Artikel 07/12/2016

Schmerzen nach der Wurzelbehandlung: Wann eine Wurzelspitzenresektion notwendig wird

Dr. med. dent. Guido H. Kemp Zahnarzt
Dr. med. dent. Guido H. Kemp
Zahnarzt
die-wurzelspitzenresektion

Zahnimplantate stellen heutzutage eine ausgezeichnete Behandlungsmöglichkeit nach Zahnverlust dar. Der eigene Zahn bietet jedoch immer noch die beste Versorgung - und das wird oft vergessen! Der Erhalt des eigenen Zahnes durch optimale Behandlungstechniken sollte daher immer das oberste Ziel sein!

Schmerzen nach der Wurzelbehandlung

In einigen Fällen können nach Abschluss einer Wurzelkanalbehandlung - selbst Jahre später - heftige Schmerzen auftreten. Ein Röntgenbild zur Abklärung zeigt hier typischerweise Anzeichen für das Wiederkehren der Entzündung im Bereich der Wurzelspitzen. Eine solche Entzündung kann als bakterieller Fokus im Körper über die Blutbahn den gesamten Organismus beeinträchtigen. Es besteht zusätzlich die Gefahr einer Abszessbildung. Eine Weiterbehandlung ist also in jedem Fall zwingend erforderlich.

Wie kommt es zu einer erneuten Entzündung?

Die Wurzelspitze eines Zahnes ist vergleichbar mit einer Baumwurzel oder dem Delta eines Flusses. Im unteren Anteil der Wurzel zweigt sich der Zahnnerv mannigfaltig auf und bildet kleine Verästelungen und Seitenkanälchen, die vom Hauptnerv abzweigen.

Selbst unter besten Behandlungsbedingungen ist es niemals möglich, bei einer Wurzelkanalbehandlung alle diese Seitenkanäle zu erfassen. Verbleiben Bakterien im Gewebe, kommt es zu einer bakteriellen Reinfektion. Außerdem kann es sein, dass zusätzliche Wurzelkanäle durch herkömmliche zwei-dimensionale Röntgenbilder nicht erkannt und behandelt wurden. Eine drei-dimensionale Untersuchung kann die Ursachen für ein Wiederkehren der Entzündung im Vorfeld erfassen und die Entscheidung für die richtige Weiterbehandlung ermöglichen.

In einigen Fällen kann eine erneute Wurzelkanalbehandlung auf herkömmlichem Weg, eine sogenannte Revision, durchgeführt werden. Ist diese - privat zu zahlende - Maßnahme nicht erfolgsversprechend, bleibt als letzte Option zum Zahnerhalt nur die Wurzelspitzenresektion.

Wie läuft die Wurzelspitzenresektion ab?

Bei der Wurzelspitzenresektion wird über einen kleinen Zahnfleischschnitt ein Zugang zur erkrankten Wurzelspitze geschaffen. Das erkrankte Gewebe wird entfernt und der untere Bereich der infizierten Wurzelspitze abgetrennt.

Unter der Zuhilfenahme einer OP-Lupe oder eines Mikroskops kann die Wurzel so eingehend untersucht werden: Undichtigkeiten in der Wurzelfüllung, nicht behandelte zusätzliche Wurzelkanäle oder weitere Ursachen für die wiederkehrende Entzündung, die dem bloßem Auge nicht zugänglich sind, können so sicher diagnostiziert werden.

Vorteile der Behandlungsmethode

Der untere Anteil der Wurzelfüllung wird entfernt und der Wurzelkanal sorgfältig gereinigt und getrocknet. Mittels moderner Ultraschalltechnik lässt sich diese retrogerade Reinigung der Wurzel möglichst gewebeschonend und minimalinvasiv durchführen. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden ist aufgrund des grazilen Instrumentendesigns ein deutlich kleinerer OP-Zugang notwendig.

Zudem kann selektiv der entzündete Wurzelkanal unter Schonung der gesunden Zahnhartsubstanz behandelt werden. Die Anwendung eines speziellen Farbstoffs (Methylenblau) kann in einigen Fällen sinnvoll sein, um weitere Kanäle, entzündliches Gewebe oder sogar Bruchlinien in der Zahnwurzel ausfindig zu machen.

Sollte während der Operation eine solche Fraktur festgestellt werden, ist der Erhaltungsversuch durch die vorgesehene Wurzelspitzenresektion nicht mehr erfolgsversprechend und der Zahn muss entfernt werden. Durch das Sichtbarmachen von Wurzelfrakturen mittels Farbstoff während der Operation kann so eine Misserfolg behaftete Weiterbehandlung vermieden werden und direkt die Wahl für die adäquate Behandlung getroffen werden.

Konnten Wurzelbrüche ausgeschlossen und der untere Wurzelkanalbereich gereinigt werden, erfolgt abschließend eine bakteriendichte Abdichtung der neu geschaffenen Wurzelspitze. Durch eine adäquate Untersuchung im Vorfeld und die beschriebenen operativen Maßnahmen hat der Zahn nun die besten Voraussetzungen, um auszuheilen.

Nach circa sechs Monaten wird die Heilung durch ein kleines Röntgenbild des betroffenen Zahnes überprüft. Der Zahn kann dann vom Zahnarzt weiterversorgt werden.

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