Das jameda-Interview: 11 Fragen an Frau Dr. med. dent. Henrike Pochmann

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellte jameda Dr. Pochmann interessante Fragen über kritische Patienten, Neuerungen in der Zahnmedizin und Defizite im Gesundheitssystem.

jameda: Frau Dr. Pochmann, warum sind Sie Zahnärztin geworden?
Frau Dr. Pochmann: Ich wollte einen Beruf, bei dem ich viel mit Menschen zu tun habe, und dachte zunächst an Medizin. Da ich auch handwerklich begabt bin, habe ich mich dann für Zahnmedizin entschieden**.**

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Frau Dr. Pochmann: Es macht mir Freude, Menschen mit schlechter Mundgesundheit zu schönen, gesunden Zähnen zu verhelfen und zu sehen, wie viel Lebensqualität das schenkt.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Frau Dr. Pochmann: Viele Patienten mit hohem Kariesrisiko glauben, ihr Schicksal wäre, dass sie immer Zahnprobleme haben. Dann nehme ich mir viel Zeit, um darüber aufzuklären, dass Karies eine Infektionskrankheit ist, die man heilen kann. Dazu muss man systematisch die Ursache, nämlich die Karies-Bakterien bekämpfen und nicht nur reparieren. Eine hochwertige Gesamt-Sanierung, regelmäßige Prophylaxesitzungen, sowie die Einnahme von Xylitolkaugummis spielen dabei eine wichtige Rolle.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Frau Dr. Pochmann: Ich rate den Patienten in solchen Situationen, nicht auf den steinigen Weg vor ihnen zu schauen, sondern immer das Ziel vor Augen zu haben. Außerdem haben wir die Möglichkeit, in unserer Praxis mit einer Anästhesistin zusammenzuarbeiten, sodass umfangreiche Behandlungen und Implantationen auf Wunsch im Dämmerschlaf durchgeführt werden können. Manchen Patienten hilft auch schon eine Beruhigungstablette vor der Behandlung.

jameda: Was denken Sie, wenn ein Patient Ihre Ratschläge nicht befolgt?
Frau Dr. Pochmann: Ich frage mich und den Patienten, woran das wohl liegt. Sonst kann ich ja nur spekulieren, ob er vielleicht gerade ganz andere, größere Probleme hat.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Frau Dr. Pochmann: Ich finde es sehr wichtig für Ärzte, sich Zeit nehmen zu können, um dem Patienten zuzuhören und ihn dann individuell zu behandeln.

jameda: Was war die letzte große Veränderung in der zahnärztlichen Implantologie?
Frau Dr. Pochmann: Die letzte große Veränderung in der Implantologie ist der Nutzen von dreidimensionalen Schichtaufnahmen des Kieferknochens, um die Implantatposition von vorneherein mittels Bohrschablonen optimal und exakt festzulegen. Dies ist v.a. bei umfangreichen Implantationen oder bei geringem Knochenangebot für ein erfolgreiches Vorgehen sehr wichtig. Außerdem gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, statt konfektionierten Zahnstümpfen, individuell gefräste Zahnstümpfe auf Implantaten einzuschrauben. So kann der neue Zahn so natürlich wie ein echter Zahn gestaltet werden.

jameda: Was würden Sie tun, wenn Ihnen fehlende Zähne ersetzt werden müssten?
Frau Dr. Pochmann: Ich würde sie möglichst durch ein Implantat ersetzen. Denn der Körper baut sonst den Kieferknochen in den zahnlosen Bereichen ab und das erschwert eine spätere Implantation, wenn Prothesen nicht mehr halten oder weitere Brückenpfeiler verloren gehen. Außerdem möchte ich immer feste Zähne haben.

jameda: Was denken Sie über Naturheilkunde?
Frau Dr. Pochmann: Ich denke, die Naturheilkunde hat ihre Berechtigung, auch wenn die Verfahren häufig wissenschaftlich nicht bestätigt sind. Die Natur stellt uns Gott sei Dank schon viele Möglichkeiten der Heilung zu Verfügung, die der Körper gut verträgt. Schulmedizin und Naturheilkunde sollten sich ergänzen. Man braucht beides. So halte ich z.B. Impfungen für unverzichtbar, aber mit dem Einsatz von Antibiotika sollte man sehr zurückhaltend umgehen.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Frau Dr. Pochmann: Da gibt es viele**.** Besonders bei umfangreichen Sanierungen mit Implantaten und vielen neuen Zähnen, wo die Patienten manchmal über ein Jahr am Ball bleiben müssen, bleibt es beiden Seiten wohl immer in Erinnerung, wie wir in die Zielgerade einlaufen und uns über das Ergebnis freuen.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Frau Dr. Pochmann: Studien belegen, dass regelmäßige Prophylaxesitzungen in der Praxis Karies und Parodontitis vorbeugen. Die Patienten-Versuchsgruppe, die regelmäßig (alle 3 Monate) an Prophylaxesitzungen teilgenommen hat, zeigte auch nach 6 Jahren keine weiteren Anzeichen von Karies und Parodontitis. Aber die gute häusliche Mundhygiene ist ebenso wichtig und beinhaltet auch die regelmäßige Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen. Bei hohem Kariesrisiko ist die Verwendung von Xylitol-Kaugummis unabdingbar, um die Karies erzeugenden Bakterien im Mund zu bekämpfen.

Zur Person
Dr. Pochmann studierte Zahnheilkunde in Hannover und promovierte 2000 an der MHH. Sie ließ sich 2001 in eigener Praxis nieder und hat seit 2006 zusätzlich auch den Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie. Außerdem ist sie ordentliches Mitglied diverser Fachgesellschaften.

Zur Praxis
Die Praxis liegt zentral am Lister Platz und bietet eine ruhige und persönliche Atmosphäre. Es werden modernste Techniken eingesetzt wie Laser, Lupenbrillen, digitales Röntgen und computergestützte 3-D-Implantatplanung. Durch regelmäßige Fortbildungen werden stets moderne Behandlungsmöglichkeiten angeboten.

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