Aufgrund des plötzlichen und tragischen Todes zweier prominenter Deutscher ist sie in letzter Zeit leider wieder im Gespräch: die tiefe Beinvenenthrombose mit ihrer gefährlichsten Komplikation, der Lungenembolie.
In diesem Artikel möchte ich Ihnen als Phlebologin einen kurzen systematischen Überblick über Risikofaktoren, Symptome, Diagnostik und Therapie geben.
Die Beinvenenthrombose ist zunächst einmal für die Beine schlecht, da sie die tiefen und nicht ersetzbaren Beinvenen nachhaltig schädigt.
Aber lebensgefährlich wird sie, wenn das Gerinnsel aus dem Bein mit dem Blutstrom in die Lunge transportiert wird und die lebenswichtigen Lungenstrombahn verschließt. In der Folge dieser Komplikation kann es zum Tod kommen. Zum Glück tritt diese Maximal-Komplikation nicht oft auf. Meist bleibt die tiefe Thrombose im Bein, richtet dort aber leider auch erheblichen Schaden an.
Aber nicht jede Thrombose ist eine tiefe Beinvenenthrombose.
Grundsätzlich muss man wissen, dass es - neben der tiefen Thrombose - die sogenannte ‘Oberflächenthrombose’, also die Thrombophlebitis gibt, die zwar zu Rötungen und tastbaren schmerzhaften Knubbeln oder Strängen im Bereich der Beine führt, diese aber nur ein sehr geringes Risiko für die Verschleppung des Gerinnsels in die Lunge darstellt. Dennoch sollte hier immer ein Arzt aufgesucht werden, da manchmal gleichzeitig oberflächliche und tiefe Thrombosen gemeinsam auftreten.
Gefährlicher ist die tiefe Thrombose, also das Gerinnsel, der tiefen Beinvenen, da diese eine direkte Verbindung in die Lunge haben. Hierbei kommt es zu weiter unten genannten Symptomen.
Zunächst jedoch zu dem allgemeinen Risiko: Dieses ist erhöht, wenn zuvor eine Operation durchgeführt wurde, wenn Bettlägerigkeit oder Bettruhe vorliegen (z.B. nach einem Knochenbruch).
Weiterhin sind Rauchen, Übergewicht und die Einnahme bestimmter Medikamente - davon die häufigsten die Antibabypille und Hormone in den Wechseljahren - bedeutende Risikofaktoren. Zudem gibt es bestimmte Bluterkrankungen, die mit einer Vermehrung von Blutzellen einhergehen und Gerinnungsstörungen des Blutes, die das Risiko erhöhen.
Zum Zusammenhang zwischen Krampfadern und Beinvenenthrombose schreibe ich weiter unten.
Ist eine Thrombose nun entstanden, gibt es meist Symptome. Nur selten verläuft der Verschluss der tiefen Beingefäße ohne, dass der Betroffene es merkt.
Klassische Symptome sind die Schwellung des betroffenen Beines, Schmerzen, ein muskelkaterartiges Gefühl oder Druckgefühl in dem betroffenen Bein. Gelegentlich treten auf einmal neue Blutgefäße als Ausdruck eines Umgehungskreislaufs auf. Mit diesem Umgehungskreislauf umfließt das Blut die verstopfte Stelle im Gefäß.
Ein Arzt sollte unbedingt aufgesucht werden, wenn folgende Symptome auftreten:
Dies ist bereits ein Hinweis auf eine Lungenembolie. Hier sollten umgehend umfangreiche Untersuchungen der Lunge und des Herzens durchgeführt werden.
Falls aber diese Symptome nicht da sind, sondern ‘nur’ Symptome im Bein vorhanden sind, sollte auch hier so schnell wie möglich ein Arzt mit Spezialisierung in ‘Phlebologie’ oder Gefäßchirurgie aufgesucht werden. Ein ‘Venerologe’ ist übrigens ein Arzt für Geschlechtskrankheiten und keine Venenarzt, dies wird leider oft verwechselt. Der Venenarzt heißt Phlebologe.
Dieser wird zunächst die klinische Wahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von den Symptomen und der Vorgeschichte einschätzen. Danach folgt bei Verdacht ein Bluttest, ein sogenannter D-Dimer Test. Auch dieser gibt weitere Hinweise. Ist der Test negativ und die klinische Wahrscheinlichkeit ebenfalls negativ, muss meist nichts weiter getan werden.
Gibt es aber Sorgen seitens des Patienten oder gar einen positiven Bluttest oder Symptome, so muss als nächstes eine Ultraschalluntersuchung des Beines durchgeführt werden. Hier kann man die Venen des Beines ohne Strahlenbelastung oder Schmerzen sehr gut untersuchen. Bei Beinschwellung oder dickeren Beinen kann es sein, dass die Untersuchung zu keinem klaren Ergebnis führt. Hier würde man gegebenenfalls schon eine Therapie einleiten und einen Termin zur Kontrolluntersuchung vereinbaren, um das weitere Vorgehen zu planen.
Verfahren wie die Phlebografie (Röntgenuntersuchung der Beinvenen) werden leider immer noch häufig durchgeführt, sind aber mit Strahlenbelastung verbunden, weshalb sie nur Ausnahmefällen vorbehalten sein sollten.
Stellt sich nun heraus, dass es sich um eine tiefe Beinvenenthrombose handelt, wird die Therapie eingeleitet. Das Blut wird mit Medikamenten verdünnt. Ziel der Blutverdünnung ist, eine Lungenembolie zu verhindern und die Gefahr der dauerhaften Venenschädigung zu reduzieren. Die Mindestdauer bei der tiefen Beinvenenthrombose liegt bei drei Monaten.
Zudem sollten geeignete Kompressionsstrümpfe getragen werden, um die Durchblutung des Beines und die Funktion der nicht-verstopften Venen zu unterstützen.
Leider kommt es nach tiefen Thrombosen häufig zu dem sogenannten Postthrombotischen Syndrom, das durch dauerhafte Schwellneigung und Verfärbung des Unterschenkels gekennzeichnet ist und ein erhöhtes Risiko für ein offenes Bein darstellt. Wenn es einmal im Leben zu einer Thrombose kam, gibt es ein erhöhtes Risiko für ein erneutes Auftreten.
Die Vorbeugung besteht darin, die Thrombose zu erkennen und auslösende Faktoren zu beseitigen. Manchmal ist eine dauerhafte Blutverdünnung unumgänglich.
Es ist wichtig zu wissen, dass bei Krampfadern zwar häufiger tiefe Beinvenenthrombosen auftreten, es aber keinen Beleg dafür gibt, dass eine Krampfader-Operation die Gefahr einer Thrombose reduziert. Stattdessen gibt es Operationsrisiken, zu denen auch die Thrombose gehört.
Möglicherweise ist das Krampfaderleiden als Ausdruck eines angegriffenen Gefühlssystems mit einer erhöhten Entzündungs- und Thrombosebereitschaft zu sehen. Für die ungefährlichere ‘Oberflächenthrombose’ (bei der auch eine Untersuchung und gegebenenfalls Therapie erforderlich ist) ist das Krampfaderleiden jedoch ein deutlicher Risikofaktor.
Daher sollte das Augenmerk auf einer gesunden Lebensweise mit Reduktion von Übergewicht, ausreichend Bewegung, Tragen von Kompressionsstrümpfen in Situationen mit erhöhtem Risiko und regelmäßiger Kontrolle des Fortschreitens mittels Ultraschall liegen. Eine Operation kann hilfreich sein, ist aber bei einem Krampfaderleiden kein Muss.
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