Team jameda
Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Prof. Cornely und Herrn Dr. Gensior, leitende Ärzte und Begründer der CG LYMPHA, Fachklinik für operative Lymphologie, interessante Fragen zu Grundsätzen der Klinik und Behandlungsmethoden.
jameda: Herr Prof. Cornely und Herr Dr. Gensior, Sie sind leitende Ärzte und Begründer der CG LYMPHA, Fachklinik für operative Lymphologie. Was lieben Sie an Ihrer Arbeit und was sind die größten Herausforderungen im Alltag?
Dr. Gensior: Was ich am meisten an meiner Arbeit liebe, ist ganz einfach zu beantworten: Ich bin Operateur aus Leidenschaft. Auch wenn meine Tätigkeit in der Routine immer wieder das gleiche darstellt, mache ich meine Arbeit nach wie vor mit viel Freude und Motivation. Und das jeden Tag aufs Neue.
Prof. Cornely: Wir sehen täglich Patientinnen, die entweder nach einer Krebserkrankung ein Lymphödem haben oder an einem Lipödem (Lipohyperplasia dolorosa; LiDo) der Arme und der Beine leiden. Häufig sind die Patientinnen durch ihre Erkrankungen in ihrer alltäglichen Lebensführung massiv eingeschränkt. Die größte Herausforderung meines Alltags ist es daher, diese Einschränkungen wieder erfolgreich aus dem Leben unserer Patientinnen verschwinden zu lassen.
jameda: Was motiviert Ihr Team bei der täglichen Arbeit?
Beide: Unser Team und auch wir selbst sehen alle Patientinnen im Laufe der Behandlungen mehrmals und abschließend nach einem Jahr. Glückliche, durch uns geheilte Menschen motivieren uns täglich aufs Neue. Diese ausgeprägte Dankbarkeit der Patientinnen nach der Operation ist eine Art von Wertschätzung, die ganz besonders ist.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Klinik, das Sie nie vergessen werden?
Prof. Cornely: Ich erinnere mich sehr gerne an eine Sängerin aus Bayreuth, deren Lipödem (Lipohyperplasia dolorosa) ich operierte. Anschließend verlor sie durch Eigeninitiative, Sport und Diät noch über dreißig Kilo Körpergewicht. Sie stellte sich strahlend mit folgenden Worten zur Abschlussuntersuchung bei mir vor: „Ich trainiere gerade für einen Halbmarathon!“ Ich selbst bin eher unsportlich, freue mich aber, dass die Lebensqualität dieser Patientin eine solch tolle Wendung genommen hat.
Dr. Gensior: Wir hatten mal eine Patientin bei uns, deren Ausgangsgewicht 118 kg bei einer Körpergröße von 1,68 m betrug. Sie hatte starke Schmerzen, konnte sich kaum bewegen und ihre Ehe war gefährdet.
Ein Jahr nach der OP kam sie zur Nachuntersuchung und ich habe die Patientin nicht wiedererkannt. Ihr Gewicht betrug nur noch 64 kg. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Da sie endlich schmerzfrei war, konnte sie sich wieder richtig bewegen und Sport machen. Sie sagte: „Ich habe ein neues Leben! Ein Leben vor Lipödem und ein Leben nach Lipödem.“ Der grinsende Ehemann saß daneben und fügte hinzu: „Und ich habe eine neue Frau!“. Solche Erlebnisse freuen uns natürlich sehr und bleiben lange in Erinnerung.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Wie geht die Fachklinik für operative Lymphologie mit Patienten in solchen Situationen um?
Beide: Wir motivieren unsere Patientinnen zur Geduld, da die Heilung der Lipödemene und im Besonderen die Hautglättung bis zu 18 Monate dauern können. Gespräche und empathisches Zuhören sowie die Bereitschaft, auch jenseits der Krankheit zu verstehen, welchen Belastungen die Patientinnen ausgesetzt waren, helfen hier weiter. Bei den Krebspatienten, die wegen sekundären Lymphödemen zu uns kommen, ist die Situation gänzlich anders.
Hier müssen wir häufiger über Leben und Tod sprechen. Wir nehmen uns jede notwendige Zeit für diese Gespräche. Unser Team und wir selbst stehen den Patientinnen rund um die Uhr zur Verfügung.
Durch besonderes Einfühlungsvermögen und die jahrelange Erfahrung im Umgang mit diesen Patientinnen können wir ihre Bedürfnisse besonders gut einschätzen und sie entsprechend ganz individuell behandeln.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Prof. Cornely: Ich würde eine Zusatzbezeichnung „Lymphologie“ und Voraussetzungen an die Ausbildung operativer Lymphologen einführen. Zurzeit erleben wir leider eine nahezu hysterische „Operationswelle“ für Lipödeme im Stadium III. Das ist nicht förderlich für die bei Operationen immer notwendige Sorgfalt, die man auch walten lassen muss.
Dr. Gensior: Ich würde gerne die Prävention und die rechtzeitige Aufklärung in den Vordergrund stellen wollen. Denn dadurch könnten Patientinnen frühzeitig von Erkrankungen, wie z. B. der des Lipödems, erfahren. Das Lipödem ist eine lymphologische Erkrankung, keine Folge einer falschen Ernährung. Trotzdem entwickeln Lipödem-Patientinnen häufig sekundär ein Übergewicht.
Frühere Gesundheits- und Ernährungserziehung in den Schulen wären mir daher ein großes Anliegen. Das gilt natürlich auch für andere Erkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck oder Zucker.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Prof. Cornely: Die Patienten, die den Weg zu uns finden, wünschen sach- und fachgerechte, kompetente und förderliche medizinische Beratung und Behandlung. Ich wünschte mir, dass die häufig in den Vordergrund gestellte pekuniäre Denkungsart aus der Medizin gänzlich verschwände.
Dr. Gensior: Auch, wenn Ärzte nur bedingt etwas daran ändern können, würde ich mir außerdem wünschen, dass wir mehr Zeit für den einzelnen Patienten haben. Das wäre mir wirklich ein persönliches Anliegen.
jameda: Was war die letzte große Veränderung in Ihrer Klinik?
Beide: Seit der Gründung der Klinik im Jahre 2014 arbeitet mittlerweile ein großes Team unter unserer Leitung. Aus der 1997 in Düsseldorf zum ersten Mal durchgeführten Operation der Lipohyperplasia dolorosa, die unter dem Namen Liposculptur nach Prof. Cornely in die Therapie der ansonsten konservativen Lymphologie eingeführt wurde, hat sich ein großes Unternehmen gebildet.
Damit verbunden ist auch die Verwaltung der Sprechstunden und die Terminkoordination eine große Herausforderung. Insbesondere der Ausbau eines Operationssaales und einer eigenen Bettenstation lässt diese Klinik weiter in eine gute Zukunft wachsen.
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