Artikel 25/04/2018

Depressive Eltern: Das sind die Auswirkungen auf Kinder

Team jameda
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Leidet Vater oder Mutter unter einer Depression, stellt das meist auch die Kinder vor gewaltige Herausforderungen: Ständige Stimmungsschwankungen, familiäre Konflikte und frühe Verantwortung lassen eine unbeschwerte Kindheit in weite Ferne rücken. Die Auswirkung: Viele von ihnen erkranken später selbst an „Schwermut“.

Wie wirken sich Depressionen der Eltern auf Kinder aus?

Rund drei Millionen Jungen und Mädchen wachsen hierzulande bei Vätern oder Müttern mit psychischen Beschwerden auf, schätzen Experten. Leidet ein Elternteil (oder sogar beide) unter Depressionen, haben ihre Kinder ein zwei- bis fünffach erhöhtes Risiko, im Lauf des Lebens ebenfalls daran zu erkranken.

Nicht nur das Leben der betroffenen Eltern wird durch die Erkrankung völlig auf den Kopf gestellt. Auch für die Kinder beginnen meist schwere und irritierende Zeiten. Insbesondere den permanenten Stimmungsschwankungen sind sie nicht gewachsen. Denn aufgrund mangelnder Lebenserfahrung und noch nicht ausgereifter Abgrenzungsfähigkeit beziehen sie nahezu jedes Verhalten und jede Unstimmigkeit des Umfeldes auf sich selbst. Die Kinder leiden erheblich unter der für sie verwirrenden Situation - oftmals unbemerkt selbst von der engsten Umgebung.

Was ist der Grund dafür?

Ihre kindliche Fähigkeit, sich schnell wieder von problematischen Themen und negativen Gefühlen abzulenken, erweckt oft fälschlicherweise den Eindruck von Unbeschwertheit. Doch auch wenn Kinder lachen, singen und toben, fahren ihre Gedanken und Gefühle im Unterbewusstsein oftmals  Achterbahn. Sie haben Probleme, ihre verwirrenden Gefühlskonstellationen „einzusortieren“ und zu verarbeiten. Vielfach suchen sie bei den erkrankten Eltern vergebens emotionale Nähe und damit Geborgenheit und Sicherheit.

Schenken Sie „Schattenkindern“ mehr Aufmerksamkeit

Nicht selten bleiben Nachbarn und Verwandten die Probleme der sogenannten „Schattenkinder“ jahrelang verborgen. Oftmals vertrauen sich diese Kinder bewusst weder Erziehern noch Lehrern an, da sie ihren Eltern gegenüber nicht illoyal sein wollen. Damit die Außenwelt nichts von ihrem Dilemma erfährt, bauen sie eine „heile Welt“ auf und „gaukeln“ der Umwelt eine Familienidylle vor.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Eltern aufgrund der eigenen Probleme nur bedingt um Erziehung und seelische Verfassung des Nachwuchses kümmern können. Die Kinder müssen deshalb früh lernen, Verantwortung zu übernehmen. Zudem leiden sie oft erheblich an einem Gefühl der Einsamkeit. Viele Kinder meinen, dass nur sie sich in dieser Ausnahmesituation befinden, und fühlen sich verantwortlich für die familiäre Problematik. Diese Schuldgefühle können dazu beitragen, dass sie selbst depressiv werden.

Um dieser fatalen Entwicklung entgegenzuwirken, benötigen Kinder depressiver Eltern besonders viel Aufmerksamkeit von erwachsenen Lebensbegleitern. Ein liebevolles Umfeld kann ihnen helfen, schwierige Familiensituationen zu kompensieren.

Machen Sie die Freizeit zum Erlebnis

Gefordert sind nicht nur der gesunde Elternteil, sondern auch Freunde und Verwandte der Familie. Sie sollten ihnen Möglichkeiten eröffnen, zumindest für einige Zeit wieder unbeschwert Kind sein zu können. Gehen Sie gemeinsam ins Kino, in den Park, zum Schwimmen oder zu anderen kindgerechten Erlebnisplätzen und helfen Sie dem Kind, eine unbekümmerte Zeit ohne Gedanken an den erkrankten Angehörigen zu verbringen.

Helfen können auch Beratungsstellen und Blogs, in denen Betroffene und Angehörige fundierte Informationen erhalten. In Selbsthilfegruppen können sich betroffene Kinder austauschen. Hier erfahren sie meist zu ihrer großen Erleichterung, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine dastehen und lernen, wie sie ihnen entgegenwirken können.

Doch ohne Unterstützung der Eltern geht es nicht. Statt sich die vermeintliche eigene Schwäche vorzuwerfen, sollten sie ihre Erkrankung anerkennen und professionelle Unterstützung suchen. Hilfreich sein können beispielsweise Fachkliniken, in denen Therapeuten Eltern und Kindern gemeinsame Wege aus der Krise aufzeigen. Je früher, desto besser für den Erkrankten, aber auch für die betroffenen Kinder. Ihnen wird so wieder ein unbeschwerteres Leben eröffnet. Die Gefahr verringert sich, selbst über kurz oder lang depressiv zu werden.

Wie erkenne ich, ob ein Kind depressiv ist?

Bei einer Depression handelt es sich um ein komplexes Zusammenspiel genetischer und biologischer Faktoren wie Hirnstoffwechselstörungen und psychosozialer Momente wie der Tod naher Angehöriger oder Trennungen. Folgende Anzeichen können auf eine Erkrankung hinweisen:

  1. Ändert das Kind sein Schlafverhalten? Schläft es plötzlich mehr oder weniger Stunden?
  2. Haben sich die Essgewohnheiten in letzter Zeit gewandelt? Isst das Kind plötzlich auffallend mehr oder klagt es über Appetitlosigkeit?
  3. Wirkt das Kind besonders reizbar, ängstlich und über längere Zeit traurig?
  4. Haben Sie einen Stimmungswechsel festgestellt, der bereits eine Woche anhält?
  5. Ist das Kind antriebslos? Berichtet es über ständige Erschöpfung?
  6. Verschlechtern sich die schulischen Leistungen auffallend?
  7. Bleibt ihr Kind plötzlich weitaus öfter zu Hause als zuvor? Hat es keine Lust mehr, sich mit Freunden zu treffen und mit ihnen zu spielen?
  8. Klagt das Kind über Konzentrationsprobleme oder Schuldgefühle?
  9. Ist der Gesichtsausdruck des Kindes oft wie erstarrt? Bringt die Körperhaltung eine gedrückte Stimmung zum Ausdruck (etwa durch hängende Schultern)?

Hier finden Sie Hilfe

In vielen größeren Städten gibt es Kinder- und Jugendberatungen, die von Trägern wie Caritas oder Diakonie angeboten werden. Auskunft erteilt beispielsweise das Jugendamt.

Für Eltern ist ebenfalls vom „Nummer gegen Kummer e.V.“ ein bundesweites telefonisches Gesprächs-, Beratungs- und Informationsangebot eingerichtet worden, das schnell, kompetent und anonym unterstützt.

In akuten Fällen wenden Sie sich bitte an die Ambulanzen der zuständigen Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

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