Artikel 25/02/2016

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. dent. Norbert Sörgel

Team jameda
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. dent. Norbert Sörgel interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.

jameda: Herr Dr. Sörgel, was hat Sie motiviert, Zahnarzt zu werden?
Herr Dr. Sörgel: Ich wollte als Jugendlicher unbedingt einen Beruf ergreifen, in dem man täglich neu gefordert wird, von seiner Arbeit ein zeitnahes und unmittelbares Feedback erhält, man freie Entscheidungen ohne fremden Einfluss über seinen Handlungsspielraum fällen kann, und man anderen Menschen etwas Gutes tun kann.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Sörgel: Mein bester Lehrer hat immer gesagt: „Wer aufhört besser zu werden, der hat aufgehört, gut zu sein“. Dies ist von Anfang an ein Anspruch an mich selbst gewesen und er ist es nach wie vor für mein ständiges Weiterbilden. Für einen begeisterten, überzeugten und leidenschaftlichen Zahnarzt wie mich ist es einfach faszinierend zu sehen und zu erleben, wie man heutzutage mit aktuellem Wissen, modernen Methoden, zeitgemäßen Technologien und neuen Gerätschaften eine bessere Ergebnisqualität  erzielen kann. Denn dies war vor einigen Jahren noch nicht möglich. Dieses ständige Bestreben zu den Besten vor Ort zu gehören (wohlwissend, dass es „den besten“ nicht gibt), ist für mich eine starke Motivation, die mich ständig wach hält, mich voran treibt und mir schlichtweg Spaß macht – Ja, ich habe richtig Freude an meinem Job!

