Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Markus F.O. Lentrodt interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.
jameda: Herr Dr. Lentrodt, was hat Sie motiviert, Zahnarzt zu werden?
Herr Dr. Lentrodt: Die Faszination, menschlich und handwerklich helfen und die Menschen lebenslang begleiten zu können – dies war für mich die größte Motivation. Im Gegensatz zu vielen anderen medizinischen Fachbereichen entsteht beim Zahnarzt tatsächlich oft eine echte Bindung zu vielen Patienten. Man sieht diese nicht nur einmal, wie zum Beispiel in der Notaufnahme im Krankenhaus. Nein, die meisten Patienten kommen über viele Jahre immer wieder. Man lernt sich kennen und erlebt ein wenig die Entwicklung des anderen mit. So gibt es eine Reihe von Patienten, die mich sogar noch als kleinen Jungen kennen, der jeden Tag nach der Schule in die Praxis seines Großvaters und seines Vaters kam.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Lentrodt: In unserer Familie wird die Verbindung von aktueller Forschung und bewährter Praxis in der Zahnheilkunde inzwischen schon seit vier Generationen gelebt. Für mich ist es daher eine große Freude und eine Herausforderung zugleich, jeden Tag in unserer Praxis dieser langen Familientradition neue Kapitel hinzuzufügen.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Lentrodt: Um ehrlich zu sein, wenn man sich als Arzt die Zeit nimmt, ausführlich auf die Wünsche und Sorgen der Patienten wirklich einzugehen, lassen sich mögliche Bedenken oftmals gleich im Vorfeld ausräumen. Meist ist es in der Tat nur eine Frage der individuellen und optimalen Beratung eines Patienten.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Lentrodt: Im Gegensatz zu früher muss eine zahnärztliche Behandlung heute absolut nicht mehr wehtun. Wir arbeiten mit den neuesten und modernsten Materialien und Methoden und so sind die Therapien deutlich angenehmer als noch vor einigen Jahren. Was ein Patient heute noch braucht, ist Zeit.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Lentrodt: Mir ist nur eines wichtig: Den Patienten optimal, ehrlich und in Ruhe zu beraten. Wenn er die Praxis verlässt, soll er genau wissen und verstanden haben, wo gegebenenfalls Handlungsbedarf besteht. Meine Aufgabe ist es aufzuklären, und ihn nicht zu einer Therapie zu überreden. Die Entscheidung trifft der Patient am Ende immer selbst.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Lentrodt: Moderne, innovative, langlebige und erfolgreiche Therapien wirklich allen anbieten zu können, dies wäre mein Ziel Nummer eins.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Lentrodt: Von entscheidender Bedeutung ist es, genau dies zu erkennen: Man kann immer noch besser werden. Dazu gehört auch, sich fachübergreifend mit Kollegen auszutauschen und vor allem sich selbst nicht für zu wichtig zu nehmen.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Lentrodt: Selbstverständlich! Man muss nicht immer alle Trends bedienen, aber neue Errungenschaften sollten schnellstmöglich in die Praxis einfließen, wenn sie wissenschaftlich fundiert und durch Studien verifiziert sind. Meine Tätigkeit an der Universität gibt mir erfreulicherweise die Möglichkeit, an den neuesten Erkenntnissen teilzuhaben und so immer auf dem aktuellsten Stand zu sein.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Lentrodt: Ja, in der Tat gibt es ein solches Erlebnis: Wir hatten eine Patientin, die über sieben Jahre lang keine Zähne in ihrem Mund hatte und sich nur von flüssiger Nahrung ernähren konnte. Als sie endlich genug Mut gefunden hatte, sich wieder einem Zahnarzt anzuvertrauen, kam sie zu uns und willigte in eine doch sehr, sehr aufwendige Therapie mit unglaublich vielen Implantaten ein. Am Ende der Therapie war sie so glücklich über das Ergebnis, dass sie allen unseren Mitarbeitern eine Flasche Champagner mitbrachte. Was sie aber noch nicht wusste: Ich hatte ihr und ihrem Mann als Geschenk zum Abschluss der Behandlung einen Tisch in einem tollen Restaurant reserviert, wo ich sie zum Essen einlud – als Dankeschön für ihr Vertrauen und Anerkennung ihrer Überwindung der Angst. Ich werde nie ihr Gesicht vergessen, als ich ihr die Einladung präsentierte!
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Lentrodt: Aus menschlicher wie auch aus zahnärztlicher Sicht kann ich meinen Patienten vor allem eines empfehlen: Wirklich mindestens zweimal im Jahr die Praxis ihres Vertrauens aufzusuchen, um die Zähne bestmöglich reinigen zu lassen und somit Folgetherapien schlichtweg zu vermeiden. Wir wissen heute, dass die Prophylaxe der Schlüssel für den längst möglichen Erhalt der Zähne bis ins hohe Alter ist. Aufwendige Therapien können einem so wirklich erspart bleiben. Erst heute wieder sah ich eine Patientin mit weit über 90 Jahren, die schon zu meinem Großvater immer halbjährlich zur Mundhygiene kam, danach zu meinem Vater und mittlerweile zu mir…
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