Ein Lipödem belastet ungemein: Schmerzen, unförmige Fettanlagerungen und Hautprobleme machen den Betroffenen, fast ausschließlich Frauen, das Leben schwer. Die herkömmliche Therapie ist aufwendig und greift stark in den Alltag ein.
Eine Liposuktion (Fettabsaugung) ist in allen Stadien des Lipödems eine gute Therapieoption. Sie kann das optische Bild dauerhaft normalisieren. Die Beschwerden werden langfristig meist stark gelindert oder sogar ganz beseitigt. Der weitere Behandlungsbedarf geht entsprechend zurück.
Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung mit vermutlich hormonellen und genetischen Ursachen. Die Beschwerden kommen von stark erweiterten und vermehrten Fettzellen, die sich in einzelnen Körperzonen bilden. Sie führen zu Defekten des Lymphsystems und bewirken Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme). Übermäßige Kalorienzufuhr ist nicht die Ursache der Erkrankung, wird aber fälschlicherweise oft dafür gehalten.
Meist geht das Lipödem von Hüften und Oberschenkeln aus. Besonders bei ungenügenden Gegenmaßnahmen kann es mit der Zeit die gesamten Beine, die Arme und weitere Regionen erfassen. Die Entstehung des Lipödems ist komplex und nicht vollständig erforscht. Eine medikamentöse Therapie gibt es bisher nicht.
Konservative Behandlungsmaßnahmen, mit denen stets begonnen wird, umfassen täglich zu tragende Kompressionswäsche, manuelle Lymphdrainage, Ernährungskontrolle, angepassten Sport und weitere Maßnahmen.
Der Begriff Liposuktion kommt von griechisch lípós (Fett) und lateinisch sugere (saugen). Das medizinische Verfahren wird seit einigen Jahren erfolgreich zur Therapie des Lipödems angewendet. Behandlungsziel der minimalinvasiven Operation ist es, das Fettgewebe in den vom Lipödem betroffenen Körperregionen so weit wie möglich zu beseitigen. Das nimmt den Symptomen die Grundlage und beugt einem neuerlichen Auftreten in der Zukunft so gut wie möglich vor.
Eine Heilung im medizinischen Sinne bietet die Liposuktion zwar nicht. So behandelte Frauen müssen weiter einige Vorsichtsmaßnahmen beachten, um einer neuerlichen Verstärkung von Symptomen vorzubeugen. Die Liposuktion kann aber in verschiedener Hinsicht einen großen Unterschied machen:
Die Liposuktion kommt ursprünglich aus der plastisch-ästhetischen Chirurgie. Dort dient das Verfahren zur Figurformung. Unerwünschte Fettpölsterchen werden nach Patientenwunsch beseitigt, um eine schönere Körpersilhouette zu erzielen. Die Anwendung wurde seit den 1960er Jahren immer weiter verfeinert. Die derzeit genutzten schonenden Techniken gibt es seit den späten 1990er Jahren.
Die Liposuktion zur Beseitigung eines Lipödems unterscheidet sich von den Anwendungen zu ästhetischen Zwecken in einem wesentlichen Punkt. Bei der ästhetischen Anwendung wird Fettgewebe je nach optischer Anmutung weggenommen oder stehengelassen. Beim Lipödem hingegen muss in der Zielregion so viel Fett wie möglich entfernt werden, um den krankhaften Prozessen die Grundlage zu nehmen. Der Operateur belässt lediglich eine dünne Fettschicht zwischen Muskel- und Hautgewebe, die sogenannte Verschiebeschicht. Das verhindert Funktionsstörungen bei der Bewegung.
Auch bei einem Lipödem kann die Fettabsaugung prinzipiell ambulant stattfinden. Auf Wunsch der Patientin oder wenn der Eingriff als besonders belastend eingeschätzt wird, ist auch eine Vollnarkose mit anschließender Klinikübernachtung möglich. Wie bei jeder modernen Fettabsaugung leitet der Behandler zuvor eine sogenannte Tumeszenzflüssigkeit in das Gewebe der Zielzone ein. Das schwemmt die Fettzellen auf und erleichtert die Absaugung. Das darin enthaltene Betäubungsmittel verhindert unangenehme Empfindungen.
Über kleine Einstiche führt der Behandler eine extradünne Absaugkanüle unter die Haut. Wie viele Zugänge erforderlich sind, hängt von der Ausdehnung der Behandlungsregion ab. Nach der Operation klebt er sie meist mit einem Spannpflaster ab. Sie heilen von selbst wieder zu, so dass er sie gewöhnlich nicht nähen muss.
Im Anschluss an den Eingriff soll die Patientin nach kurzem Ausruhen möglichst schnell wieder aufstehen und so mobil bleiben. Die Erholungszeit beträgt mindestens einige Tage, oft auch länger. Sind mehrere ausgedehnte Körperzonen betroffen, setzt der Behandler zusätzliche Behandlungssitzungen in größerem zeitlichem Abstand an.
Die größte Expertise bei Liposuktionen besitzen häufig Ärzte in Praxen, Kliniken und Abteilungen für plastisch-ästhetische Chirurgie. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie, operativ tätige Dermatologen oder Allgemeinchirurgen.
Viele von ihnen führen hunderte von Liposuktion pro Jahr durch und haben dadurch eine enorme Erfahrung gewonnen. Sie sind es auch gewohnt, den Hautzustand im Auge zu behalten, ein wichtiger Faktor für einen gelungen Eingriff.
Nach der Liposuktion müssen die unter der Haut entstehenden Wundflächen gut heilen. Dafür trägt die Patientin in den Behandlungszonen konsequent Kompressionswäsche, wie von der konservativen Lipödembehandlung bereits bekannt. Die Kompression hilft der Haut, sich möglichst kompakt anzulegen. Das unterstützt ein schönes Hautbild und verhindert ein „Hängen“.
Um den Heilprozess zu unterstützen, wenden einige Mediziner während der Fettabsaugung eine medizinische Laserfaser an, die sie mit der Absaugkanüle unter die Haut führen.
Der Laser bei der Lipolyse arbeitet mit zwei verschiedenen Wellenlängen. Sie sind ganz bewusst so konfiguriert, dass die eine auf den Verbund der Adipozyten (Fettzellen) anspricht, die andere auf die unteren Schichten des Hautgewebes.
In den meisten Fällen macht eine Fettabsaugung per Laserlipolyse eine zusätzliche chirurgische Hautstraffung überflüssig. Bei herkömmlicher Liposuktionstechnik ist sie hingegen oft notwendig, weil der Hautüberschuss ausgesprochen hoch sein kann.
Bei optimalem Verlauf kann die Patientin auf Kompressionswäsche oft nach und nach, vielfach auch vollständig verzichten. Für andere Behandlungsmaßnahmen gilt das entsprechend.
Seit 2019 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen unter bestimmten Bedingungen einen kleineren Teil der Behandlungskosten, allerdings nur bei fortgeschrittenen Lipödemen in Stadium 3. Auch Fettabsaugungen in Stadium 1 und 2 können aber durchaus sinnvoll sein und für die Betroffenen eine große Erleichterung bedeuten.
Private Krankenversicherungen übernehmen die Behandlungskosten in der Regel. Sie sind verpflichtet, die Kosten für medizinisch notwendige Behandlungen zu erstatten. Das ist bei der Liposuktion eines Lipödems gewöhnlich der Fall.
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