Artikel 07/08/2016

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Dr. med. dent. Erich Rettig

Team jameda
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn  Dr. med. dent. Erich Rettig interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg.

jameda: Herr Dr. Dr. Rettig, was hat Sie motiviert, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg zu werden?
Herr Dr. Dr. Rettig: Als Student machte ich eine Famulatur in der Unfallchirurgie und versorgte mit Hilfe eines hinzugezogenen Mund- Kiefer- Gesichtschirurgen eine schwere Gesichtsverletzung eines Patienten nach einem Autounfall. Daraufhin entschloss ich mich zusätzlich noch den Studiengang Zahnmedizin zu belegen.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen? 
Herr Dr. Dr. Rettig: Mir macht es Spaß, junge und alte Patienten zu behandeln und mit Ihnen zu kommunizieren. Jeder Patient hat seine eigene Krankengeschichte.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis? 
Herr Dr. Dr. Rettig: Vor einer Weile habe ich bei einem 82-jährigen Rechtsanwalt Zahnimplantate eingesetzt. Der Mann hatte einen so großen Zugewinn an Lebensqualität, den er nicht erwartet hatte. Ursprünglich war er der Meinung, er sei zu alt für Implantate und diese seien bei ihm wegen einem zu schwachen Knochenangebot nicht möglich. Ein Behandler hatte 10 Jahre zuvor eine Implantatoperation versucht und wegen dem heiklen Knochenangebot abgebrochen.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?  
Herr Dr. Dr. Rettig: Nur wenn der Arzt und der Patient gemeinsam arbeiten, eine Krankheit in den Griff zu bekommen, wird der Erfolg schnell sichtbar. Dennoch kann sich ein Erfolg auch erst nach einigen Monaten einstellen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Dr. Rettig: Alle Patienten werden in den Therapieplan eingebunden und müssen verstehen, dass z.B. die Nachbehandlung nach einer Operation oft genauso wichtig ist wie die perfekte Durchführung der OP selbst. Hier wende ich entsprechend überdurchschnittliche Aufklärungszeiten an. Mangelnde Pflege spreche ich offen an, ich versuche außerdem mit dem Patienten den bestmöglichen Weg zu finden und ihn zu motivieren, weiterzumachen.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Frau Herr Dr. Dr. Rettig: Ich würde jedem Patient die sinnvollste und beste Behandlung auf Kosten der gesetzlichen Versicherung zukommen lassen. Leider zieht sich die gesetzliche Versicherung immer mehr in ihrer Leistung zurück.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Dr. Rettig: Ich würde gerne die Wartezeiten meiner Patienten verkürzen. Leider ist jedoch nicht jeder Eingriff vorweg zeitlich planbar, sodass immer wieder Verschiebungen und Wartezeiten anfallen. Jeder Mensch ist anders, jede Operation demnach auch. Keiner möchte, dass eine Operation abgebrochen wird, weil die Zeit vorüber ist. Deswegen bitte ich meine Patienten immer um Nachsicht, wenn es zu Wartezeiten kommt.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden? 
Herr Dr. Dr. Rettig: Wir verwenden bei komplexen Therapiefragen ein DVT. Schließlich bewegt sich der Chirurg bei Eingriffen am Gesicht oder den knöchernen Strukturen des Kopfes in einem hochsensiblen und komplexen Bereich. Ein DVT ist ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel für Zahnärzte, Kieferorthopäden, HNO-Ärzte sowie die ganzheitliche Medizin und Innere Medizin, um erkrankte Zähne zu finden.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Dr. Rettig: Vor einigen Jahren hatte ich einen blinden Implantatpatienten der mich nach Abschluss der Behandlung ins Vertrauen zog und mir verriet, warum er in den 60er Jahren sein Augenlicht verloren hatte. Er hatte durch einen Fehler seines besten Freundes bei einer Hochzeit bei Signal- und Böllerschüssen beide Augen verloren. Durch seinen sensibilisierten Tastsinn störten Ihn die im Gesicht verbliebenen Fremdkörper. In 3 Operationen gelang es mir, die meisten Einsprengungen zu entfernen und ihm somit einen kleinen Gefallen zu tun.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben? 
Herr Dr. Dr. Rettig: Denken Sie immer bei einem bevorstehenden Arzttermin daran, alle Unterlagen dabei zu haben und bei speziellen Vorerkrankungen auch Ihre Befundunterlagen mitzubringen.

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