Team jameda
Die Wechseljahre sind meist nicht nur für den Körper eine turbulente Zeit. Vielfach kommt es auch zu erheblichen seelischen Beeinträchtigungen wie Reizbarkeit, Ängsten und länger anhaltenden Gemütsschwankungen.
Ob homöopathische Präparate, Hormontherapie, Antidepressiva oder eine psychotherapeutische Behandlung empfehlenswert sind, kann nur die fundierte ärztliche Diagnose klären.
Die Wechseljahre, auch als Klimakterium bezeichnet, beginnen etwa mit dem 45. Lebensjahr und enden mit der letzten Regelblutung - meist ungefähr im Alter von 52 Jahren. Mit der Einstellung der Östrogenproduktion endet nicht nur die Fruchtbarkeit. Nachgewiesen ist seit langem ein Zusammenhang zwischen Hormonspiegel und Stimmungsschwankungen.
Etwa jede dritte leidet auch unter typischen Symptomen wie Schweißausbrüchen, Hitzewallungen und Gewichtszunahme. Der gravierende hormonelle Umstellungsprozess des Körpers trägt unter anderem auch zu Veränderungen des Haushalts wichtiger Botenstoffen wie Serotonin oder Noradrenalin im zentralen Nervensystem bei. Das kann zu erheblichen seelischen Beschwerden wie etwa intensiven Verstimmungen und Gemütsschwankungen führen. Neben depressiven Verstimmungen sind auch psychosomatische Beschwerden wie Ängstlichkeit und Schlaflosigkeit nicht selten.
Viele Frauen erleben Verstimmungen intensiver, länger und heftiger als in den Jahren zuvor. Studien sagen jedoch aus, dass es zu einer ‘echten’ Depression in den Wechseljahren nicht häufiger kommt als in jungen Jahren. Vielmehr stecken dahinter vielfach Probleme mit dem Älterwerden, dem Ende der Fruchtbarkeit oder nicht verarbeiteten Konflikten. Auch die oft erheblichen beruflichen und familiären Umbrüche in diesem Lebensabschnitt fordern ihren Tribut.
Wichtig ist eine medizinische Diagnose auf Basis der persönlichen Anamnese und der Symptome. Handelt es sich um leichte Gemütsschwankungen, die in den Wechseljahren völlig normal sind, so können beispielsweise Johanniskraut oder etwa Traubensilberkerzen-Präparate, ätherische Öle oder homöopathische Behandlungen helfen.
Soziale Aktivitäten wie gesellige Runden mit Familie oder Freunden sind ideale Freizeitbeschäftigungen mit hohem Wohlfühlfaktor. Und auch Sport kann helfen, unsere Stimmung aufzuhellen. Denn wer regelmäßig in die Pedale tritt oder im Schwimmbecken seine Bahnen zieht, fördert die Produktion des Neurotransmitters Dopamin im Gehirn. Es stimuliert das sogenannte Belohnungssystem und somit Gefühle wie Freude oder Glück. Dabei ist es für einen Start eigentlich nie zu spät - das Okay des Hausarztes vor dem ersten Training vorausgesetzt.
Auch Entspannung steuert einem Stimmungstief in den Wechseljahren entgegen. Ob Wellnessbad, Schlemmermenü oder Autogenes Training - wichtig sind Wohlfühl-Momente nach individueller Lust und Laune. Beeinflussen lässt sich unsere Gemütslage aber auch durch eine ausgewogene Ernährung mit viel mediterraner Kost.
Dass Omega-3-Fettsäuren für Herz und Kreislauf äußerst wertvoll sind, ist ein offenes Geheimnis. Weniger bekannt sind ihre positiven Wirkungen als natürliches Antidepressivum. Vor allem Walnüsse sowie fetter Seefisch wie Lachs oder Makrele sollten deshalb möglichst oft auf dem Speiseplan stehen.
Untersuchungen zeigen, dass an Depression erkrankte Patienten häufig einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel aufweisen. Um dieses Defizit auszugleichen, empfehlen sich neben Vitamin-D-haltigen Lebensmitteln häufige Spaziergänge - insbesondere in der trüben Jahreszeit. Denn zu 90 Prozent wird Vitamin D durch UV-Strahlung, also Sonnenlicht, in der Haut gebildet.
Handelt es sich nicht nur um leichte Verstimmungen, sondern um mittlere bis schwere Depressionen, so ist professionelle medizinische Hilfe erforderlich. In der Regel besteht die Behandlung aus Psychotherapie, die ab einem bestimmten Ausprägungsgrad der Depression auch mit einem Antidepressivum ergänzt werden sollte.
Antidepressiva machen - entgegen vieler Mythen - nicht abhängig und verändern auch nicht die Persönlichkeit. Eigentlich ist es eher umgekehrt: Dank der Medikamente lässt sich das gestörte chemische Gleichgewicht im Gehirn wiederherstellen. Im optimalen Fall ist der Patient anschließend symptomfrei.
Dabei können erfahrene Fachärzte auf eine breite Palette möglicher Medikamente zurückgreifen, je nach Symptombild und Vorerkrankungen des Patienten. Komplettiert wird das therapeutische Vorgehen - insbesondere in einer Fachklinik - durch eine Vielzahl zusätzlicher Therapie-Angebote wie Entspannungsverfahren, Bewegungs- und Kreativtherapien. In manchen Fällen sind auch Lichttherapie und Schlafentzug hilfreich.
Sind die Stimmungsschwankungen eindeutig hormonell bedingt, kann bei starken Beschwerden gegebenenfalls eine Hormontherapie sinnvoll sein. Es gibt Hinweise aus neueren Studien, dass Hormone nicht nur bei den typischen Wechseljahrssymptomen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Reizbarkeit hilfreich sind, sondern eventuell sogar zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden können. Abschließend lässt sich das derzeit jedoch noch nicht beurteilen, so dass es für eine eindeutige Behandlungsempfehlung noch zu früh ist.
Trotz aller heftigen Einschnitte und Veränderungen haben die Wechseljahre aber auch ihre positiven Seiten. Schließlich bedeutet das Ende eines wichtigen Lebensabschnitts auch die Chance eines Neubeginns: einer Lebensphase, in der ‘frau’ neue Interessen und Stärken erleben und entwickeln kann.
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