Obwohl das Thema Mundgeruch seit Jahren von Zahnärzten und Patienten diskutiert wird, führt es noch immer ein Nischendasein. Das liegt zum einen daran, dass es keine Möglichkeit gibt, allein sicher herauszufinden, ob man Mundgeruch (Fachbegriff Halitosis) hat. Und daran, dass es kaum jemand schafft - auch nicht jeder Zahnarzt, einen anderen auf seinen Mundgeruch anzusprechen.
Dabei gibt es im Umgang miteinander kaum etwas, was uns mehr stört, als unangenehme Gerüche. Die Ausgrenzung der von Mundgeruch Betroffenen findet jedoch dermaßen subtil statt, dass sie oft erst spürbar wird, wenn es schon zu spät ist. Am Mundgeruch kann vieles scheitern, angefangen vom Bewerbungsgespräch, über das Zusammensein mit Freunden, bis hin zu Paarbeziehungen.
Zu der Tatsache, dass Mundgeruch zu selten thematisiert wird, gesellt sich nach wie vor die weit verbreitete Ungewissheit über seine Ursachen. Noch immer gehen viele Menschen davon aus, schlechte Gerüche kämen vom Magen oder wären auf Medikamente und Ernährung zurückzuführen. Aber lt. Prof. Fillipi, einem Schweizer Experten für Halitosis, haben 90 % der Mundgeruchfälle nichts damit zu tun. Filippi schätzt, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung ständig oder zeitweise unter Mundgeruch leidet. Das ist jeder Vierte! In einem Team von zwanzig Leuten könnten theoretisch also fünf mit diesem Problem konfrontiert sein.
Feststellen lässt sich Mundgeruch tatsächlich am besten und zuallererst durch die Riechprobe. Messgeräte und spezielle Keimtests beim Zahnarzt können das Ergebnis anschließend bestätigen. Die Keimbelastung entsteht am häufigsten auf der Zungenoberfläche, sehr häufig in den Zahnfleischtaschen und ist möglicherweise auch auf kariöse Zähne zurückzuführen. Gar nicht so selten verschärft auch reduzierter Speichelfluss die Situation. Wer viel sprechen muss, kennt das sicher aus eigener Erfahrung: Irgendwann fühlt sich der Mund trocken an.
Gute Erfolge bei der Behandlung von Halitosis erzielen wir bereits, wenn wir die drei wichtigsten Ursachen genauer ins Visier nehmen.
Im Gegensatz zur glatten Mundschleimhaut ist die Zungenoberfläche rau und zerklüftet. In unzähligen kleinen Nischen lagern sich hier winzige Speisereste ab. Werden sie nicht entfernt - und ein Mundwasser reicht dafür nicht aus, riecht man irgendwann aus dem Mund. Die Ursache dafür ist der Zersetzungsprozess dieser Nahrungsrückstände durch Bakterien.
Ist der Mundgeruch auf Zungenbelag zurückzuführen, lässt sich relativ schnell und andauernd etwas dagegen tun: Die Zunge muss gereinigt werden. Ebenso regelmäßig wie die Zähne und am besten mit einer speziellen Bürste (Zahnbürsten lösen aufgrund ihrer Höhe schnell Würgereiz aus). Schaber sind zwar auch verwendbar, beseitigen das Problem aber nicht effizient, weil sie in der Regel nicht in die zerklüftete Zungenoberfläche gelangen.
Wer Zahnfleischtaschen hat, leidet unter einer Parodontitis. In welchem Maße, kann nur der Zahnarzt herausfinden. In den Zahnfleischtaschen verbliebene Speisereste und die dort siedelnden Bakterien sorgen für die Entstehung von Mundgeruch, können aber in diesen Bereichen nur mit professionellem Instrumentarium entfernt werden.
Je nach Grad der Erkrankung macht eine Parodontitis die regelmäßige Zahnreinigung in kurzen Intervallen oder sogar eine chirurgische Tiefenreinigung der Zahnfleischtaschen erforderlich. Dazu braucht es entsprechende zahnärztliche Geräte und einen für deren Einsatz ausgebildeten Spezialisten.
Ein trockener Mund führt ebenfalls zu Mundgeruch. Auslöser können neben ungünstigen Trinkgewohnheiten auch Stress oder die Einnahme bestimmter Medikamente sein.
Trinkgewohnheiten kann man ändern. Auch Kaugummikauen regt den Speichelfluss an. Aber wer regelmäßig Medikamente braucht oder immer wieder unter Dauerstress gerät, braucht professionelle Hilfe.
Natürlich kann auch die Ernährung Einfluss auf den Mundgeruch nehmen. Zwiebeln und Knoblauch verbreiten jedoch nur temporär unangenehme Gerüche. Ähnliches gilt für Diäten. In Fällen, die nicht zu vermeiden sind, aber eben auch nicht dauerhaft zu Mundgeruch führen, kann man sich mit gründlicher Zahnreinigung, Mundspülungen u. ä. behelfen.
Anders ist es bei Mundgeruch, der durch entzündete Rachenmandeln entsteht. Hier ist die Überweisung zu einem Facharzt für HNO erforderlich.
Es gibt zahlreiche käufliche Produkte, die gegen Mundgeruch helfen sollen. Die Wahrheit ist: Sie überdecken ihn, beseitigen aber nicht die Ursache für Ihr Problem. Antibakterielle Mundspülungen können die Behandlung von Halitosis, also deutlich spürbaren Mundgeruch, unterstützen, lösen das Problem aber ebenso wenig. Außerdem sollte man sie wegen der Nebenwirkungen, u. a. Zahnverfärbungen und Geschmacksstörungen, nur vorübergehend anwenden. Um Mundgeruch auf Dauer zu verhindern, brauchen Sie Rat und Hilfe vom Spezialisten.
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