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Sörgel: Im Kreise meiner Patienten gibt es wenige oder keine Vorurteile, die mir gegenüber geäußert werden. Ein Thema ist hin und wieder die anteilige Kostenübernahme durch die unterschiedlichen Erstattungsstellen und die damit verbundene Frage, warum die Versicherung ggf. Leistungspositionen kürzt oder ablehnt. Die Patienten unserer Praxis haben i.d. Regel nach unseren ausführlichen Beratungen verstanden, dass sie sich frei für einen Therapievorschlag entscheiden können. Sie wissen, dass sie je nach eigenem Anspruch und Wunsch sowie nach Aufwand und der individuell nötigen Ausführung, bei einer überdurchschnittlichen Ergebnisqualität u.U. einen höheren Eigenanteil zu zahlen haben. Eigentlich hat heutzutage (fast) jeder verstanden, dass es im Bereich der Dienstleistung immer eine mehr oder weniger engagierte oder aufwändige Ausführung gibt - gemäß dem Motto: „you get what you pay for“.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen? 
Herr Dr. Sörgel: Es ist für uns grundsätzlich wichtig, dass jeder unserer  Patienten so viel an Informationen zu seinem zahnbezogenen „Ist-Zustand“ erhält, dass er unser vorgeschlagenes Therapiekonzept nachvollziehen kann. Er wird dann ggf. auch eine nötige „Gratwanderung“ oder einen „steinigen Weg“ nachvollziehen können, wenn er verstanden hat, wie das finale Ergebnis aussehen kann. In jedem Fall weiß jeder unserer Patienten, was er von uns erwarten kann und was nicht.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Sörgel: Wenn ein vorgeschlagenes Therapiekonzept trotz eingehender Beratung nicht verstanden worden ist, dann werden wir dies in einem weiteren Gespräch noch einmal erläutern. Sollte ein Patient dennoch einen eigenen, für uns nicht vertretbaren Behandlungsablauf wünschen, dann würden wir diesem Vorschlag nicht zustimmen.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Sörgel: Im Großen und Ganzen wäre das System eigentlich in Ordnung, wenn nicht von verschiedenen Seiten so viel gelogen werden würde. Eigentlich können wir uns heute in der Zahnmedizin grundsätzlich mit jedem Patienten für einen individuellen Therapieablauf entscheiden, denn das jetzige System lässt diese Möglichkeit offen. Allerdings geht es wie immer - und überall um das liebe Geld. Der Durchschnittspatient möchte die beste Behandlung, möglichst sofort, ohne Schmerz und ohne dafür „viel“ Geld bezahlen zu müssen. Die jeweilige Erstattungsstelle will so wenig wie möglich bezahlen, unter Bezug auf irgendwelche vertraglichen Vereinbarungen oder Vorschriften etc., um mehr Profit am Ende des Jahres zu erwirtschaften. Die unseriöse Versicherungsagentur rät dem Bürger zum Beitragswechsel und verspricht beste Versorgung auf Top-Niveau, obwohl im Kleingedruckten massive Kürzungen nachzulesen sind, etc. Darüber hinaus gibt es nun mal Ärzte, die ihr Handwerk unterschiedlich gut beherrschen und vielleicht deshalb auch unterschiedliche Leistungen und Preise anbieten. Auch in der Medizin ist die freie Marktwirtschaft inzwischen angekommen und jeder freiberufliche Arzt muss kalkulieren lernen. Allerdings sollte eine Mindestversorgung mit entsprechender diesbezüglicher Qualitätsbeschreibung definiert werden und da wird es schwierig, wenn alle Beteiligten nur immer den Staat fordern und in die Verantwortung nehmen wollen. Man kann nicht die optimale Versorgung in allen Fällen einfordern und dann gleichzeitig erwarten, dass der Kostenaufwand für eine solche TOP-Medizin von der Krankenkasse voll übernommen bzw. getragen wird.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Sörgel: Jeder Arzt findet irgendwann seine passenden Patienten und jeder Patient findet irgendwann seinen passenden Arzt. Jeder hat individuelle Vorstellungen. Vielleicht sollten sich einige Ärzte mehr Zeit zur Beratung, Behandlung und Betreuung nehmen - die guten Ärzte tun dies bereits.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Sörgel: Die digitalen Technologien haben in den letzten Jahren einen massiven Wandel in der Zahnheilkunde hervorgerufen, dem wir jedes Jahr gefolgt sind. Wir haben frühzeitig digitale Röntgengeräte in allen Behandlungszimmern angeschafft, die neben einer deutlichen Reduzierung der Strahlenbelastung auch eine schnellere Verfügbarkeit und eine bessere Bilddarstellung liefern. Als eine von wenigen Praxen verfügen wir auch über einen sog. Dentalen Volumen Tomographen, mit dem es möglich ist, 3D Bilder von Knochenstrukturen zu erstellen. Dies bringt u.a. eine bessere Information über anatomische Gegebenheiten und reduziert nachweislich während verschiedener chirurgischer Eingriffe das Risiko von Nerzverletzungen, Perforation, etc. Die unangenehmen Abdrücke von Ober- und Unterkiefer gehören  in unserer Praxis jetzt schon fast der Vergangenheit an und müssen nur noch in wenigen Fällen angewendet werden. Mit dem neuesten und dem zur Zeit genauesten Scanner-System „3-Shape“ können wir heute in vielen Fällen innerhalb weniger Stunden Keramikkrone u.ä. herstellen. Die komplette EDV-Vernetzung unserer Praxis ermöglicht jederzeit eine schnelle Kommunikation aller Beteiligten - Patient, Zahnarzt, Kollegen und Zahntechniker.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Sörgel: Es ist heute unumstritten und bekannt, dass es Wechselwirkungen zwischen den Zähnen und dem Immunsystem bzw. den Körperorganen gibt/ geben kann. Faszinierend war deshalb für mich die Situation eines weltweit bekannten Leistungssportlers, der einen eindeutigen Entzündungsherd an einem Zahn hatte. Nach Rücksprache mit den anderen behandelnden Ärzten entschlossen wir uns zur Entfernung dieses Zahnes und einer anschließenden neuen Versorgung dieses Bereiches. Nach etwa 3 Monaten lief dieser Patient wieder in Weltbestzeit.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Sörgel: Aus zahnmedizinischer Sicht kann ich jedem Patienten aus vollster Überzeugung nur an´s Herz legen, dass er regelmäßig  (mindestens 2x pro Jahr/ je nach Bedarf) seinen Zahnarzt zur prophylaktischen Betreuung aufsucht. Es ist heute unumstritten, dass eine dentalhygienische Überwachung mit einer besseren Zahngesundheit einhergeht.

Zur Person

  • geboren in Kassel
  • Studium an der FA Universität Erlangen
  • Post graduate Schulungen an der Harvard Universität in Boston, USA
  • Diverse nationale und internationale wissenschaftliche Vorträge
  • 1989 Erstellung des ersten Lehrvideos über „Veneers“ in Deutschland
  • Mitglied verschiedener Fachgesellschaften
  • Ernannter „Spezialist für Implantologie’ von der EDA (European Dental Association)
  • Member of „The Leading Dental Centers of the World“
  • Mitglied der „Leading Implant Center“

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