Artikel 27/06/2020

Daumenlutschen, Nuckelflasche oder Schnuller abgewöhnen, bevor sie Zähne schädigen

Dr. med. dent. Volker Ludwig Zahnarzt
Dr. med. dent. Volker Ludwig
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Praktisch alle Babys oder Kleinkinder lieben es, am Daumen zu lutschen oder an Flaschen und Schnullern zu nuckeln. Diese Vorliebe geht auf einen natürlichen Reflex zurück. Über das Nuckeln oder Saugen an der Brust der Mutter ernährt sich das Kind. Zugleich erlebt es dabei allerdings auch ohne die Mutter immer wieder Beruhigung und Entspannung.

Deswegen wollen viele Kinder selbst mit fortschreitendem Alter nicht von ihrer geliebten Angewohnheit lassen und nutzen sie weiter zum Stressausgleich. Aus zahnmedizinischer Sicht entsteht dann ein Problem. Denn Daumen, Flaschennuckel oder Schnuller führen im wachsenden Gebiss der Kleinen bald zu Fehlstellungen.

Die Gefahr: offener Biss

Daumenlutschen oder Schnullern sind nicht von Anfang an bedenklich oder gefährlich sondern werden es erst ab etwa dem zweiten Lebensjahr. Wenn die Kinder Lutschen oder Nuckeln nicht aufgeben, zeigen sich bald die Folgen: schiefe Vorderzähne oder ein offener Biss, bei dem die Schneidezähne von Ober- und Unterkiefer nicht mehr aufeinandertreffen und eine sichtbare Öffnung hinterlassen.

Die Fehlstellungen erschweren es dann mitunter erheblich, Nahrung abzubeißen. Sie stören genauso das gesunde Wachstum des Kiefers und behindern oftmals die sprachliche Entwicklung der Kinder. Durch eine beeinträchtigte Zungenmotorik gelingt ihnen dann nicht die korrekte Aussprache einiger Laute.

Trinkflaschen mit Sauger entwickeln für viele Kinder eine ähnliche Anziehungskraft wie die Daumen. Häufiges und langes Nuckeln an den Flaschen führt zu den gleichen Fehlstellungen und erhöht zusätzlich das Kariesrisiko. Das gilt auch für zuckerfreie Getränke wie ungesüßten Tee oder Wasser. Weil die Kinder davon immer wieder kleine Menge aufnehmen, verdünnt sich der Speichel in ihrem Mund. So kann er die Milchzähne nicht mehr ausreichend remineralisieren und lässt sie anfälliger für Karies werden.

Daumenlutschen oder Nuckeln abgewöhnen

Mit Beginn des dritten Lebensjahrs verabschieden sich viele Kinder ganz allein von ihrem Urinstinkt und entwickeln andere Wege, sich abzulenken oder zu beruhigen. Manche Kinder brauchen hierbei aber noch etwas Unterstützung durch die Eltern. Das oberste Gebot dabei: Ruhe bewahren. Denn wenn Kinder jetzt Druck oder Stress erleben, werden sie die Kompensation durch Daumenlutschen oder Nuckeln sogar intensivieren.

Besonders das Daumenlutschen sollten Eltern trotzdem konsequent angehen, denn es bildet die größte Gefahr für die Entwicklung der Kleinen. Dabei helfen Alternativen, die das Kind angeboten bekommt: bei Stress oder Traurigkeit eine beruhigende, tröstende Umarmung oder bei Langeweile eine spannende Beschäftigung.

Diese Unterstützung funktioniert genauso, wenn die Kinder von einem Schnuller entwöhnt werden sollen. Hier helfen außerdem oft Hinweise auf die Entwicklung des Kindes und wie es immer mehr Dinge beherrscht – verbunden mit der direkten Frage, ob das Kind wirklich noch einen Schnuller braucht. Beim Abgewöhnen der Flasche sind konkrete Schritte hilfreicher: Eltern tauschen die Flasche einfach immer häufiger gegen Schnabeltassen und später Becher aus.

Behandlung von Fehlstellungen

Die ersten Besuche beim Kinderzahnarzt haben dann schon gezeigt, ob es bereits zu Fehlstellungen der Zähne gekommen ist. Lutscht das Kind nicht mehr am Daumen oder nuckelt noch, sind gegebenenfalls Behandlung oder Therapie möglich.

Deren Umfang richtet sich genau wie die Dauer nach der Schwere der Schäden an Zähnen oder Kiefer. Normalerweise beginnen kieferorthopädische Behandlungen erst mit rund neun Lebensjahren, da hier eine starke Wachstumsphase für die Korrektur mitgenutzt werden kann. Bei schweren Fehlstellungen helfen Frühbehandlungen aber sogar schon ab dem vierten Lebensjahr.

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