikusneurinome (Vestibularisschwannome) und andere Schädelbasistumore so schonend und funktionserhaltend zu behandeln, wie dies meinem alten Chef, Prof. Madjid Samii, gelungen ist.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Dr. med. Hostmann: Mit der Gamma-Knife-Radiochirurgie, die zwar schon auf das Jahr 1968 zurückgeht, aber erstmals 1994 in Deutschland Einzug hielt, wurde mir ein Werkzeug an die Hand gegeben, mit dem eine sehr risikoarme Behandlung von Schädelbasistumoren möglich ist.
Ich habe sehr früh das Potential der Methode erkannt und bin aus der operativen Neurochirurgie an das erste Gamma Knife Zentrum in München gewechselt, das der Kollege Wowra ein Jahr zuvor eröffnet hatte. 1989 habe ich dann mein eigenes Gamma Knife Zentrum in Krefeld eröffnet und den Wechsel in die neurochirurgische Radiochirurgie bis heute nicht bereut.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Dr. med. Horstmann: Das war ganz sicher Prof. Madjid Samii, der wohl bekannteste und beste Schädelbasischirurg weltweit. Ich habe an seiner Klinik in Hannover die Facharztreife erlangt und er war und ist für mich bis heute das Maß dessen, was man als Neurochirurg leisten kann, aber auch muss.
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Dr. med. Horstmann: Die Gamma-Knife-Radiochirurgie hat sich seit 1989 stetig weiterentwickelt, an manchen technischen Neuerungen war ich in Zusammenarbeit mit dem Hersteller ELEKTA direkt beteiligt. Heute haben wir ein System, das höchste Präzision mit Patientenkomfort vereint.
Darüber hinaus ist unsere Einrichtung eine der wenigen radiochirurgischen Zentren, die auch über eine eigene Bildgebung (MRT und CT) verfügen, so dass wir Präzision „aus einer Hand“ anbieten können. Die Zusammenarbeit mit dem benachbarten HELIOS Klinikum erlaubt uns darüber hinaus, auch komplexe Fälle, wie Kinder in Vollnarkose, zu behandeln, was einzigartig in Deutschland ist.
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Dr. med. Horstmann: Die Radiochirurgie bewegte sich von Anfang an im Spannungsfeld zwischen Neurochirurgie und Strahlentherapie. Deutschland ist bis heute eines der wenigen Länder weltweit, dem es nicht gelungen ist, die Radiochirurgie in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen.
Trotzdem ist es mir gelungen, mit vielen gesetzlichen Krankenkassen Verträge abzuschließen. Das ermöglicht unseren Patienten und Patientinnen heute fast in jedem Fall, zeitnah eine Behandlung zu Lasten gesetzlicher Leistungsträger zu bekommen.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Dr. med. Horstmann: Für mich und meine Kollegen steht immer der Mensch im Vordergrund. Einen Unterschied nach Versichertenstatus gibt es nicht, alle Termine werden immer frühestmöglich vergeben und jeder Patient und jede Patientin soll in unserer Einrichtung jederzeit das Gefühl haben, „Privatpatient“ zu sein.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Dr. med. Horstmann: Wer zu uns kommt, leidet fast ausnahmslos unter einer sehr schwerwiegenden Erkrankung. Die Diagnose Hirntumor oder Hirnmetastase ist einschneidend und stellt eine Zäsur im Leben da. Ich bewundere bei unseren Patienten und Patientinnen, mit welchem Mut und welcher Tapferkeit sie diese Herausforderung annehmen und bin dankbar, wenn ich meinen Beitrag zur Heilung leisten darf.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. med. Horstmann: Da gibt es viele, aber das kleine Mädchen, das zur Behandlung seiner Gefäßmalformation im Gehirn (Blutschwamm) zu uns kam, und auch alle Folgeuntersuchungen bei uns immer gerne besucht hat, weil der Kakao bei uns so gut schmeckt, bleibt mir in Erinnerung. Ebenso der kleine russische Junge, der sich den Eltern mit seinem stereotaktischen Rahmen am Kopf stolz als „Kosmonaut“ präsentiert hat.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. med. Horstmann: Wenn Sie Veränderungen an sich entdecken, sei es eine Hörstörung, Schwindel, Gefühlsstörungen, ungewöhnliche Kopfschmerzen etc., gehen Sie zum Arzt! Lassen Sie das weiter abklären und im Zweifel, falls keine eindeutige Diagnose möglich ist, lassen Sie ein MRT des Gehirns anfertigen. Je früher man Tumore des Gehirns und der Hirnanhangsorgane entdeckt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit der Heilung.
Das Gamma Knife Zentrum in Krefeld ist ein fachübergreifendes MVZ mit Ärzten für Neurochirurgie und Strahlentherapie. Es befindet sich auf dem Gelände des HELIOS Klinikums in Krefeld in einem eigenen, zweigeschossigen Gebäude mit eigener Zufahrt und eigenen Parkplätzen. Im Zentrum verfügen wir über das modernste Gamma Knife ICON, das sowohl rahmenbasierte als auch rahmenlose Radiochirurgie ermöglicht. Des Weiteren verfügen wir über ein eigenes MRT und einen eigenen CT für die Bestrahlungsplanung. Ein moderner stereotaktischer Linearbeschleuniger für Behandlungen außerhalb des Kopfes ergänzt unsere Ausstattung in Kooperation mit dem HELIOS Klinikum.
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