Team jameda
Depressionen und Demenz sind die häufigsten psychischen Leiden im Alter. Wie sie sich trotz ähnlicher Anfangssymptome unterscheiden lassen und was im Falle einer Erkrankung hilft, verrät dieser Artikel.
Wo ist denn nur wieder der Hausschlüssel? Wie heißt noch einmal der Augenarzt? Und was wollte ich dringend einkaufen? Wenn die Vergesslichkeit zunimmt, wächst insbesondere im Alter die Furcht vor einer Demenzerkrankung. Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) waren 2016 hierzulande etwa 1,6 Millionen Menschen davon betroffen. Doch längst nicht immer sind ‘Schusseligkeit’ und Zerstreutheit das Anzeichen einer beginnenden Demenz. Vielmehr können sie auch Symptom einer Depression sein.
Eine sichere Diagnose ist oft schwierig. Denn umgekehrt passiert es auch nicht selten, dass Menschen mit beginnender Demenz von ihrem Arzt zunächst als depressiv eingestuft und somit falsch behandelt werden. Ein wesentlicher Grund: Menschen mit beginnender Demenz beobachten voller Sorge und Verzweiflung ihre nachlassenden geistigen Fähigkeiten - und können dadurch in ein Stimmungstief fallen. Experten schätzen, dass es bei fast jedem zweiten an Alzheimerdemenz Erkrankten zu ernsthaften Verstimmungen kommt.
Während sich die Demenz meist schleichend entwickelt, werden Depressionen eher plötzlich ausgelöst. Und zwar vielfach durch ein besonders belastendes und einschneidendes Erlebnis.
In jungen Jahren sind das oft Arbeitslosigkeit oder andere Probleme in Job und Partnerschaft. Im Alter meist gesundheitliche und körperliche Beschwerden sowie Einsamkeit durch den Tod des Partners. Doch längst ist es nicht immer der schwere Schicksalsschlag, der uns in ein tiefes Loch fallen lässt. Auch nachlassende psychische und physische Fähigkeiten und das Gefühl der Isolation können die eigene Wertschätzung und die seelische Stimmung stark beeinflussen.
Doch wie lassen sich Demenz und Depressionen frühzeitig unterscheiden? Laut Experten gibt es einige deutliche Anzeichen, die auch Betroffenen bzw. ihre Angehörigen bei der Einordnung der Veränderungen helfen können: So leiden demente Menschen im Gegensatz zu depressiven unter Gedächtnisstörungen, einer oft ausgeprägten Desorientierung und nachlassenden kognitiven Fähigkeiten. Zudem ist bei ihnen auch die Alltagskompetenz stark beeinträchtigt.
Weitere Unterschiede sind bei der täglichen ‘Leistungskurve’ erkennbar. An Demenz erkrankte Menschen sind in der Regel morgens geistig besonders rege und bauen im Tagesverlauf zunehmend ab. Bei Depressiven ist es genau umgekehrt: In der Früh sind sie kognitiv alles andere als fit. Im Laufe des Tages steigert sich die geistige Leistungsfähigkeit jedoch zunehmend.
Typisch ist auch, dass demente Menschen die Probleme eher herunterspielen und depressive sie eher dramatisch sehen.
Das Risiko an einer Depression zu erkranken, wächst mit den Jahren erheblich. Während die Quote in der Gesamtbevölkerung bei fünf Prozent liegt, sind es bei Menschen über 70 rund 25 Prozent, schätzen Experten. Neben den generellen Symptomen wie tiefer Trauer und Antriebs- und Hoffnungslosigkeit kommen bei ihnen häufig körperliche Symptome hinzu, vielfach Rückenschmerzen oder Herzrhythmusstörungen.
Oft sind die physischen Beschwerden auffälliger als die psychischen und erschweren somit die Diagnose. Das Resultat: Nur zehn bis zwanzig Prozent aller Depressionen im Alter werden überhaupt erkannt und entsprechend therapiert, sind sich Fachärzte sicher.
Dabei bietet die Kombination aus Psychotherapie und Antidepressiva wirkungsvolle Hilfe. Bei professioneller Unterstützung bestehen auch im fortgeschrittenen Alter gute Chancen, die Beschwerden wesentlich zu verbessern. Es kommt wieder zu mehr Lebensfreude und psychischer Stabilität.
Im Alter steigt auch das Risiko einer Demenzerkrankung erheblich. Sind in der Altersgruppe von 70 bis 74 Jahren laut DAlzG noch unter vier Prozent betroffen, so sind es bei den 80 bis 84-Jährigen bereits mehr als 15 Prozent und bei den über 90-Jährigen sogar 41 Prozent. Ein Heilmittel gibt es nicht. Zur anfänglichen Zerstreutheit kommen im Laufe der Zeit fortschreitende Beeinträchtigungen der Denk- und Gedächtnisleistung, Persönlichkeitsveränderungen, Orientierungslosigkeit und körperliche Beschwerden hinzu.
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