Brauche ich wirklich ein künstliches Kniegelenk? Wo finde ich einen Spezialisten? Und was ist nach der OP zu beachten? Dieser Artikel fasst die häufigsten Fragen zu Knie-TEPs zusammen.
Wenn körperliche Einschränkungen, Schmerzen und Medikamente zum Alltag gehören, sollte über eine Operation nachgedacht werden. Des Weiteren sind die folgenden Aspekte zu berücksichtigen:
Die durchschnittliche Standzeit einer Knieprothese beträgt 15 Jahre. Nach einem gewissen Zeitraum lockert sie sich aus ihrer Verankerung im Knochen. Es gibt aber auch Patienten, die wesentlich länger als 15 Jahre mit ihrem neuen Knie zurechtkommen.
Insgesamt kann diese Frage nicht ganz einfach beantwortet werden. Die aktuell verwendeten Materialien haben eine sehr hohe Haltbarkeit und viele Studien bestätigen eine Standzeit der Prothesen von mehr als zehn Jahren. Statistisch gesehen wird die Prothese mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % über 10 Jahre halten. Das bedeutet, dass nach zehn Jahren von 100 implantierten Kunstgelenken nur fünf gewechselt wurden.
Längere Standzeiten sind natürlich möglich. Eine individuelle Vorhersage lässt sich leider nicht treffen. Nach 20 Jahren sind in der Regel noch 80 % der Kunstgelenke fest.
Es gibt drei wesentliche Modelltypen. In 80 % kommt eine Oberflächen-Prothese zum Einsatz. Dabei werden die defekten Gelenkanteile entfernt und der darunterliegende Knochen am Ober- und Unterschenkel überkront. Dazwischen befindet sich eine Plastikscheibe.
Rund 15 % der Patienten werden mit einer unikondylären Schlittenprothese versorgt, auch als Uni- oder Hemischlitten bezeichnet. Dabei wird nur eine Gelenkseite ersetzt. In 5 % der Fälle muss eine gekoppelte Prothese verwendet werden. Dabei sind das Oberschenkel- und das Unterschenkelteil miteinander verbunden und die Schäfte im Knochen mit Stielen verankert.
Die Fachverbände für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie haben hohe Qualitätsstandards für die Durchführung von Kunstgelenk-Operationen entwickelt.
Kliniken oder Operationszentren, die diesen Anforderungen gerecht werden, haben das Zertifikat des sogenannten Endo-Prothetik-Zentrums (EPZ) erworben. Jährliche Überprüfungen durch externe Kontrolleure sorgen für eine exzellente operative Expertise. Das stellt ein entscheidendes Sicherheitskriterium für die Patienten dar.
Jeder Operateur muss sowohl für die erstmalige Zertifizierung als auch für die jährliche Re-Zertifizierung eine Mindestmenge an implantierten Prothesen vorweisen.
Vor der Operation wird anhand eines aktuellen Röntgenbildes des gesamten Beines eine computergestützte Simulation der Knochenschnitte und eine Korrektur der Beinachse durchgeführt. Somit kann Größe, Lage und Typ der Prothese festgelegt werden.
Der Verschleiß des Gelenkes ist eine Folge der Überlastung, die durch Übergewicht ausgelöst werden kann. Übergewicht kann weiterhin die Lebensdauer von Kunstgelenken durch eine erhöhte Beanspruchung vermindern.
Nachdem das Kunstgelenk eingesetzt wurde, müssen sich die Weichteile, wie Sehnen und Bänder, an die neue Belastung anpassen. Vor der Operation haben sich oft Einschränkungen der Kraft, Ausdauer und Koordination aufgrund der Abnutzung und Schmerzen eingestellt.
Nach drei bis sechs Monaten Sportpause kann abhängig von Muskelaufbau und Sportart wieder mit dem Training begonnen werden. Leichtes Fahrradfahren auf einem Hometrainer ist meist schon in der Reha möglich. Eine kräftige Muskulatur schützt das operierte Gelenk.
Gut geeignete Sportarten sind
Im Fitness-Studio oder zu Hause kann ein Home- oder Crosstrainer genutzt sowie Krafttraining unter Anleitung durchgeführt werden.
Beim Wandern wird empfohlen, einen Wanderstock zu benutzen, sodass Sie sich beim Bergabgehen abstützen können. Dabei gilt außerdem: Lieber bergauf wandern und bergab fahren.
Auf Joggen, Ballsportarten (Tennis oder Squash) und Mannschaftssportarten wie Fußball, Volleyball oder Handball sollten Sie wegen der hohen Stoßbelastung verzichten. Gleiches gilt für Kampfsportarten wie Judo, Karate und Taekwondo.
Vor der Operation ist eine gute Hautpflege sehr wichtig. Alle Wunden, Kratzer oder Pickel sollten vollständig abgeheilt sein. Chronische Entzündungen im Körper sollten behoben werden. Allergien und frühere Infektionen müssen dem Operateur stets mitgeteilt werden.
Das Kunstgelenk ist ein Fremdkörper. Um zu vermeiden, dass Bakterien über die Blutbahn an das Kunstgelenk verschleppt werden, ist eine zeitnahe antibiotische Behandlung von eitrigen Entzündungsherden notwendig.
Bei Zahnbehandlungen sollte - wie bei einer künstlichen Herzklappe - ein Antibiotikum zum Schutz verabreicht werden, um zu vermeiden, dass sich freigesetzte Bakterien streuen. Bitte weisen Sie Ihren Zahnarzt auf ein Kunstgelenkes hin. Empfohlen wird 1g Amoxicillin eine Stunde vor dem Eingriff.
Nach der Rehabilitation kontrolliert Ihr Operateur, alternativ ein Orthopäde, das Kunstgelenk. Es werden im Anschluss jährliche Kontrollen empfohlen. Bei akuten Beschwerden sollte immer sofort ein Orthopäde aufgesucht werden.
Operationsdauer
ca. 60 bis 90 Minuten
Krankenhausaufenthalt
ca. sieben Tage
Laufen an Unterarmgehstützen
ca. drei Monate
Rehabilitation
ambulante oder stationäre Rehabilitation über ca. drei Wochen
Arbeitsunfähigkeit
ca. drei bis sechs Monate
Komplikationen
typische Risiken wie bei allen Operationen mit Fremdmaterial:
Erfolgsraten
über 80 % zufriedene Patienten
Behandlungsalternativen
konservative Arthrose-Therapie
Kostendeckung der Krankenkasse
Kosten werden komplett gedeckt
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