Zahnimplantate stellen heutzutage eine ausgezeichnete Behandlungsmöglichkeit nach Zahnverlust dar. Der eigene Zahn bietet jedoch immer noch die beste Versorgung - und das wird oft vergessen! Der Erhalt des eigenen Zahnes durch optimale Behandlungstechniken sollte daher immer das oberste Ziel sein!
In einigen Fällen können nach Abschluss einer Wurzelkanalbehandlung - selbst Jahre später - heftige Schmerzen auftreten. Ein Röntgenbild zur Abklärung zeigt hier typischerweise Anzeichen für das Wiederkehren der Entzündung im Bereich der Wurzelspitzen. Eine solche Entzündung kann als bakterieller Fokus im Körper über die Blutbahn den gesamten Organismus beeinträchtigen. Es besteht zusätzlich die Gefahr einer Abszessbildung. Eine Weiterbehandlung ist also in jedem Fall zwingend erforderlich.
Die Wurzelspitze eines Zahnes ist vergleichbar mit einer Baumwurzel oder dem Delta eines Flusses. Im unteren Anteil der Wurzel zweigt sich der Zahnnerv mannigfaltig auf und bildet kleine Verästelungen und Seitenkanälchen, die vom Hauptnerv abzweigen.
Selbst unter besten Behandlungsbedingungen ist es niemals möglich, bei einer Wurzelkanalbehandlung alle diese Seitenkanäle zu erfassen. Verbleiben Bakterien im Gewebe, kommt es zu einer bakteriellen Reinfektion. Außerdem kann es sein, dass zusätzliche Wurzelkanäle durch herkömmliche zwei-dimensionale Röntgenbilder nicht erkannt und behandelt wurden. Eine drei-dimensionale Untersuchung kann die Ursachen für ein Wiederkehren der Entzündung im Vorfeld erfassen und die Entscheidung für die richtige Weiterbehandlung ermöglichen.
In einigen Fällen kann eine erneute Wurzelkanalbehandlung auf herkömmlichem Weg, eine sogenannte Revision, durchgeführt werden. Ist diese - privat zu zahlende - Maßnahme nicht erfolgsversprechend, bleibt als letzte Option zum Zahnerhalt nur die Wurzelspitzenresektion.
Bei der Wurzelspitzenresektion wird über einen kleinen Zahnfleischschnitt ein Zugang zur erkrankten Wurzelspitze geschaffen. Das erkrankte Gewebe wird entfernt und der untere Bereich der infizierten Wurzelspitze abgetrennt.
Unter der Zuhilfenahme einer OP-Lupe oder eines Mikroskops kann die Wurzel so eingehend untersucht werden: Undichtigkeiten in der Wurzelfüllung, nicht behandelte zusätzliche Wurzelkanäle oder weitere Ursachen für die wiederkehrende Entzündung, die dem bloßem Auge nicht zugänglich sind, können so sicher diagnostiziert werden.
Der untere Anteil der Wurzelfüllung wird entfernt und der Wurzelkanal sorgfältig gereinigt und getrocknet. Mittels moderner Ultraschalltechnik lässt sich diese retrogerade Reinigung der Wurzel möglichst gewebeschonend und minimalinvasiv durchführen. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden ist aufgrund des grazilen Instrumentendesigns ein deutlich kleinerer OP-Zugang notwendig.
Zudem kann selektiv der entzündete Wurzelkanal unter Schonung der gesunden Zahnhartsubstanz behandelt werden. Die Anwendung eines speziellen Farbstoffs (Methylenblau) kann in einigen Fällen sinnvoll sein, um weitere Kanäle, entzündliches Gewebe oder sogar Bruchlinien in der Zahnwurzel ausfindig zu machen.
Sollte während der Operation eine solche Fraktur festgestellt werden, ist der Erhaltungsversuch durch die vorgesehene Wurzelspitzenresektion nicht mehr erfolgsversprechend und der Zahn muss entfernt werden. Durch das Sichtbarmachen von Wurzelfrakturen mittels Farbstoff während der Operation kann so eine Misserfolg behaftete Weiterbehandlung vermieden werden und direkt die Wahl für die adäquate Behandlung getroffen werden.
Konnten Wurzelbrüche ausgeschlossen und der untere Wurzelkanalbereich gereinigt werden, erfolgt abschließend eine bakteriendichte Abdichtung der neu geschaffenen Wurzelspitze. Durch eine adäquate Untersuchung im Vorfeld und die beschriebenen operativen Maßnahmen hat der Zahn nun die besten Voraussetzungen, um auszuheilen.
Nach circa sechs Monaten wird die Heilung durch ein kleines Röntgenbild des betroffenen Zahnes überprüft. Der Zahn kann dann vom Zahnarzt weiterversorgt werden.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.