Team jameda
Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. dent. Philipp Sturz interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.
jameda: Herr Dr. Sturz, was hat Sie motiviert, Zahnarzt zu werden?
Dr. Sturz: Eigentlich war es ein Versehen. Denn zunächst hatte ich meine beiden Studiengänge (Medizin und Zahnmedizin) abgeschlossen, um meine Ausbildung zum Kieferchirurgen voran zu bringen. In der Klinik habe ich leider feststellen müssen, dass mir die Arbeit als Zahnarzt inzwischen so viel Freude bereitet, dass ich die weitere Ausbildung abgebrochen habe, um als Zahnarzt tätig sein zu können.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Dr. Sturz: Ganz einfach: mein Beruf im Gesamten. Ich bin in der glücklichen Lage, dass mir mein Beruf auch nach den vielen Jahren meiner Niederlassung immer noch täglich Freude bereitet. Ich weiß, dass es sich für viele Menschen befremdlich anhören mag, aber ich übe meinen Beruf immer noch sehr gerne aus. Die größte Herausforderung ist es für mich, für jeden einzelnen Patienten, die für ihn optimale Lösung zu finden. Das ist nicht immer einfach, denn Menschen und ihre Bedürfnisse sind auch beim Zahnarzt zum Teil sehr unterschiedlich.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Dr. Sturz: Eigentlich keinen. Zumindest fällt mir aktuell kein Beispiel ein. Ich habe sehr viele, zum Glück meist sehr freundliche und aufgeschlossene Patienten. Vorurteile sind daher kein Thema.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Dr. Sturz: Zu Beginn jeder Behandlung versuche ich mir ein umfassendes Bild von der aktuellen Situation meiner Patienten zu machen. Wir besprechen die Befunde gemeinsam und legen einen Behandlungsplan fest. Dabei kann es gut sein, dass jemand Behandlungsschritte lieber in Etappen angehen möchte, um die Belastung leichter schultern zu können. Manchmal muss man auch während einer Behandlung die einzelnen Schritte anpassen. Das ist jedoch kein Problem. Man kann sich ja jederzeit neu besprechen.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Dr. Sturz: Nun, natürlich erläutere ich nochmals die Gründe für unseren Therapieplan und die möglichen schädlichen Konsequenzen bei einer Nichteinhaltung. Aber dann – so finde ich jedenfalls – sollte man die Sache auch entspannt sehen. Ich selbst bin leider auch nicht immer so konsequent mit der Einhaltung meiner persönlichen Pläne, wie ich es gerne wäre. Und aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Bestimmt schaffen wir es zu einem späteren Zeitpunkt.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Dr. Sturz: Oh je, welch’ große Frage! Aber vielleicht dieser eine Gedanke: Ich habe in meinem Leben neben vielen Reisen einige Zeit im Ausland gelebt (ca. ein Jahr in den USA, ein dreiviertel Jahr in Italien und ein Jahr in Südafrika). Sehr auffällig ist, dass unsere oftmals kritische Wahrnehmung unseres Gesundheitssystems in starkem Gegensatz zu den objektiven Gegebenheiten steht. Was ich damit sagen möchte: sicher gibt es vieles in unserem Gesundheitssystem, was wir möglicherweise verbessern könnten. Aber ich sehe auch, dass unser im internationalen Vergleich unglaublich gutes Gesundheitssystem oft nicht entsprechend wertgeschätzt wird. Dennoch wünsche ich mir ein wenig mehr Dankbarkeit für die vielen Dinge, die unser Gesundheitssystem möglich macht.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Dr. Sturz: Verbesserungspotential haben wir alle, sowohl als Menschen wie auch als Ärzte. Und natürlich versuche ich in meinem Beruf immer noch ein wenig besser zu werden. Z.B. indem man rückblickend seine Behandlungen betrachtet und versucht daraus zu lernen. Aber auch als Menschen sind wir täglich gefordert. Ich selbst bin Vater von drei Kindern. Da gibt es immer wieder Situationen, in denen man sich selbst hinterfragen muss. Wir wollen alle gute Eltern sein und wissen, dass dieser Anspruch täglich neue Anstrengungen von uns fordert.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Dr. Sturz: Sicher! Dabei bemühe ich mich aber stets darum, mit neuen Techniken nicht der erste zu sein. Ich warte gerne ein wenig ab, denn Vieles, was an Neuerungen mit großem Applaus eingeführt wurde, ist heute schon wieder vom Markt verschwunden. Nachhaltigkeit ist sicher einer der Hauptgesichtspunkte für eine Neueinführung in meine Praxis. Aber natürlich benutze ich in meiner Praxis (schon ziemlich lange) ein Mikroskop für Wurzelbehandlungen, 3D-Scanner, moderne Keramiken, DNA-Marker und vieles mehr. Die Zahnheilkunde hat in den letzten Jahren wunderbare Entwicklungen hervorgebracht.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. Sturz: Unbedingt! Da gibt es viele Patienten und viele Erlebnisse. Ich bin nun seit 1995 in Augsburg niedergelassen. Da entstehen viele enge Bindungen mit den Menschen, die diese Praxis aufsuchen. Aber Sie haben sicher Verständnis dafür, dass ich diese nicht öffentlich machen möchte. Diskretion ist wichtig.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. Sturz: Seien Sie mit sich selbst nicht allzu streng, sonst überfordert man sich zu schnell. Und sollte es mal nicht wie gewünscht vorangehen, ist es immer einen neuen Versuch wert. Oder wie ein kluger Mann gesagt hat:
Wenn Sie schon die Flinte ins Korn werfen, merken Sie sich die Stelle!
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